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Silber

Titel: Silber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Savile
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herunter und legte sie auf das Bett. Er zog den Degen aus ihrer Seite und legte ihn neben sie, dann nahm er ihr die Sturmhaube ab und grunzte. Es war ein Laut des Wiedererkennens. Er drehte sich um, stellte den Rollstuhl des Alten wieder auf und half ihm hinein. All das tat er, ohne ein einziges Wort zu verlieren.
    Der Alte saß da, seine Kleidung war durchtränkt vom Blut seiner Beinahe-Mörderin.
    Er sah sie auf dem Bett liegen. Es war eindeutig zu erkennen, dass sie nicht schlief, sondern tot war. Sie war wirklich sehr schön, oder war es zumindest gewesen. Er fragte sich, wie aus ihr nur eine Auftragskillerin geworden war, doch dann erkannte er, wie dumm dieser Gedanke war. Ebenso gut hätte er sich fragen können, wie Frost zu dem geworden war, was er war – vielleicht durch ein Leben voller Konflikte in Derry und Belfast, oder durch die Blutfelder im Kosovo, oder womöglich durch etwas gänzlich anderes, das schon auf genetischer Ebene einprogrammiert war.
    „Lethe?“, fragte Sir Charles schließlich.
    „Soweit ich es beurteilen kann, ist sie allein gekommen, hat Max an der Tür angetroffen und sich dann auf die Suche nach Ihnen gemacht. Wenn Jude nur ein bisschen Verstand hat, hat er aus dem Keller einen Panikraum gemacht und wartet jetzt dort auf die Kavallerie.“ Die Alternative sprach er nicht laut aus – dass Lethe versucht hatte, selbst die Kavallerie zu sein und nun irgendwo in dem großen alten Haus lag, mit einer Kugel im Kopf. Diese zweite Möglichkeit würde erklären, warum Jude seinen Anruf nicht angenommen hatte, die erste nicht.
    Der Alte bewegte seinen Rollstuhl zur Tür, dann hielt er inne und sah zurück auf das Bett. „Ich werde frische Laken brauchen“, sagte er, und in dieser schrecklichen Sekunde brach die Erkenntnis über ihn herein, dass ohne Maxwell niemand seine Bettwäsche wechseln würde, und dass die Welt für ihn gerade ein gutes Stück kleiner geworden war, ohne seinen treuen Diener und Gefährten. Er schüttelte den Kopf, um den Gedanken loszuwerden. „Nun gut, eins nach dem anderen“, sagte er in geschäftsmäßigem Ton. „Was sollen wir mit ihr machen?“
    „Ich würde vorschlagen, wir suchen einen großen Briefumschlag und schicken sie direkt dorthin zurück, wo sie hergekommen ist“, sagte Frost.
    „So verlockend dieser Vorschlag auch ist, ich hatte an etwas weniger Fragwürdiges gedacht. Eine Möglichkeit wäre, sie hier auf dem Gelände zu begraben. Ich bezweifle, dass außer Devere jemand weiß, dass sie hier ist, und er wird kaum viel Aufmerksamkeit auf seine Rolle in dieser Geschichte lenken wollen. Unter den gegebenen Umständen sollte es uns nicht sehr schwer fallen, so zu tun, als ob wir sie nie gesehen hätten. Eine andere Möglichkeit wäre der Verbrennungsofen.“
    „Das geht auch“, sagte Frost, „aber ich würde sie immer noch lieber per Post verschicken.“
    „Das glaube ich Ihnen gern, zweifelsohne versiegelt mit einem Kuss.“
    „Etwas C4 und kleiner Zünder würden mir passender erscheinen“, sagte Frost. „Ok, bringen wir es hinter uns. Suchen wir Lethe.“
    Sie mussten nicht lange suchen. Jude Lethe stand neben der halbierten Leiche des Butlers und sah zu ihr hinunter. Als er sie kommen hörte, blickte er auf. „Die Kameras“, sagte er, als ob das alles erklären würde. In gewisser Weise tat es das auch. Der Alte verstand die knappe Bemerkung so, dass Jude auf einem seiner vielen Monitore im Keller gesehen hatte, wie die Mörderin Maxwell erschossen hatte, und dass er sich anschließend im Nervenzentrum von Nonesuch verschanzt hatte. Er hatte nicht gezögert, er hatte nicht versucht, den Helden zu spielen. Er hatte die Protokolle Wort für Wort befolgt, auch wenn das bedeutet hatte, den Alten seinem Schicksal zu überlassen. Sir Charles nickte.
    Dann blickte er zu seinem Butler und Freund hinab.
    „Mister Lethe, wenn Sie so freundlich wären, die Stahltüren wieder zu öffnen. Frost, Maxwell war einer von uns. Ich würde es als einen persönlichen Gefallen betrachten, wenn Sie alles Notwendige arrangieren könnten.“
    Frost nickte. Er sah aus, als ob er etwas sagen wollte. Es kam nicht oft vor, dass Ronan Frost nicht einfach sagte, was er dachte.
    „Was gibt es?“, fragte der Alte.
    „Ich habe die Bildschirme im Einsatzraum gesehen.“ Er befeuchtete sich die Lippen. „Konstantin und Orla. Sie gehören ebenfalls zu uns. Und hat Noah sich schon zurückgemeldet? Das ist alles ein ganz schöner Schlamassel.“ Das war die

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