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Silber

Titel: Silber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Savile
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noch einen Geophysiker, einen Historiker mit Spezialisierung auf den Nahen Osten … Die Liste ließe sich fortsetzen, aber Sie erkennen sicherlich, worauf es hinausläuft.“
    „Du warst scheinbar ganz schön fleißig“, sagte Noah.
    „Oh, sie wäre längst nicht so beeindruckend ausgefallen, wenn Sie um drei Uhr schon hier gewesen wären.“
    „Dann hat es manchmal ja doch etwas für sich, wenn man zu spät kommt.“ Noah lächelte reumütig.
    „In der Tat“, sagte der alte Mann und unterbrach damit das Geplänkel. Es entstand ein peinlicher Moment der Stille, in dem Lethe vergessen zu haben schien, dass er den anderen gerade eine Einweisung geben sollte. Er löste mit dem Touchscreen die nächste Abfolge aus, und die Bilder wurden durch eine Einzelaufnahme ersetzt: Eine untergehende Sonne und ein gewaltiges, orange-rotes Felsplateau. In der rechten oberen Ecke sah man das ausgewaschene Blau des Meeres.
    Noah betrachtete aufmerksam die farbigen Streifen, die sich um die Seiten des Tafelbergs zogen.
    „Dieser Ort ist die Gemeinsamkeit, die sie alle haben“, sagte Lethe und zeigte dabei auf die Videowand. „Masada. Die Stätte wurde zum Weltkulturerbe ernannt und liegt an der Straße entlang des Toten Meeres, am östlichen Rand der Judäischen Wüste. Laut Flavius Josephus, der eine echte Koryphäe auf diesem Gebiet war, wurde die ursprüngliche Wehranlage von König Herodes erbaut und diente später als Festung für eine extremistische Sekte, die sich die Sikarier nannte. So wie sie dargestellt werden, waren sie die ersten Terroristen der Welt, aber andererseits war Josephus auch ein chronischer Lügner, der zu starken Übertreibungen neigte, wenn er etwas aufschrieb, also wer weiß? Eines ist allerdings sicher, die Sikarier begingen lieber Massenselbstmord, als sich den Römern zu ergeben. Die Tatsache, dass es zwei Massenselbstmorde in Zusammenhang mit diesem Ort gibt, gefällt mir übrigens auch nicht besonders.“
    „Schön und gut“, sagte Orla Nyrén, „aber worin genau besteht die Verbindung zu unseren Selbstmorden? Mir fehlt hier etwas.“ Sie kratze sich an der rechten Augenbraue – dort war eine kleine Narbe unter den Haaren – mit dem Daumen der linken Hand. Es war eine merkwürdig unbeholfene Geste.
    „Ich bin froh, dass Sie gefragt haben, Orla“, sagte Lethe in seiner weisesten und sonorsten Stimme. Wieder veränderte er die Bilder auf den Schirmen. Diesmal zeigten sie ein Dutzend Fotos von einer archäologischen Ausgrabungsstätte. „Ohne eine Kristallkugel kann ich nicht sagen, wie wichtig dieses Ereignis in Relation zum heutigen steht, aber 2004 hat ein Erdbeben die bröckeligen Mauern der Festung beschädigt. Das Resultat war die Entdeckung von mehreren, bis dahin verschollenen Kammern und einem unterirdischen Netz aus Gängen. Und jetzt, meine Freunde, kommt der Punkt, an dem eins und eins entweder zwei oder drei ergibt: Jedes unserer Opfer war Mitglied des Ausgrabungsteams.“

4
DER STEINIGE WEG NACH MEGIDDO
    „Ich brauche eine Sekunde, um das zu verarbeiten.“ Noah sah zu den Plasmabildschirmen hoch. Die Gesichter hatten zwar der gezackten Felslandschaft in Israel Platz gemacht, aber das war egal. In seinem Kopf sah er immer noch Catherine Meadows digitalen Geist, der auf die Knie stürzte und die Arme zu einem verzweifelten V erhob. Er rieb sich mit den Fingerspitzen über die Schläfen. „Also geht es hier um eine Verschwörung, die die Ermordung des Papstes zum Ziel hat, nun gut. Aber eine Verschwörung, die zweitausend Jahre zurückreicht, bis zu einer Sekte, die Massenselbstmord begangen hat? Das ist schon etwas Besonderes. Und damit meine ich nicht besonders gut, wie ich hinzufügen will. Und, als ob das alles“ - er schnaubte ungläubig - „nicht genug wäre, ist unser Informant schon seit über fünfhundert Jahren tot und war zudem auch noch ein Hellseher, der nicht wusste, wie man ‚Hitler’ schreibt, und der Saddam als den Antichristen identifiziert hat. Trifft es das ungefähr?“ Er warf einen Blick in die Runde. „Ich meine, ist euch klar, wie verdammt lächerlich sich das anhört?“
    Lethe fing seinen Blick und starrte zurück. Er war zehn Jahre jünger als die anderen Mitglieder des Teams, und in diesem Moment sah man ihm das deutlich an. Er berührte den schwarzen Rahmen seiner Brille. „Ich würde sagen, dass wir fröhlich die gelbe Ziegelstraße Richtung Klapsmühle entlanghüpfen“, stimmte Lethe ihm mit einem schiefen Lächeln zu, „aber es ist

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