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Silber

Titel: Silber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Savile
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Münzen auf den roten Teppich. Er musste sie nicht zählen. Es würden dreißig Stück sein. Dreißig Spritzer roten Blutes, um den Verrat zu besiegeln.
    Die BKA-Männer rannten auf ihn zu, sie zielten mit ihren Waffen auf sein Gesicht und seinen Rumpf und schrien: „Hinlegen!“
    „Auf den Bauch!“
    „Runter!“
    „Lassen Sie die Hände da, wo wir sie sehen können!“
    Er sah ihre Pistolen und die Raserei in ihren Gesichtern.
    Es lag Hass darin. Brennender, glühender Hass.
    Jeder von ihnen wollte den Abzug drücken.
    Und wer hätte ihnen einen Vorwurf daraus machen können?
    Konstantin legte den Körper des toten Mannes ehrerbietig auf den Teppich. Er blickte niemandem auf der Bühne in die Augen. Er nahm die Schreie des Publikums nicht wahr. Er nahm die Hände hinter den Kopf und verschränkte die Finger ineinander.
    Der Judasdolch lag auf dem roten Teppich neben ihm, Blut bedeckte die silberne Klinge.
    Der Schweizergardist, der dem Papst den tödlichen Stoß versetzt hatte, blickte erst den Dolch an, dann Konstantin und dann das Blut an seinen Händen. Der geisterhafte Anflug eines Lächelns umspielte seine Lippen, als er rief: „Mörder!“
    Konstantin starrte den Mann unverwandt an, er prägte sich jeden Quadratzentimeter seines Gesichts genau ein.
    Dann bekam er einen heftigen Stoß in den Rücken und ging zu Boden.
    Sie drückten sein Gesicht in den blutigen Teppich, sie ergriffen seine Handgelenke und breiteten ihm die Arme aus. Jemand zischte in sein Ohr: „Gib mir nur einen Grund, abzudrücken.“
    Konstantin schloss die Augen und wartete auf die Kugel.
    Er begriff nicht, wie ihm geschah, bis er spürte, dass der Mann seine rechte Hand festhielt und ihm die Finger um den Griff des Dolches schloss. Trotz des Gewichts des Mannes auf seinem Rücken zog Konstantin die Hand instinktiv zurück. Die Klinge lag wenige Zentimeter vor seinem Gesicht, beschmiert mit blutigen Fingerabdrücken.

26
SIEBEN FÜR EIN GEHEIMNIS
    Noah rannte mit gesenktem Kopf über die gepflasterte Straße. Er keuchte schwer.
    Er verfolgte den verdammten Witzbold jetzt schon seit fast fünf Minuten. Das war eine lange Zeit, wenn man so schnell lief. Der andere kannte sich gut genug in der Stadt aus, um jede Kreuzung, jeden Winkel und jede Abkürzung zu kennen; das hieß, er musste ein Einheimischer sein. Noah drängte sich zwischen einer Gruppe von Touristen mit ausgebreiteten Stadtplänen hindurch und wurde nicht langsamer, als sie ihm irgendetwas hinterherriefen. Der Kerl war schnell. Aber er war nicht nur schnell, er war auch ausdauernd, beweglich und geschickt. Über kleinere Mauern sprang er leicht wie eine Gazelle, nur um auf der anderen Seite schon rennend wieder zu Boden zu kommen. Noah war nicht gut in Form. Er hatte keine Ahnung gehabt, wie schlimm es um seine Kondition wirklich stand, bis der Clown ihn zu einem lustigen Tänzchen über die Stufen vor der Engelsburg aufgefordert hatte. Sie waren eine komplette Runde um die Mauern der Vatikanstadt gelaufen, die ganze Via Vaticano hinab und über die Piazza Risorgimento, sie waren auf der belebten Via Crescenzio Autos ausgewichen und unter dem Schatten des Schwertes von Erzengel Michael zum Fluss Tiber hinuntergerannt.
    Während Noah das Arschloch verfolgte, ratterten sämtliche Schimpfworte durch seinen Kopf, die er jemals gehört hatte, Drecksack, Schleimbeutel, Scheißkerl, Hackfresse, Vollidiot, und er spuckte sie wie Pfeile auf den Rücken des Kerls.
    Er rannte erst über die Piazza Cavour und dann über die Ponte Cavour. Noah stolperte fast über die Stufen, die an der Seite der Brücke hinabführten, als er sich nach rechts und links umblickte. Irgendwie hatte der Hurensohn ihn abgeschüttelt. Es gab fünf Straßen, die er hätte nehmen können, drei davon fächerten sich in die Altstadt und das Labyrinth aus dichtgedrängten Häusern auf, die beiden anderen folgten dem Flusslauf. Dann fiel sein Blick auf ein Kleidungsstück, das neben dem Fuß der Brücke auf der Erde lag. Schnell lief er die kurze Treppe hinab. Es war der blaue Kapuzenpullover. Sofort suchte er mit Blicken die Uferwege links und rechts von sich ab, er wartete darauf, das graue T-Shirt des Mistkerls in seinem Blickfeld aufblitzen zu sehen. Die Schimpfworte rasten immer noch durch seinen Kopf, er kaute auf ihnen herum.
    Plötzlich entdeckte er ihn. Er war langsamer geworden; er spazierte am Ufer entlang, als ob nichts geschehen wäre. Wenn er sich nicht umgedreht hätte, um nach Noah zu sehen, wäre

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