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Signum - Die verratenen Adler

Signum - Die verratenen Adler

Titel: Signum - Die verratenen Adler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Roemling
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nicht«, sagte Lucius kopfschüttelnd. »Meinst du, der Herr Legat schleicht sich persönlich über das Dach an?«
    Â»Nein«, murmelte Caius nachdenklich. »Dafür hat er vermutlich seine Helfer.«
    Â»Vielleicht hat er den Boten auch nicht eigenhändig umgebracht.«
    Â»Das ändert eigentlich nichts. Er war’s jedenfalls, so oder so.«
    Â»Es ändert insofern etwas, als es in diesem Fall möglicherweise weitere Mitwisser gibt«, gab Lucius zu bedenken. »Und dass wir jetzt gar keine Ahnung mehr haben, vor wem wir uns in Acht nehmen müssen.« Dann wandte er sich wieder an Placidus, der mit zerknirschtem Gesicht aufgestanden war. »Kannst du dich wirklich an nichts erinnern?«
    Â»Ein Blitz vor meinen Augen. Und gleichzeitig ein dumpfer, dröhnender Schlag. Wie beim Gewitter, wenn man mittendrin ist.«
    Â»Schöner Vergleich«, spottete Caius. »Wir haben einen Poeten als Bewacher.«
    Sie schwiegen eine Weile. Was erzählen wir jetzt Varus, schoss es Caius durch den Kopf, und sein Freund schien das Gleiche zu denken.
    Â»Wir müssen zurück und es ihm beichten«, sagte Lucius schließlich. »Damit können wir wohl vergessen, dass er uns in sein Geheimnis einweiht. Wir können froh sein, wenn er uns nicht aus dem Lager wirft.«
    Caius nickte. Es war klar, dass sie keine andere Wahl hatten. Und so holten sie einen der Sklaven von Lucius, der sich auf die Heilkunst verstand, und wiesen ihn an, sich um den Verletzten zu kümmern. Dann traten sie schweigend und mit einem beklommenen Gefühl im Magen den Rückweg zur Kommandantur an. Die Wachen ließen sie ungefragt passieren, und ein Sklave begleitete sie zu dem Raum, in dem der Statthalter auf sie wartete.
    Varus schien Unheil geahnt zu haben, denn er ging rastlos mit seinem Becher im Raum auf und ab, als sie eintraten. Während die beiden von dem Diebstahl berichteten, hieb er ein paarmal mit der Faust gegen die Wand, doch der erwartete Wutanfall blieb aus, wenngleich es den Statthalter unendliche Überwindung zu kosten schien, sich zusammenzunehmen. Seine Hand zitterte stark, mit einem wütenden Schluck leerte er den Becher und knallteihn auf den Tisch, schenkte aber sofort nach. Dann setzte er sich und blickte grübelnd ins Leere.
    Die beiden Freunde standen unschlüssig in der schier unerträglichen Stille des Raumes an der Tür, die der Sklave hinter ihnen geschlossen hatte. Während Caius sich noch fragte, ob es ungebührlicher wäre, stehen zu bleiben oder unaufgefordert wieder Platz zu nehmen, fasste Lucius sich ein Herz und hockte sich auf den Rand der Kline, auf der er zuvor gelegen hatte. Caius folgte seinem Beispiel.
    Varus blickte kurz auf, sagte aber nichts und verfiel erneut in sein nachdenkliches Starren. Nach einer Weile leerte er seinen Becher, stellte ihn ab und holte tief Luft. Er goss sich erneut nach und nahm einen großen Zug. »Soweit ich mich erinnere, geht aus meinem Brief nicht mit einem Wort hervor, um was es sich handelt«, sagte er. »Wer auch immer den Brief gestohlen hat – er wird nicht viel Neues daraus erfahren. Nach allem, was ihr berichtet habt, kann man wohl davon ausgehen, dass Rullianus ihn jetzt hat. Und wenn schon. Er weiß nicht mehr als das bisschen, was er sich zusammengereimt hat. Ich frage mich, wie er überhaupt Wind von der Sache bekommen hat. Als wir noch in Oppidum Ubiorum waren, hat er nach einer Besprechung versucht mich mit ein paar hingeworfenen Bemerkungen in die Enge zu treiben. Aus seinen Unverschämtheiten ging eigentlich nur hervor, dass er geblufft hat. Er würde mich gern erpressen, aber er weiß nicht womit.«
    Â»Er hat gewissermaßen einen Pfeil in die Luft geschossen«, sagte Lucius. Caius warf seinem Freund einen entsetzten Blick zu. Wenn Lucius jetzt auch noch verriet, dass sie bei der Besprechung im Stabsgebäude von Oppidum Ubiorum gelauscht hatten, dann brach vielleicht doch ein Donnerwetter über sie herein.
    Der Statthalter hatte die Bemerkung jedoch nicht gehört. Gedankenverloren schenkte er sich Wein nach. »Ich habe vor fünfzehn Jahren einen großen Fehler begangen«, sagte er. »Aber ich werde ihn wiedergutmachen. Es ist kein Schaden entstanden. Schaden entsteht erst, wenn bekannt wird, worum es sich handelt. Nun, wie gesagt, ich habe einen Fehler begangen. Aber das ändert nichts daran, dass ich hier das Sagen habe.« Varus war von

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