Silberband 001 - Die Dritte Macht
Unterlagen meiner Organisation. Ich wage nicht, mir vorzustellen, wie die Menschheit in fünfzig
Jahren aussehen mag.«
Klein war blaß geworden.
»Du bist verrückt. Es kann sich nur um Ausnahmen handeln, wenn es stimmt, was du
vermutest.«
»Der Mensch von heute«, behauptete Li, »wird eines fernen Tages die Ausnahme sein. Komm, wir
müssen Tako finden. Wir müssen wissen, ob er ein Mutant ist.«
Während sie suchten, sah Klein plötzlich die Antwort vor sich.
Wenn es ihnen gelang, Tako auf ihre Seite zu bringen, gab es eine Möglichkeit, Rhodan zu
warnen.
Atemlos fragte er sich, ob es ein Zufall war, daß Tako Kakuta zu dem Kommando gehörte, das den
Stollen vorantrieb.
»Natürlich hätte ich fliehen können«, sagte Tako Kakuta demütig, »aber damit wäre
mir auch nicht geholfen. Man hätte mich gejagt, und einmal hätte man mich gefunden. Deshalb
folgte ich Ihnen hierher. Und nun können Sie fragen.«
Die Tür war verschlossen. Sie waren allein. Li hielt draußen Wache. Niemand konnte sie
überraschen.
»Sie sind ein natürlicher Mutant?« fragte Klein.
»Meine Eltern überlebten die Katastrophe von Hiroshima, kurze Zeit später wurde ich geboren.
Meine Mutter starb an den Folgen der Strahlung, Vater ist verkrüppelt. Nur ich blieb gesund, bis
auf meine Fähigkeit, die ich erst im vergangenen Jahr entdeckte. Ich konnte sie ausbilden, aber
ich glaube, sie läßt sich noch weiter entwickeln. Was werden Sie nun mit mir machen, Mr.
Klein?«
»Fürchten Sie nichts, Tako. Wie groß ist die Entfernung, die Sie auf diese Art zurücklegen
können?«
»Etwa einen halben Kilometer, mehr nicht. Ich muß also Sprünge machen, wenn ich größere
Strecken überwinden will.«
»Nur fünfhundert Meter?« Klein verbarg seine Enttäuschung nicht. »Das ist nicht viel. Was
geschieht, wenn Sie in einem Gegenstand, also in Materie materialisieren?«
Tako lächelte.
»Das ist unmöglich. Es schließt sich dann automatisch der nächste Sprung an. Ich habe wenig
Einfluß darauf. Aber ich kann den ersten Sprung ziemlich genau regulieren, so daß ich kaum ein
Risiko eingehe. Bald werde ich größere Entfernungen mit einem Sprung überwinden
können.«
Klein holte tief Luft.
»Eine Frage, Tako! Hassen Sie Perry Rhodan, den Mann, den wir mit einer Atombombe vernichten
wollen?«
Tako lächelte unverändert.
»Sie sind Abwehroffizier, Klein. Es ist Ihre Aufgabe, für die Sicherheit des Unternehmens zu
sorgen. Wenn ich Rhodan nicht hassen würde, könnte ich es Ihnen nicht sagen. Habe ich recht?«
»Sie haben recht. Aber ich wollte Ihnen keine Fangfrage stellen, sondern nur Ihre wahre
Einstellung erfahren. Ich riskiere jetzt eine ganze Menge, Tako, aber ich vertraue Ihnen. Dieses
Unternehmen, das ich mit überwache, darf nicht erfolgreich sein. Rhodan darf nicht getötet
werden, verstehen Sie? Wenn Rhodan tot ist, werden schon übermorgen die Atompilze über allen
Kontinenten stehen und das Leben auslöschen. Nur die Dritte Macht kann diesen letzten Krieg
verhindern. Es ist schwer, das einzusehen, aber es ist eine logische Folgerung aus den bisherigen
Geschehnissen. So, nun kennen Sie meine Meinung. Darf ich die Ihre erfahren?«
Tako Kakutas Gesichtsausdruck blieb unverändert.
»Perry Rhodan besitzt schon heute mehr Freunde, als er zu hoffen wagt. Sie dürfen sich noch
nicht offen zu erkennen geben, denn die Angst der Mächtigen vor dem Mächtigen ist noch stärker
als jede Vernunft. Da Sie mir vertrauten, kann ich Ihnen sagen, daß ich hierher kam, um Rhodan zu
helfen und mich ihm anzuschließen. Sie sehen, Mr. Klein, Ihre Sorge ist unbegründet. Aber was
bleibt uns anderes übrig, als die Befehle der Regierungen auszuführen? Kann sich ein einzelner
dagegen auflehnen?«
»Nicht der einzelne, aber die vielen einzelnen – sie ergeben zusammen einen Machtfaktor.
Und was Ihre Frage betrifft: Wir können die Katastrophe vermeiden, denn wir haben nun Sie auf
unserer Seite.«
»Was kann ich dabei tun?«
»Sie werden zu Rhodan gehen und ihn warnen. Niemand außer Ihnen vermag in die Festung zu
gelangen, denn ich glaube, die Energiesperre wird Sie nicht aufhalten können.«
»Nein«, sagte Tako, »sie vermag es nicht.«
Klein stutzte.
»Wieso? Wissen Sie es?«
»Ich kann sie umgehen, da sie zum Boden hin offen ist. Aber warum soll ich viel Worte machen,
jetzt, da es keine Geheimnisse mehr voreinander gibt. Sie wollen mich zu Rhodan schicken, damit
er gewarnt würde, nicht wahr?«
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