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Signum - Die verratenen Adler

Signum - Die verratenen Adler

Titel: Signum - Die verratenen Adler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Roemling
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auch. Dafür habt ihr ja Bordelle.«
    Er ging nicht darauf ein. Als er weitersprach, war seine Stimme entschlossener und auch trotziger. »Und ich habe keine Kinder erschlagen.«
    Â»Aber Männer, die Kinder hatten!«
    Â»Verdammt noch mal, so ist das im Krieg!«
    Â»Ich weiß. Ich frage mich nur, warum du es eilig hast, wieder damit anzufangen. Macht es Spaß?«
    Â»Nein.«
    Â»Doch. Ihr redet doch die ganze Zeit darüber. Und ihr lacht.«
    Â»Das kannst du nicht beurteilen.«
    Â»Natürlich kann ich beurteilen, ob ihr lacht.«
    Â»Aber nicht, ob das Töten uns Spaß macht.«
    Â»Warum seid ihr dann stolz darauf?«, hakte Fastrada nach.
    Â»Weil wir es für unser Volk tun.«
    Die Antwort klang in Fastradas Ohren unerträglich selbstherrlich. Sie fühlte einen fast schon körperlichen Ekel vor dem Pathos, das in diesem Satz mitschwang. Sie hielt ihr Pferd an, und auch Irmin kam zum Stehen. In der Dunkelheit konnte sie sein Gesicht nur schemenhaft erkennen. Ihr Cousin sagte nichts, vielleicht wollte er den Streit nicht eskalieren lassen. Auch Fastrada hatte nicht die Absicht, die Feindseligkeit weiter anzuheizen. Doch gleichzeitig kam ihr ein Gedanke, der ausgesprochen werden wollte. »Du tust es nur für dich selbst«, sagte sie und versuchte dabei sachlich zu klingen. »Ja, für dich selbst. Du willst nach oben. Du willst werden wie Tiberius. Du willst, dass andere am Lagerfeuer von dir erzählen.« Sie zitterte am ganzen Körper. »Aber bei den Römern kommst du nicht weiter. Es reicht dir nicht Präfekt der Hilfstruppenzu sein, denn du weißt, dass später niemand über Caius Julius Arminius sprechen wird. Stattdessen glaubst du, dass unsere Nachfahren bis in alle Ewigkeit Heldenlieder von Irmin dem Cherusker singen, wenn dein Plan gelingt.«
    Er schwieg noch immer, und sie spürte, dass sie einen wunden Punkt getroffen hatte.
    Â»Und selbst wenn du recht hast«, sagte er leise und mit einem unheilvollen Unterton in der Stimme. »Ich werde es trotzdem tun.«
    Â»Ich weiß«, sagte sie. »Spätestens seit heute Abend ist mir das klar. Aber denk an deine eigenen Worte: Die Römer sind hartnäckig. Sie werden sich nicht geschlagen geben. Sie werden wiederkommen. Und sie werden ihre eigene Geschichte daraus machen. Es wird die Geschichte von Caius Julius Arminius sein, dem Verräter.«
    Er beugte sich vom Rücken seines Pferdes zu ihr herüber und blickte sie an. Seine Augen waren kalt. »Du irrst dich, Fastrada«, sagte er langsam. »Sie werden mich sogar zum Übermenschen machen. Anders werden sie es nämlich gar nicht ertragen können, dass ich sie besiegt habe.« Damit hieb er seinem Pferd die Fersen in die Flanken und ritt weiter, ohne sich noch einmal umzudrehen.

19
    Caius starrte seinen Freund an, der sich die Knöchel rieb. Lucius sah aus, als würde er am liebsten ein zweites Mal gegen den Türrahmen schlagen, der plötzliche Schmerz hatte ihn noch wütender gemacht. Es fiel ihm sichtbar schwer, sich zusammenzureißen.
    Hinter Caius stöhnte der Leibwächter auf. Er hatte sich inzwischen aus der Handfessel befreit, in eine sitzende Position gestemmt und fummelte nun an dem Strick an seinen Füßen herum.
    Â»Wer war das?«, fauchte Lucius. »Und wie konnte das passieren?«
    Â»Die erste Frage kannst du dir selbst beantworten. Und für die zweite musst du warten, bis er sich wieder gefangen hat«, sagte Caius. Er wies auf den Leibwächter, einen muskelbepackten Kerl namens Placidus, der mit einem ärgerlichen Ruck das Seil von seinen Fußgelenken riss und halb wütend, halb schuldbewusst zu ihnen aufblickte.
    Â»Ein Schlag auf den Kopf«, sagte er stöhnend und rieb sich eine Stelle am Schädel.
    Â»Du standest in der Gasse mit dem Rücken zur Tür«, sagte Lucius ungnädig. »Wie kann sich da einer von hinten angeschlichen haben?«
    Â»Er kam von oben. Ich bin erst hier drin wieder aufgewacht.«
    Lucius ging zur Eingangstür und trat auf die Gasse. »Der Kerl muss über das Dach gekrochen sein«, ließ er sich gedämpft von draußen vernehmen. Dann bückte er sich nach etwas und kam mit einem Ziegelstein in der Hand wieder herein. »Der lag neben der Tür.«
    Â»Rullianus«, murmelte Caius. »Er hat ihm den Stein über den Schädel gezogen. Saubere Arbeit.«
    Â»Glaube ich

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