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Silberband 001 - Die Dritte Macht

Titel: Silberband 001 - Die Dritte Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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Bully wußte, daß er der Nervenbelastung nicht mehr lange
gewachsen sein würde. Er hätte schreien mögen.
    Da erklang eine klare Stimme im Tonfall eines Englischlehrers: »Sie können Ihre Schutzanzüge
öffnen. Die Luft ist für Sie atembar.«
    Rhodan stieß mit einem pfeifenden Geräusch den angehaltenen Atem aus. Wortlos öffnete er den
Helm.

5.
    Er nannte sich Crest. Er war sehr groß und schmal, wenigstens um Kopfeslänge höher
gewachsen als Perry Rhodan. Er besaß zwei Arme und zwei Beine, einen schmalen Rumpf und das
durchgeistigte Gesicht eines alten Mannes, dessen Haut unwahrscheinlich jung und straff geblieben
war. Unter der hochgewölbten Stirn saßen zwei große Augen von eindringlicher Ausdruckskraft. Nach
der Hautfarbe zu urteilen, hätte er zu einem samthäutigen Insulanerstamm gehören können. Der
Eindruck wurde jedoch durch die albinotische Rotfärbung seiner Augen und das weißliche Haupthaar
getrübt. Er strahlte etwas Fremdes, Unwirkliches aus, obwohl er rein äußerlich sehr stark einem
Menschen ähnelte. Die wahren Unterschiede lagen wohl in nicht sofort erkennbaren Dingen.
    Es war drückend heiß in dem großen Raum. Das helle Licht schimmerte bläulich. Wahrscheinlich
lag es in seinen Grenzbereichen schon im ultravioletten Teil des Spektrums. Die Fremden mußten
von einem Planeten mit einer sehr hellen, sehr heißen und wahrscheinlich blaustrahlenden Sonne
stammen. Die Beleuchtung und die hohe Temperatur deuteten darauf hin. Das hatte Rhodan sofort
erfaßt.
    Doch – da war noch etwas gewesen, was ihm sofort aufgefallen war.
    Crest schien abgezehrt und schwach zu sein. Seine Bewegungen erschienen etwas hilflos. Er
wirkte wie ein todkranker Mann.
    Es waren noch zwei weitere Wesen im Raum. Die gehörten ebenfalls dem männlichen Geschlecht an.
Niemals zuvor hatte Rhodan ein derart lethargisches Benehmen beobachtet. Die Leute waren so
interesselos und apathisch, daß es sogar einem schlechten Beobachter sofort aufgefallen wäre.
    Gegen sie wirkte der geschwächte Crest noch stark und lebhaft. Die beiden anderen hatten nicht
einmal die Köpfe gedreht, als der für sie doch so fremdartige Besuch eintrat.
    Sie lagen auf ihren breiten, flachen Liegen und stierten verklärt auf die ovalen Bildschirme
irgendwelcher Geräte, deren Bedeutung Rhodan nicht verstand. Er bemerkte nur ein auf- und
abschwellendes Flimmern quer über die Farbskala hinweg. Es bildeten sich abstrakte geometrische
Figuren in zahlloser Vielfalt. Dazu war ein helles Summen und Zwitschern zu hören.
    In Rhodan kam eine ungute Ahnung auf. Etwas stimmte nicht in diesem so vollendet erscheinenden
Riesenraumschiff. In dem großen Raum hing ein spürbares Fluidum der Apathie. Man tat, als wären
die Menschen nicht vorhanden.
    Crest hatte einen der anderen Männer angesprochen. Er hatte ein liebenswert und höflich
wirkendes Lächeln geerntet. Nach einer leisen Antwort hatte sich der Mann wieder seinem
Bildschirm zugewendet.
    Bully stand mit offenem Mund da. Das änderte sich, als sie den Raum betrat. Rhodan war
zusammengefahren, eine solche Kälte und abweisende Überheblichkeit strahlte sie aus. Sie
ignorierte ihn und Bully nach einem kurzen Seitenblick.
    Sie war so groß wie Rhodan, und sie hatte die rötlichen Augen ihres Volkes. Auf der Erde hätte
sie als einmalige Schönheit gegolten, doch dieser flüchtige Gedanke verlor sich schnell. Die Frau
mit dem schmalen, abweisenden Gesicht war gefährlich; gefährlich deshalb, weil sie offenbar nicht
bereit war, ihren Verstand zu gebrauchen. Für sie waren die beiden Menschen nicht mehr und nicht
weniger als Primitive.
    Das war der schmerzhafte Eindruck, den Rhodan empfand. Niemals zuvor hatte man ihn eine derart
gleichgültige Verachtung fühlen lassen.
    Er hatte seine Fäuste geballt. Sie trug ein kombiähnliches, engschließendes Kleidungsstück mit
einigen rötlich fluoreszierenden Symbolen auf dem Brustteil. Rhodan erkannte, daß es sich dabei
um Rangabzeichen handelte. Crest, der sehr menschenähnlich zu empfinden schien, hatte sie in
seinem klaren Englisch als ›Thora‹ vorgestellt. Der so schwächliche Mann mit dem faszinierend
jung aussehenden Gesicht zeigte die Manieren eines liebenswürdigen Edelmanns.
    Rhodan hatte damit eine Situation krasser Gegensätze angetroffen. Hier unfaßliche Lethargie,
dort Höflichkeit und bei Thora eisige Abwehr. Es waren die seltsamsten Augenblicke seines Lebens.
Er wunderte sich, daß man ihnen nicht

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