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Silber

Titel: Silber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Savile
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bitte, welche Taten dieses Schmiede-Team vollbringt, dass die Regierung Ihrer Majestät sich das Recht vorbehält, seine Existenz zu leugnen?“ Neris Stimme klang misstrauisch, und die Frage, die er eigentlich stellen wollte, schwang deutlich mit:
Warum zum Teufel wissen Sie, was hier los ist, und wir nicht?
    „Wir sind ein Rettungsteam“, sagte Noah.
    „Wie interessant“, sinnierte Neri. „Und wie völlig irrelevant.“
    Dir kann man nichts vormachen
, dachte Noah. „Sie wären überrascht.“
    „Nein“, sagte Neri, ohne den Aufschlag zu verpassen, „das wäre ich nicht. Mich würde die ungeschminkte Wahrheit überraschen, die Ihnen in einem unachtsamen Moment von den Lippen schlüpft.“
    Darüber musste Noah fast lachen. Stattdessen winkte er die Bedienung an ihren Tisch und bestellte sich ein Helles. Sie nickte und eilte davon. Er hatte kurz in ihre Augen gesehen, und sie hatten ihm gut gefallen. Sie waren verheißungsvoll. Es gab nichts besseres, als ein hübsches Mädchen, das einen verheißungsvollen Blick hatte – egal, was genau dieser Blick auch verheißen mochte. Er wandte sich wieder Dominico Neri zu. Er stellte fest, dass er anfing, den kleinen mürrischen und skeptischen Inspektor zu mögen. Er war ein Mann nach Noahs Geschmack.
    „Also, erklären Sie mir nochmal, warum ich Ihnen glauben sollte.“
    Noah beugte sich vor. Er sagte nur ein Wort: „Berlin.“
    Und dieses eine Wort reichte aus, ganz, wie er es erwartet hatte. Neri konnte sich aufplustern, so viel er wollte. Er konnte Beweise dafür verlangen, dass Noah nicht bis zum Hals in die ganze Geschichte verwickelt war – als Mörder, der das Bedürfnis hatte, sich in den Mittelpunkt des Geschehens zu stellen, um sehen und spüren zu können, wie viel Angst seine Verbrechen auslösten. Dank der Traumfabrik Hollywood war das wohl zu einer gängigen Vorstellung von Verbrechensbekämpfung geworden. Neri konnte Noah in Verfügungshaft nehmen, um den Namen Ogmios in seinen eigenen Netzwerken zu recherchieren. Damit würde er etwas Unauffindbares suchen und Noah grundlos das Leben schwer machen, denn das Ergebnis dieser Suche würde nur vage Hinweise auf eine alte keltische Gottheit liefern. Was in Berlin geschehen war, konnte er allerdings nicht ignorieren.
    Jede Stunde starben mehr Menschen an den Folgen des Giftgasanschlags. Hinter Noah hing ein stummgeschalteter Fernseher an der Wand. Im Newsticker lief ein pietätsloser Zähler neben den Worten DIE ZAHL DER TODESOPFER IN BERLIN STEIGT WEITER. Die Ziffer sprang in kleinen Abständen nach oben, sobald Meldungen über neue Todesfälle eingingen. Noah bekam eine Gänsehaut. Er wollte nicht darüber nachdenken, bei welcher Ziffer das Ende dieser Zählung erreicht sein würde, aber er war sich absolut sicher, dass die Zahl schlichtweg die Grenzen der Vernunft sprengen würde. So viel war ihnen aus den ersten Berichten klar geworden, die sie von Konstantin aus der Stadt erhalten hatten. Berlin war schwer getroffen.
    „Was ich Ihnen jetzt sage, ist kein großes Geheimnis, aber hören Sie mir bitte trotzdem zu.“ Der Italiener nickte. „Bei jedem der öffentlichen Selbstmorde wurde eine Botschaft an eine der nationalen Nachrichtenagenturen geschickt. In London lautete die Botschaft:
Eine Plage wird kommen. Vierzig Tage und vierzig Nächte werden Angst und Schrecken die Straßen regieren. Die Sünder werden in Flammen aufgehen. Es beginnt jetzt
. Dieselbe Nachricht ging in insgesamt elf der dreizehn Städte ein, in denen sich jemand verbrannt hat.“ Neris Gesichtsausdruck war deutlich abzulesen, dass er den Wortlaut der Botschaft auswendig kannte. Er wollte etwas hören, das er noch nicht wusste.
    „Und die anderen beiden? Wohin wurden die geschickt, Mister Larkin? Und warum waren die Botschaften anders?“
    „Eine nach Berlin, die andere nach Rom.“ Er zog einen Zettel aus der Tasche, auf dem die Mitschriften der beiden Anrufe standen. Noah strich die Falten aus dem Papier und las die beiden kurzen Botschaften laut vor. „In Berlin war die Nachricht:
Der Heilige Vater ging durch eine große Stadt, die halb zerstört lag, und halb zitternd mit wankendem Schritt, von Schmerz und Sorge gedrückt, betete er für die Seelen der Leichen, denen er auf seinem Weg begegnete. Am Berge angekommen, kniete er zu Füßen des großen Kreuzes nieder, dort aber fand ihn eine Gruppe von Soldaten, und sie töteten ihn
. Vielleicht kommt es Ihnen bekannt vor. Es ist eine Passage aus dem dritten Geheimnis von

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