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Signum - Die verratenen Adler

Signum - Die verratenen Adler

Titel: Signum - Die verratenen Adler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Roemling
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gekommen war und sich in schlenderndem Schritt genähert hatte. Offensichtlich hatte er nichts zu tun. Er trug eine weiße Tunika und teure Schuhe aus Ziegenleder. Wie ein Soldat sah er nicht aus, und auch sein Auftreten entsprach nicht dem linkischen und gleichzeitig anmaßenden Gebaren, das diese jungen Legionäre an den Tag legten, die man irgendwo in Italien mitten aus ihrem beschaulichen und langweiligen Alltag heraus rekrutiert hatte. Bei den wenigen Gelegenheiten, bei denen Fastrada diese Soldaten hatte beobachten können, war ihr die unerträgliche Überheblichkeit aufgefallen, mit der sie den einfachen Leuten aus ihrem Volk gegenübertraten – eine Überheblichkeit, die sich auf nichts gründete als auf die Tatsache, dass sie hier fern der eigenen Heimat Besatzer spielten und ihr kümmerliches Selbstbewusstsein durch Großmäuligkeit gegenüber denen aufwerteten, die sich nicht wehren konnten, während sie ihren Vorgesetzten gegenüber katzbuckelten. Dieser Junge aber war anders. Der selbstbewusste und neugierige Blick, mit dem er die Marktstände taxierte, wanderte jetzt in ihre Richtung. Fastrada schaute angestrengtund möglichst unbeteiligt an ihm vorbei auf das Lagertor. Aus dem Augenwinkel schien es ihr, als ob er sie musterte. Es kam ihr wie eine Ewigkeit vor, und mehrmals musste sie sich zwingen, nicht wieder zu ihm hinzusehen. Schließlich entglitt ihr einen Moment lang die Kontrolle, und ihre Blicke trafen sich doch. Er grinste. Was gab es da zu grinsen? Sie spürte, wie sich die senkrechte Falte in ihre Stirn grub, über die Irmin sich oft amüsiert hatte. Auch der junge Römer schien belustigt. In seinen Augen lag etwas Provozierendes. Verlegenheit brandete in ihr auf, gefolgt von Trotz. Als er unschlüssig auf sie zuging, wurde ihr klar, dass er sie ansprechen würde. Instinktiv beschloss sie so zu tun, als verstünde sie ihn nicht.
    Drei Schritte von ihr entfernt blieb er stehen und blickte scheinbar gleichgültig auf die Waren, die sich auf ihrem Karren stapelten. Schließlich zeigte er auf einen Korb mit Äpfeln. »Was kosten die?«, fragte er in seiner Sprache.
    Im ersten Augenblick empfand sie die Selbstverständlichkeit als anmaßend, mit der er vorauszusetzen schien, dass sie ihn verstand. Im gleichen Moment aber wurde ihr klar, dass man nichts verkaufen konnte, wenn man nicht bereit war, den Kunden irgendwie entgegenzukommen. »Einen Quadrans«, sagte sie schnell. »Für zehn Stück.«
    Â»Einzeln gibt es die nicht?« Er lächelte.
    Sie wollte zurücklächeln, bezwang sich aber. Sie hatte die scheinbar absurde Erfahrung gemacht, dass Leute, vor allem Männer, die etwas von ihr wollten, umso zutraulicher wurden, je deutlicher sie sie abwies. »Nein«, erwidertesie. »Wenn ich sie einzeln verkaufen würde, dann stünde ich in einem Monat noch hier.« Kaum hatte sie die Worte ausgesprochen, wurde ihr klar, dass sie sich für die Bauerntochter, die sie zu sein vorgab, viel zu gut ausgedrückt hatte. »Die Erbsen sind übrigens auch nicht einzeln verkäuflich«, setzte sie nach und konnte sich das Lachen nun kaum noch verkneifen.
    Â»Ich will aber nur einen«, beharrte er. »Ein Apfel am Tag, Arzt gespart.« Es schien ein Sprichwort zu sein. Dann erhellte eine plötzliche Eingebung sein Gesicht. »Ich zahle sofort und hole mir die anderen in den nächsten Tagen«, sagte er und lächelte herausfordernd.
    Schön eingefädelt, dachte Fastrada. Von allen Annäherungsversuchen, die sie bisher erlebt hatte, war dieser allerdings einer der unaufdringlicheren. »Morgen bin ich wahrscheinlich nicht mehr da«, sagte sie schnell. Ein Anflug von Bedauern streifte sie, der sie selbst befremdete.
    Â»Das ist jammerschade.«
    Â»Warum? Äpfel bekommst du überall.«
    Die Antwort hätte nur ein oberflächliches Kompliment sein können, das er sich offenbar nicht zu machen traute, und so wechselte er das Thema. »Woher kannst du unsere Sprache so gut?«
    Â»Man schnappt hier und da was auf«, erwiderte sie vage. »Ihr seid ja nicht erst seit gestern im Land.«
    Â»Trotzdem. Ich habe bisher nur einen Germanen getroffen, der so gut Latein konnte wie du. Und das war bei mir zu Hause in Rom. Ein Cherusker.«
    Fastrada wurde hellhörig, sie konnte ihre Neugier nicht mehr im Zaum halten. »Wer soll das denn gewesen sein?«, fragte

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