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Signum - Die verratenen Adler

Signum - Die verratenen Adler

Titel: Signum - Die verratenen Adler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Roemling
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Weg nach unten kam ihnen eine Gruppe von Offizieren zu Pferd entgegen, die am Anleger einem der Kriegsschiffe entstiegen waren. Im Näherkommen erkannte Caius seinen Onkel Silanus. Während die anderen plaudernd das Tempo verlangsamten, löste sich Silanus aus der Gruppe und hielt auf die beiden Jungen zu. Er trug eine Paradeuniform und ritt einen nervösen Grauschimmel. Wie immer in Gesellschaft seiner Kollegen unterdrückte er auch diesmal sein affektiertes Gehabe fast vollständig.
    Nachdem er Caius und Lucius begrüßt hatte, blickte er über die Kolonne, die ratternd, trampelnd und schnaubend das Lager verließ. »Das ist ein Anblick, was?« Er klang wie ein Tanzlehrer, dessen Schüler bei einer öffentlichen Darbietung brillierten. »Bis zum Spätnachmittag sind alle drüben. Zwei Meilen von hier mündet die Lupia ein. Sie schleppen die Kähne flussaufwärts bis Castra Lupiana.«
    Â»Wie viele Boote mögen das sein?«, fragte Caius.
    Â»Sechshundertfünfzig«, kam blitzschnell die Antwort. »Aber es werden noch mehr. Die Lupia ist zu eng für die sperrigen Kähne. Sie müssen unterwegs auf kleinere Boote umladen.«
    Â»Und was machen wir?«, fragte Caius. Wir hätten uns vielleicht früher danach erkundigen sollen, dachte er.
    Silanus schien sich über ihre Planlosigkeit nicht weiter zu wundern. »Ihr solltet einen Transportkahn mieten und morgen früh übersetzen. Anschließend empfehle ich euch die Uferstraße an der Lupia, die ist schon einigermaßen ausgebaut. Dann seid ihr schneller als diese lahmen Kähne und bekommt noch eine vernünftige Unterkunft. Wenn die drei Legionen da sind, wird das Lager aus allen Nähten platzen.«
    Â»Können wir unterwegs irgendwo übernachten?«
    Â»Nein. Fahrt, bis ihr da seid. Das ist sicherer. Wenn ihr nicht aufgehalten werdet, seid ihr morgen Abend im Lager.«
    Â»Nimmst du auch die Straße?«
    Silanus schnaubte und warf den Kopf hoch, und im gleichen Augenblick tat sein Pferd das Gleiche, was ziemlich komisch aussah. »Natürlich, oder meint ihr, ich quetsche mich auf einen dieser Kähne und lasse mir von den schwitzenden Trampeltieren da auf die Füße treten? Ich fahre mit Varus und ein paar anderen vom Stab. Aber ich kann euch nicht mitnehmen. Wir haben unterwegs noch was zu erledigen. Ihr seid aller Wahrscheinlichkeit nach also vor uns dort. Wenn ihr ankommt, meldet euch beim Präfekten Servius Tullius Onager und sagt, ihr kommt von mir.« Damit verabschiedete sich Silanus, gab seinem tänzelnden Pferd die Sporen und sprengte hinter seinen Begleitern her.
    Nachdem Caius und Lucius in einer Taverne gegessen hatten, schlenderten sie zum Fluss und schauten eine Weile dem Übersetzen der Soldaten zu, bis sie genug davon hatten. Anschließend machten sie sich daran, die Abreise für den nächsten Tag zu organisieren. Ein Schiffer war schnell gefunden, der sie am Morgen in aller Frühe auf die andere Seite bringen wollte. Den Rest des Tages verbrachten sie damit, in der Gaststube zu lesen, bis sie müde wurden. Noch bevor die Dunkelheit hereinbrach, legten sie sich schlafen. Nach den langen Reisetagen tat es gut, zeitig ins Bett zu kommen.
    Am nächsten Morgen sprangen sie wieder mit dem ersten Hahnenschrei auf die Beine. Das Gepäck war schon reisefertig und so ratterte der kleine Zug bereits nach einer halben Stunde in Richtung Anleger. Der Schiffer stand bereit, und ein Wagen nach dem anderen kroch über die vordere Laderampe auf den Kahn, während der Himmel sich im Osten langsam rosa einfärbte. Als das schwerfällige Ungetüm von sechs kräftigen Männern mit Stangen in Bewegung gesetzt wurde, tauchte die Sonne am Horizont auf. Caius stand allein an der vorderen Rampe des Kahns. Lucius und die anderen schnarchten in den Wagen um die Wette. Das Boot trieb fast unmerklich stromabwärts und entfernte sich langsam vom Ufer. Noch eine Stunde, dann bin ich in einer anderen Welt, dachte Caius. Mal sehen, was dieser Wald so für Überraschungen bereithält. Eine merkwürdige Aufbruchsstimmung beschlich ihn. In den vergangenen Wochen hatte er oft gezweifelt,ob es richtig gewesen war, diese Reise zu unternehmen. Und ausgerechnet jetzt, wo es wirklich ernst wurde, war er entspannt wie schon lange nicht mehr. Während sich die Sonne langsam über den Wipfeln der germanischen Wälder am anderen Ufer emporarbeitete

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