Silber
bisher meine absolute Lieblingsentdeckung heute: 2001 hat Miles Devere sich freiwillig einer Hilfsorganisation in Israel angeschlossen. Er hat sich an einem Programm der Vereinten Nationen beteiligt, das die Verbesserung der Lebensbedingungen in den Flüchtlingslagern zum Ziel hatte. Er hat sich fast ein Jahr lang in Gaza-Stadt aufgehalten, bevor er nach Dschenin gegangen ist. Das heißt, dass er zur selben Zeit in Dschenin war wie Orla, aber darauf kommen wir später zurück. Hier sind die interessanten Details: Er hat Israel im Juli 2004 verlassen, nachdem er an einem Wiederaufbauprojekt gearbeitet hat, dass parallel zu einer archäologischen Ausgrabung in Megiddo stattgefunden hat, die beaufsichtigt wurde von – Sie wissen, welchen Namen ich nennen will, aber ich werde ihn trotzdem sagen, die Pause dient nur dem dramaturgischen Effekt – Akim Caspi. Und das, mein ach so stiller Freund, ist unser unwiderlegbarer Beweis. Wollen Sie denn gar nichts dazu sagen?“
Frost sagte kein Wort. Er konnte hören, wie der Dobermann auf dem Hof am Zaun entlanglief.
„Ganz wie Sie wollen. Dann spreche ich eben für uns beide. Nun, Megiddo ist an sich schon ein ziemlich interessanter Ort, denn der Offenbarung des Johannes nach wird in Megiddo die letzte große Schlacht stattfinden, ein gewaltiger Kampf zwischen den Kindern des Lichts und den Anhängern des Antichristen. Das Armageddon. Das Wort bedeutet übersetzt so viel wie der Berg oder Hügel von Megiddo. Sie können nicht so tun, als ob das nicht wenigstens ein bisschen cool wäre.“
Ronan Frost traf in diesem Moment eine Entscheidung. Er würde langsam in Gedanken bis zehn zählen, dann würde er hinter der Säule hervortreten und diesen verdammten Hund erschießen. Das Risiko mit dem Wachmann würde er eingehen.
Eins
. Er atmete tief durch und schmeckte den Fluss in seiner Kehle.
Zwei
.
Drei
. Der Dobermann zog sich mit den Krallen am Gitterzaun hoch, er drückte ihn mit seinem Gewicht durch und bellte.
Vier
. Er zog den Verschluss zurück und ließ ihn leise wieder nach vorne gleiten; damit lag die Kugel im Lauf.
Frost kam nicht bis Fünf.
Die Stimme des Nachtwächters drang klar an seine Ohren. „Du wirst langsam alt, du dummer Hund. Da draußen sind nur die Geister von alten Schiffsbauern. Komm hierher.“ Frost wagte einen kurzen Blick an der Betonsäule vorbei. Der Mann kniete auf dem Boden und hielt den Dobermann mit der Hand am Genick fest. Er schien mit dem Hund zu spielen. Frost war jedes Mal wieder überrascht davon, wie stark die Menschen sich emotional an die Tiere banden, die sie wie Werkzeuge benutzten. Sie schrieben ihnen menschliche Eigenschaften wie Verständnis und ein alterndes Gemüt zu, obwohl es sich nur um dumme Tiere handelte. Er beobachtete die beiden noch ein paar Sekunden, bis der Mann die Leine wieder am Halsband des riesigen Hundes befestigte und ihn in Richtung des Haupttors zog.
Frost ließ den Verschluss der Browning los und steckte sie wieder in das Rückenholster.
Er wartete, bis sie aus seinem Sichtfeld verschwunden waren und sagte dann im Flüsterton: „Gute Arbeit, Jude.“
„Ich hatte gehofft, Ihnen damit den Tag versüßen zu können, Boss“, sagte Lethe in sein Ohr.
„Ich verfolge lieber den Weg des Geldes, als mir Sorgen um irgendwelche heiligen Reliquien machen zu müssen“, sagte Frost. „Bei Fanatismus bekomme ich eine Gänsehaut, aber Geld kann ich verstehen. Habgier kann ich verstehen. Jetzt können wir einen Bogen zwischen Devere und jeder Stadt spannen, die bedroht wurde, und einen zurück zu Caspi schlagen. Ich glaube, wir haben den Verbindungsmann gefunden. Jemand sollte Mr. Devere einen Besuch abstatten.“
„Ich bin schon einen Schritt weiter, Boss. Devere hat einen Privatjet gechartert und ist gestern zum Flughafen Koblenz-Winningen geflogen. Vor achtzehn Stunden ist er dort durch die Passkontrolle gegangen.“
„Deutschland“, überlegte Frost laut und dachte einen Augenblick lang nach. „Konstantin ist immer noch in Berlin, oder? Sag ihm, dass er einen Abstecher nach Koblenz machen soll. Mal sehen, ob er mit ein bisschen Druck auf Devere herausfinden kann, was er weiß.“
„Wird erledigt. Was haben Sie vor?“
„Ich werde herausfinden, was zum Teufel auf der anderen Seite dieses Zauns los ist. Wenn ich mich in einer Stunde nicht gemeldet habe, musst du die Kavallerie rufen.“
„Äh… Boss, Sie wissen, dass wir keine Kavallerie haben, oder?“, fragte Lethe.
„Ich weiß, Kleiner.
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