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Silber

Titel: Silber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Savile
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Vorrichtung. Er sah in den Taschen seines Gewandes nach. Dort war kein Zünder. Wenn Abandonato wirklich ein Selbstmordbomber gewesen war, dann hatte er nicht viel von seinem Handwerk verstanden. Er hatte nur die eine Hälfte des Jobs erledigt.
    Noah erhob sich auf die Füße.
    „Sie sollten lieber jemanden holen, der sich um diese Schweinerei hier kümmert“, trug er dem jungen Soldaten neben sich auf.
    Er hatte es geschafft.
    Wenn er ein religiöser Mensch gewesen wäre, hätte er jetzt Gott gedankt. Aber das war er nicht.
    Stattdessen zog er sein Handy aus der Tasche und rief zu Hause in Nonesuch an. „Es ist vorbei“, sagte er zu Lethe. „Der Priester ist tot. Ich habe ihn erwischt, bevor er sein Werk vollenden konnte.“
    „Dann ist heute ein toller Tag, finden Sie nicht?“, sagte Lethe.
    „Einer der besseren“, stimmte Noah zu. „Manchmal macht es richtig Spaß, mit den Engeln auf derselben Seite zu stehen.“
    „Amen, Bruder. Es wird Zeit, dass Sie nach Hause kommen.“
    Noah beendete das Gespräch.
    „Sie können mir helfen“, wandte er sich an den Soldaten. „Ich will zur Kapelle gehen und mich vergewissern, dass dort alles in Ordnung ist. Sie bleiben hier. Wenn der Kerl sich bewegt, erschießen Sie ihn nochmal.“
    Der junge Gardist nickte ernst.
    Noah folgte dem langen Gang bis zu den Türen der Sixtinischen Kapelle. Fünf Gardisten standen dort Wache. Einer von ihnen kam auf ihn zu. Er kannte den Mann von irgendwoher, aber schrecklicherweise hatte er schon zu denken begonnen, dass von diesen Clowns einer aussah wie der andere.
    Er sah die zeremonielle Kette, die durch die silbernen Türgriffe gezogen war. Von seinem Standort aus konnte er nicht sehen, ob das Siegel gebrochen war oder nicht.
    „Hat irgendjemand die Kapelle betreten, seit das Konklave begonnen hat?“, fragte Noah.
    „Niemand hat das Recht, das Konklave zu stören, Sir“, sagte der Gardist auf Englisch, mit einem schwachen Akzent. Das Lächeln des Mannes war ebenso schwach.
    „Das weiß ich. Aber nur, weil niemand hineingehen darf, heißt das nicht, dass niemand hineingegangen ist. Ich dürfte auch nicht hier sein, und trotzdem bin ich da“, sagte Noah.
    „Das Siegel ist nicht gebrochen worden, Sir.“
    Erst, als er die Stufen des Petersdoms hinter sich gelassen hatte, traf ihn die Erkenntnis: der Priester war aus der falschen Richtung gekommen. Er war nicht auf dem Weg zur Kapelle gewesen, er musste gerade von dort gekommen sein. Andernfalls wäre Noah ihm in den Rücken gelaufen, schließlich gab es nur einen Weg, der in die Sixtinische Kapelle hinein- oder aus ihr herausführte.
    Er hatte Abandonatos Leiche durchsucht. Er war sauber gewesen. Keine Bombe. Kein Zünder. Keine Waffe. Nichts.
    Das ergab keinen Sinn.
    Der Gardist hatte feierlich verkündet, dass niemand die Kapelle betreten hatte, seit sie versiegelt worden war. Neri hatte ihm von den umfassenden Sicherheitsmaßnahmen erzählt, die die Vatikan-Polizei traf, bevor die Kardinäle eingeschlossen wurden. Es wurde nach Wanzen und anderen Überwachungsgeräten gesucht. Dieser Ort war eine Festung. Das hatte man ihm den ganzen Tag über immer wieder erzählt. Es gab nur einen Weg hinein oder hinaus, und der führte an der Schweizergarde vorbei. Die Kammer hätte nicht viel sicherer sein können, wenn sie mit Bleiplatten verkleidet und fünf Meter tief in der Erde vergraben gewesen wäre.
    Er drehte sich um, um noch einmal einen Blick auf die Basilika zu werfen.
    Schwarzer Rauch stieg aus dem Kamin auf.
    In der Menge um ihm herum wurde enttäuschtes Stöhnen und Gemurmel laut.
    Heute würde es keinen neuen Papst geben.
    Und Noah entspannte sich wieder, denn der Rauch bedeutete, dass die Kardinäle in Sicherheit waren.
    Hinter ihm begannen die Nachrichtenteams damit, die Welt über den schwarzen Rauch über der Sixtinischen Kapelle zu informieren. Es war eine klare Botschaft: Die Kardinäle hatten sich nicht auf einen Kandidaten einigen können; die nächste Wahl würde in drei Tagen stattfinden.
    Bis dahin waren die Gläubigen ohne einen spirituellen Anführer.
    Noah drehte sich um und ging fort, er schritt durch die Menschenmenge auf dem Platz.
    Jetzt wollte er nur noch nach Hause. Er wollte nicht allein sein. Es kam überhaupt selten vor, dass er allein sein wollte. Er ertrug die dunklen Stunden und die Stille der Nacht nicht. Sie gehörten zu dem finsteren Land, in dem die Geister wohnten, von denen er heimgesucht wurde. Das war der Grund, weshalb er trank. Das

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