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Silber

Titel: Silber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Savile
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Einsatzkommando geschickt haben.“
    „Keine Schusswaffen,“ beruhigte ihn die Stimme in seinem Ohr.
    Das war immerhin eine Sorge weniger. Er hörte sie weiterhin unten herumtrampeln – er hatte jetzt nur noch weniger als eine halbe Minute Zeit, um das Haus zu verlassen. Er konnte nicht einfach die Treppen hinunter und durch die Haustür rennen, auch wenn diese Idee genial einfach erscheinen mochte. Sie würden ihn überwältigt haben, noch bevor er die Hälfte der Stufen geschafft hatte. Er hatte keine große Lust, zu erklären, was er in diesem Haus zu suchen hatte. Aber er hatte genauso wenig Lust, jemanden erschießen zu müssen. Also blieb ihm nichts anderes übrig, als sich nicht erwischen zu lassen.
    „Drei Wagen stehen vor der Vordertür“, flüsterte Lethe in sein Ohr. Frost hätte über das theatralische Gehabe des Jungen fast gelacht. Als ob er es war, der neben einer Leiche stand und nur durch ein paar Holzdielen und Rigipsplatten von einem halben Dutzend Polizisten getrennt war. „Zwei Männer stehen noch dort, ein weiterer geht um das Gebäude herum zur Hintertür. Das heißt, dass drei von ihnen im Haus sind.“
    Drei war keine gute Zahl.
    „Ich werde zu alt für diesen Scheiß“, flüsterte Frost und rieb sich die Stirn dabei. „Kannst du sie nicht irgendwie ablenken?“
    Ohne eine Antwort abzuwarten schob Frost sich langsam auf den Flur hinaus. Er ging am Kinderzimmer vorbei; das Fenster dort lag in der Vorderwand des Hauses. Damit blieb nur noch das Badezimmer, doch wie befürchtet hatte es nur ein winziges Fenster mit einem Fliegengitter davor, das weder besonders schön noch besonders praktisch war. Frost bewegte die Hand langsam zu der Waffe an seinem Rücken und bereitete sich mental darauf vor, sich den Weg freizuschießen, wenn es sein musste. Dann fiel sein Blick auf den Stuhl, der halb vor dem Durchgang zum Badezimmer stand. Wieder fiel ihm auf, wie merkwürdig er platziert war. Er blickte nach oben. Direkt über dem Stuhl war in der Decke eine kleine Luke, die in den Dachboden hinaufführte. Sie war gerade groß genug, dass er sich hindurchzwängen konnte. Er hatte keine große Wahl. Es ging entweder durch die Luke, oder mit Pulverdampf direkt in die Abendnachrichten.
    Frost hörte, wie die Hintertür geöffnet wurde.
    Die Uniformierten waren mit dem Erdgeschoss fertig.
    Jetzt unterhielten sie sich. Frost konnte jedes ihrer gedämpften Worte verstehen.
    „Du siehst dich oben um“, sagte einer von ihnen. Frost hörte das Knacken eines Funkgeräts. Sie gaben ihren Lagebericht durch: das Erdgeschoss ist sauber.
    Frost wartete nicht auf das Geräusch der ersten Schritte auf der Treppe. Mit den Handflächen hob er die Abdeckplatte ein kleines Stück an und schob sie dann vorsichtig zur Seite. Mit schnellen Bewegungen hakte er die Hände an den Rändern der Luke ein und zog sich nach oben; er schwang seine Beine in dem Moment durch die Öffnung, als er die schweren Schritte der Polizisten auf der Treppe hörte. Er hatte nicht genug Zeit, um die Platte wieder ganz vor die Öffnung zu schieben, er konnte sie nur so gut es ging quer darüber legen und hoffen, dass niemand nach oben blickte. Frost lag im Dunkeln und lauschte den Geräuschen der Hausdurchsuchung unter ihm. Der Stuhl stand immer noch direkt unter der Luke, aber daran konnte er nichts ändern. Es war sinnlos, sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Er lag auf dem Rücken und hatte die Hand mit der Browning an seine Brust gedrückt.
    „Oh, mein Gott“, hörte er, gefolgt von dem erstickten Würgen eines Mannes, der sich beinahe übergeben hätte. Er hörte weitere Schritte auf der Treppe, diesmal waren sie schnell. Frost drehte sich langsam auf die Seite und riskierte einen Blick nach unten. Durch den schmalen Spalt konnte er nicht viel sehen, nur die Schulter von einem der Polizeibeamten, und dahinter den Rücken eines weiteren. „Glaub mir, das willst du nicht sehen.“
    „Verdammt“, murmelte der andere, als er rückwärts wieder aus dem Zimmer ging.
    Frost traute sich kaum, zu atmen. Es musste nur einer von ihnen den Stuhl bemerken und nach oben blicken, dann war alles vorbei. Weil er so flach atmete, krallte der Gestank sich in seinen Lungen fest und versuchte, ihn zum Luftholen zu zwingen. Er schloss die Augen und wünschte sich, dass sie wieder nach unten gehen würden. Er konnte sich nicht für immer in dem kleinen Dachboden verstecken, und bald würde es hier von Forensikern und Leuten von der Spurensicherung

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