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Signum - Die verratenen Adler

Signum - Die verratenen Adler

Titel: Signum - Die verratenen Adler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Roemling
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Caius den Centurio.
    Â»Das, was sie hören wollten«, gab dieser in demonstrativer Gelassenheit zurück. »Ruhm, Ehre, Tapferkeit, was weiß ich. Irgendwas von den Taten der Vorväter, wenn ich mal raten darf. Damit kriegt man die Leute immer. Geh nach Rom zur Rostra, da kannst du dir das Gleiche anhören. Bei uns sind die Sätze etwas länger, dafür wird hier lauter geschrien. Heiße Luft. Nichts, was man behalten muss.«
    Der Tribun schwieg wie ein Schuljunge, der wegen einer dummen Frage vor der ganzen Klasse getadelt wurde.
    Eine Reihe vor ihnen blickte sich jemand um. Es war Silanus, den Caius von hinten gar nicht erkannt hatte. Sein Gesicht hatte den gewohnten Ausdruck von arroganter Langeweile. »Im Übrigen ziemlich unhöflich, dieGäste nicht als Erstes zu begrüßen«, sagte er an den Centurio gewandt.
    Der Angesprochene grinste. »Stimmt. Das haben wir wohl vergessen ihm beizubringen.«
    Während sich in der Menge abermals das vielstimmige Flüstern erhob, steckte Arminius sein Schwert zurück in die Scheide und fing noch einmal an zu sprechen. Abermals flogen Worte über den Platz und hallten zurück. Caius brauchte etwas, bis er begriff, dass der Cherusker nun ins Lateinische gewechselt hatte.
    Â»Aha«, ließ sich der Centurio vernehmen. »Geht doch.«
    Was auch immer Arminius sagte – so gut wie niemand verstand es, denn das Gemurmel der Germanen, die weder die Höflichkeit noch die Geduld hatten, länger zu schweigen, schwoll weiter an. Caius blickte sich um und sah missmutige Gesichter bei den Römern. Die Cherusker hatten nun ganz ungeniert zu plaudern begonnen. Als er wieder nach oben schaute, war die Gestalt auf dem Felsen verschwunden, als habe ein Gott ihn mit eiligem Handgriff enthoben und im Abendhimmel verschwinden lassen, der nun rasch eine dunkelblaue Farbe anzunehmen begann. Er musste an der rückwärtigen Seite des Steins hinabgestiegen sein.
    Die Germanen zerstreuten sich, während die drei Kohorten etwas unschlüssig in Paradeordnung stehen blieben. Je mehr die Wände aus Menschen um ihn herum zurückwichen, desto entspannter wurde auch Caius, derdie ganze Zeit über ein unbestimmtes Gefühl von Bedrängnis gehabt hatte.
    Jetzt erschien zwischen den Felsen ein Reiter, der sich auf Varus zubewegte. Es war Arminius. Die beiden Männer begrüßten sich in intimer Freundschaftlichkeit, dann wendete Varus sein Pferd und ritt an der Seite des Cheruskerführers auf die Formation zu. Arminius war von stattlicher Statur, obwohl sein Pferd kleiner war als das des Statthalters, waren beide auf Augenhöhe.
    Â»Ihr habt gehört, was der Präfekt gesagt hat!«, rief Varus in die Reihen der Legionäre hinein. Caius vernahm unwilliges Murmeln. Offensichtlich hatte wirklich niemand verstanden, was der Germane von sich gegeben hatte. »Wir sind heute Abend die Gäste unserer Verbündeten. Jetzt wird gefeiert!« Mit diesen Worten tauchte der Statthalter zusammen mit Arminius in das Spalier seiner Leibwache.
    An den Rändern der Lichtung fuhren Ochsenkarren in einer langen Kette vor, die Fässer, vor allem aber gewaltige Spießbraten geladen hatten. Daneben wurden Holzhaufen entzündet und Fackeln in den Boden gesteckt, und bald strahlte die ganze Lichtung im warmen Schein zahlloser Feuer, die das letzte Tageslicht ablösten, in den Scharten der Felsen leckten und die Elstersteine noch riesiger erscheinen ließen. Die ersten Germanen machten sich über die Wagen her, ein tausendstimmiges Gewühl aus Körpern, in das sich nun auch immer mehr Legionäre mischten.
    Caius und Lucius saßen ab und während Caius noch überlegte, was sie mit den Pferden machen sollten, löste sich ein Cherusker aus der Menge, nickte ihnen freundlich zu, nahm die Zügel und verschwand mit den beiden Tieren im Gewimmel.
    Â»Was für hilfsbereite Gastgeber«, sagte Lucius.
    Die beiden Freunde kämpften sich durch das Gedränge zu den Feuern vor, wo die ersten Gruppen bereits an großen Fleischbrocken kauten und Becher mit Wein oder Bier hinunterstürzten. Bei den Wagen war der Andrang so stark, dass kaum ein Weiterkommen war.
    Â»Wir sollten uns trennen, wenn wir heute noch was kriegen wollen!«, rief Lucius gegen das Stimmengewirr an. »Du Fleisch, ich Wein!«
    Â»Alles klar!«, gab Caius zurück. »Wir treffen uns wieder hier.« Ohne sich noch einmal

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