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Silber

Titel: Silber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Savile
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Menschen um diese Uhrzeit schon längst zu Bett gegangen sind?“
    „Ich werde mich nicht bei dir entschuldigen“, sagte der Alte. „Du weißt genau, was los ist. Das sind meine Leute da draußen.“
    „Und das ist wirklich eine Schande, aber leider kann ich nichts daran ändern. Und selbst wenn ich es könnte, wären diese mitternächtlichen Anrufe dem nicht sehr zuträglich, alter Knabe.“
    „Wie lange arbeiten wir schon zusammen?“
    „Länger, als jeder von uns beiden zuzugeben bereit wäre, will ich meinen.“
    „Und wie oft habe ich dich in dieser Zeit um Hilfe gebeten, Quentin?“
    „Oh, ist das der Trumpf, den du ausspielen willst? ‚Ich war all die Jahre ein braver und treuer Diener, und nun schuldest du mir etwas‘? Ich hätte mehr von dir erwartet.“
    „Du bist schon der Zweite, der das heute Nacht zu mir gesagt hat. Die erste Person ist tot. Unglücklicherweise hat sie vorher Maxwell getötet.“
    „Willst du damit sagen, dass jemand in Nonesuch eingebrochen ist?“
    „Genau das will ich damit sagen.“
    „Ist dir etwas zugestoßen, Charles? Sag mir die Wahrheit. Du gewinnst nichts, wenn du deinen Stolz wahren willst.“ Quentin Carruthers Tonfall veränderte sich. Seine affektierten Worte klangen plötzlich dringlicher, und die ironischen und verspielten Untertöne waren ganz aus seiner Stimme verschwunden.
    „Wir haben die Situation unter Kontrolle gebracht, diesmal zumindest.“
    „Bist du dir sicher?“
    „Ich habe die Attentäterin eigenhändig erledigt, Quentin. Meine Kleidung ist von oben bis unten mit ihrem Blut besudelt, und ihre Leiche liegt auf meinem Bett. Viel sicherer könnte ich kaum sein.“
    „Nun, das ist zumindest etwas.“
    „Ich will ihn da raus haben, Quentin“, sagte der Alte, womit er das Thema wieder auf Konstantin Khavin lenkte.
    „Ich kann nichts tun, Charles. Ich bin nicht mehr der Chef deines Teams – nicht, dass ich das jemals wirklich gewesen wäre. Du bist viel zu lang an der langen Leine gehalten worden. Aber jetzt gibt es eine neue Weltordnung, mein Freund, und die Stadt hat einen neuen Sheriff. Sprich mit ihm, sprich mit dem Chief. Wenn irgendjemand auf diplomatischem Wege etwas erreichen kann, dann ist es er. Mir stehen dafür keine Möglichkeiten zur Verfügung. Ich würde mir allerdings nicht allzu viel davon versprechen. Ihre Majestät wird wohl kaum für den Mörder des Papstes in die Bresche springen.“
    „Er hat es nicht getan, und das weißt du auch.“
    „Das tut aber überhaupt nichts zur Sache, oder? Die Kamera lügt nicht. Wenn er unschuldig wäre, müsste das Beweisbild dafür schon längst auf allen Boulevardblättern zu sehen sein. So, wie die Dinge liegen, wollen sie seinen Kopf auf einem Tablett, wie bei Johannes dem Täufer.“
    „Ich will ihn da raus haben, Quentin.“
    „Und ich will, dass Pretty Boy Floyd mir meine schmerzenden Füße massiert. Ich nehme an, dass wir uns beide auf eine Enttäuschung gefasst machen müssen, glaubst du nicht auch?“
    „Jemand aus der Menge hat es gefilmt“, sagte der Alte und probierte eine neue Richtung.
    „Ganz bestimmt, aber wiederum nützt uns das nichts. Dein Junge hätte nicht dort sein sollen. Er hat ohne das Einverständnis der deutschen Behörden agiert. Er hat die Männer des israelischen Botschafters in Berlin angegriffen. Es gibt Beweisbilder, auf denen zu sehen ist, wie er in die Wohnung eines Verstorbenen einbricht. Das ist mehr als genug, um ihn mit dieser ganzen leidigen Geschichte in Verbindung zu bringen. Die haben es auf ihn abgesehen, alter Knabe, und ich kann nicht das Allergeringste tun oder sagen, um sie von etwas anderem zu überzeugen. Er war unvorsichtig. Er ist erwischt worden.“
    „Also wäre es dir lieber gewesen, wenn er den Papst hätte sterben lassen?“
    „Ich weiß nicht, ob du es mitbekommen hast, aber Seine Heiligkeit
ist
gestorben. Soweit es also Ihre Majestät betrifft, ist Khavins Verwicklung in dieses Debakel höchst unerfreulich. Natürlich könnte sie eine öffentliche Mitteilung herausgeben: ‚Ja, wir haben einen Agenten geschickt, der den Heiligen Vater beschützen sollte, doch dieser Agent hat leider versagt.‘ Aber es macht keinen besonders guten Eindruck, wenn eine Monarchin ihre Fehlbarkeit eingesteht. Hinzu kämen die Fragen, warum wir nicht sofort alle Informationen an die deutschen Behörden weitergeleitet haben, sobald wir den Verdacht hatten, dass etwas auf ihrem Boden geschehen könnte. Das Gesprächsklima ist so schon nicht

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