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Silber

Titel: Silber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Savile
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Detail.“
    „Und was wäre das?“
    „Warum ich es getan habe.“
    Sir Charles spielte es noch einmal ab.
    Und noch einmal.
    Ihr letzter Satz hing in der Luft.
    „Wissen wir, wer sie ist?“, fragte Orla Nyrén, die sich in ihrem Stuhl vorgebeugt hatte. Sie wurde immer sehr lebendig, wenn die Dinge um sie herum interessant zu werden versprachen. Das galt zwar für die meisten Menschen, doch ihre Definition von „interessant“ unterschied sie von diesen.
    „Mr. Lethe, wären Sie so gut, Ihre Entdeckungen mit uns zu teilen?“ Sir Charles neigte den Kopf leicht zur Seite.
    Lethe nickte und rückte nervös die schwarz umrandete Brille zurecht. „Wir haben die Gesichtserkennungssoftware durchlaufen lassen und nach Übereinstimmungen mit unserer Unbekannten hier in verschiedenen Datenbanken gesucht. IDENT1 hatte nichts, ebenso wenig der Server in the Sky, also ist sie nicht auf der Liste der meistgesuchten Personen des FBI. Deshalb haben wir uns erstmal die nationalen Verzeichnisse vorgeknöpft. Wir haben einen Treffer vom DMV in Swansea und einen aus dem IRIS-System von Heathrow. Das hat uns geholfen, die nicht ganz so offensichtlichen Details herauszufinden.
    Unsere brennende Dame ist eine gewisse Catherine Meadows. Sie ist Absolventin der Universität von Newcastle, neununddreißig Jahre alt und alleinstehend. Ms. Meadows war bis zum Zeitpunkt ihrer spontanen Selbstentzündung eine angesehene forensische Archäologin. Zuletzt ist sie als Zeugin beim Prozess gegen Radovan Karadžić vor dem Kriegsverbrecher-tribunal in Den Haag aufgetreten. Ihr Lebenslauf liest sich wie ein Who is Who der modernen Archäologie. Aber das war’s dann auch schon, das war ihr ganzes Leben. Sie war besessen von der Vergangenheit. Sie hat nicht im Hier und Jetzt gelebt.
    Zwischen den Zeilen ergibt sich der Eindruck, dass sie eine einsame Frau war, die Abends wahrscheinlich eher mit der Katze auf dem Schoß und einem Glas Milch in der Hand die neueste Folge der Eastenders angesehen hat, als dass sie einem stürmischen Liebhaber in die Arme gesunken wäre. Es gibt keine Anzeichen darauf, dass es sich bei ihr um eine typische Terroristin handeln könnte, nicht einmal um eine untypische“, sagte er mit einem Schulterzucken. „Offen gesagt hätte ich Ms. Meadows bis zu ihrem Auftritt als flammendes Inferno – in Ermangelung eines besseren Ausdrucks – als langweilig bezeichnet.“
    „Unglaublich, was man mit Google alles herausfinden kann“, scherzte Noah.
    „Tatsächlich war die Hälfte dieser Informationen öffentlich zugänglich. Mit ihrem Namen und ihrem Bild hätten Sie alle das herausfinden können. Auf ihrer Facebook-Seite waren unzählige Bilder von ihrem rotgetigerten Kater, Links zu Freunden aus ihrer Abschlussklasse 1991 an der Uni Newcastle, und ein paar unvorteilhafte Fotos aus ihren Tagen als Cure-Fan.“ Lethe zuckte hinter seiner Brille ironisch mit einer Augenbraue. „Manchmal sollte man die Vergangenheit ja lieber ruhen lassen, aber das ist ihr als Archäologin offensichtlich schwer gefallen.” Er lachte leise über seinen eigenen Witz. „Ihre Texte wurden in einigen akademischen Zeitschriften veröffentlicht. Für alle, die unter Schlaflosigkeit leiden, stehen die Artikel online zur Lektüre bereit.“
    „Also warum zündet sie sich dann auf einmal selbst an? Ich meine, das ist schon eine ziemlich extreme Art des Selbstmords“, fragte Ronan Frost, dessen Akzent jetzt nur noch ein leises Rattern war.
    „In meinem Land würden wir nach den unsichtbaren Männer suchen“, bemerkte Konstantin rätselhaft.
    „Genau“, stimmte ihm der Ire zu. „Diese Sache stinkt gewaltig. Eine langweilige Frau beschließt nicht plötzlich aus einer Laune heraus, sich selbst anzuzünden. Wer versteckt sich in den Schatten? Wer sind die unsichtbaren Männer?“
    „Sir Charles?“, sagte Lethe, um das Wort wieder an den alten Mann zu übergeben.
    Das Einzelbild auf den Plasmabildschirmen teilte sich in zwölf scheinbar identische Bilder auf. Doch Noah fiel schnell auf, dass sie nicht identisch waren, sondern überraschend – wenn nicht sogar erschreckend – ähnlich. Jeder der Monitore war von einer brennenden Menschengestalt ausgefüllt. Der Zeitstempel stand bei jedem Bild auf 15:00 Uhr UTC. Hier endeten die Gemeinsamkeiten allerdings auch schon.
    Als er die einzelnen Bilder der Reihe nach betrachtete, erkannte er den Dam und die weiße Steinsäule des Nationalmonuments in Amsterdam, die gläserne Pyramide vor dem Palais de

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