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Signum - Die verratenen Adler

Signum - Die verratenen Adler

Titel: Signum - Die verratenen Adler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Roemling
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an Publius, den Arzt seines Vaters. Der Centurio blickte mit einer Mischung aus Gelassenheit und Umsicht vom Rücken seines Pferdes aus in die Runde. »Ich denke, wir werden gleich in den Genuss einer Ansprache kommen«, sagte er mit der ruhigen Stimme eines Mannes, der durch nichts zu beeindrucken war.
    Der Tribun sah sich ebenfalls um. »Wir stehen hier etwas eingekeilt«, sagte er mit kaum zu überhörender Beklommenheit.
    Â»Das gehört dazu«, gab sein Nachbar ungerührt und in dem leicht herablassenden Unterton zurück, den Veteranen gegenüber Grünschnäbeln an den Tag zu legen pflegten. »Sie wollen zeigen, dass sie stark sind.«
    Â»Sind ganz schön viele.«
    Â»Sieht nur so aus.« Der Centurio wies über die Köpfe der Cherusker hinweg an den Rand der Lichtung. »Schau mal genau hin: Sie haben alles aufgeboten, was laufen kann, um uns zu beeindrucken. Die Hälfte kannst du mal gleich wieder abziehen.«
    Caius schaute in die Richtung, in die der Centurio gezeigt hatte. In der Tat sammelten sich dort, halb verdeckt von den Kriegern, Alte, Frauen und Kinder.
    Â»Es heißt, dass sie ihre Weibsbilder in die Schlacht mitnehmen. Das spornt sie erst richtig an«, sagte der Tribun.
    Â»Junge«, antwortete der Centurio, der sich durch den Rang seines fast dreißig Jahre jüngeren Nebenmannes nicht im Geringsten beeindrucken ließ, mit väterlichem Spott. »Das erzählen sie euch in Rom, damit es sich ein bisschen wilder anhört.«
    Die Schatten waren länger geworden. Durch die senkrechten Lücken zwischen den Felsen leuchtete der Himmel orange. Caius wollte sich gerade zu Lucius beugen, um ihn auf einen Germanen in der Menge aufmerksam zu machen, der aus unerklärlichen Gründen zu seinem Lederpanzer einen römischen Legionärshelm trug, da ging ein Raunen durch die Menge. Alle Blicke richteten sich plötzlich nach vorn. Auf der Spitze der aufragenden Steinsäule, die Caius schon aus der Ferne gesehen hatte, war eine Gestalt erschienen. Und während die Römer in abwartender Haltung, hier und da sichtliches Missbehagen auf den Gesichtern, zu dem Mann hochschauten, erhob sich bei den Germanen ein ohrenbetäubendes Geschrei.Sie schlugen auf ihre Schilde, rammten die Schäfte ihrer Lanzen rhythmisch auf den Boden, dass die Erde zitterte. Sie stampften im gleichen Takt mit den Füßen und skandierten mit sichtlich wachsender Begeisterung wieder und wieder einen fremdartigen Namen.
    Â»Irmin!«, schrie Lucius Caius zu. »Das muss dieser Arminius sein.«
    Caius nickte nur, ohne die Augen von der Gestalt abzuwenden, die das Geschehen eine ganze Weile beobachtete, bevor sie mit befehlsgewohnter Geste eine Hand in den Himmel stieß, um die Leute zum Schweigen zu bringen. Augenblicklich erstarb das Geschrei. Eine bleierne Stille legte sich über die freie Fläche vor den Felsen, unheimlicher und machtvoller als das kehlige Brüllen und das Stampfen und Klappern der Waffen, eine Stille, die umso bedrohlicher wirkte, als der Mann, der nur Arminius sein konnte, zunächst keine Anstalten machte, sich zu regen. Wie erstarrt stand er da, als wollte er über alle Köpfe hinweg nach der feuerroten Sonne greifen. Die Felsen, das Licht, die Menschenmassen und die Pose verbanden sich zu einer durchschaubaren, aber deshalb kein bisschen weniger beeindruckenden Inszenierung der Macht.
    Caius dachte schon fast, der Cherusker würde bis in alle Ewigkeit dort oben auf dem Felsen festgewachsen stehen bleiben, als sein Arm sich senkte und Arminius zu sprechen begann. Unverständliche Laute, unterbrochen von Pausen, in denen das Echo seiner Stimme nachhallte, wehten über den Platz. Dann schnellte die Hand, die nunein Schwert umschloss, erneut nach oben und stieß die Waffe in den Himmel, einmal, zweimal, und beim dritten Mal erhob sich abermals das Geschrei, noch lauter als zuvor, das Stampfen und Klappern setzte wieder ein, der Name schien über die Köpfe der Menge zu fliegen, vereinzelte Sprechchöre fanden zusammen und verschmolzen im donnernden Takt dieses einen Wortes. Es dauerte lange, bis der Lärm abebbte.
    Caius blickte sich um. Während die Cherusker sich gegenseitig anstießen, Fäuste ballten und die Brust aufblähten, herrschte bei den Römern eine durch höfliches Lächeln mühsam unterdrückte Entgeisterung vor.
    Â»Was hat er wohl gesagt?«, fragte der Tribun vor

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