Silberband 001 - Die Dritte Macht
die Waffen abverlangt hatte. Auch das war mehr als
eigenartig!
Crest hatte sie sehr lange gemustert. Er hatte es so offen und augenfällig getan, daß es
keineswegs beleidigend oder herabsetzend wirkte.
Rhodan hatte bisher kaum etwas gesagt. Aufrecht hatte er inmitten des kahlen Raumes gestanden,
dessen Wandungen von zahllosen Bildschirmen und Apparaturen bedeckt waren.
Mit einem hilflosen Lächeln ließ Crest sich auf das Lager zurücksinken. Er atmete schwer. Da
erkannte Rhodan erstmals den Ausdruck von Sorge in den Augen der jungen Frau.
Er wußte, daß es höchste Zeit war, die unheimliche Spannung zu brechen. Bullys bleiches
Gesicht zeigte, wie es um ihn stand.
Crests umschattete Augen klärten sich. Selten hatte Rhodan eine solche Neugierde in den Augen
eines Wesens beobachten können. Crest schien förmlich auf ein erlösendes Wort zu warten.
Welche Position nahm er an Bord dieses Schiffes ein? Welche Macht übte die Frau aus?
Rhodan trat um einige Schritte näher. Der Helm baumelte an den Scharnieren. Thora fuhr sofort
herum. Der blitzschnelle Griff an ihren handbreiten Gürtel war eine Warnung. Rhodan begegnete
ihrem Blick. Wenn der ihre Abwehr ausstrahlte, so besaß der seine eine derartige Kälte, daß sie
plötzlich mehr verwundert als unangenehm berührt aussah. Bullys starres Gesicht lockerte sich.
Seine Augen wurden schmal. Er kannte Rhodan!
Rhodan schritt an Thora vorbei. Sie wich zurück, als hätte sie ein giftiges Insekt vor
sich.
Crest schaute gespannt zu. Als Rhodan dicht vor ihm stand, schloß er die Augen. Niemals hatte
Bully Rhodan so sanft sprechen hören.
»Ich weiß, daß Sie mich verstehen können. Wieso und weshalb das so ist, erscheint mir
augenblicklich unwichtig. Mein Name ist Perry Rhodan, Major der US-Space-Force, Kommandant des
irdischen Raumschiffs STARDUST. Sie haben mich zur Notlandung gezwungen, aber darauf will ich
nicht eingehen.«
»Wenn Sie noch einen Schritt weitergehen, werden Sie sterben!« klang eine dunkle, von maßlosem
Zorn halberstickte Stimme auf.
Rhodan drehte den Kopf, dabei zeigte er sein berühmtes Lächeln.
Sie hatte anscheinend eine Schaltung vorgenommen. Die hochgewachsene Frau war von einem
flimmernden Leuchten umhüllt. Ein Gemisch aus Verwunderung und grenzenloser Empörung zeichnete
sich in ihrem Blick ab. Rhodan begann langsam zu begreifen. Offenbar besaß sie einen solchen
Dünkel, daß sie Rhodans Annäherung an das Lager wie eine Gotteslästerung empfand. Rhodan änderte
seine Ansichten über die Beweggründe für ihre offenkundige Verachtung. Sie war das
hochintelligente Lebewesen, er war der Steinzeitmensch! Genau das war es. Er hatte die Situation
endgültig verstanden.
Crest schien erfaßt zu haben, was in Rhodan vorging. »Es tut mir leid«, sagte er schwach. »Es
lag nicht in meinem Ermessen, die Schwierigkeiten zu umgehen. Wir waren nicht auf Ihre Ankunft
vorbereitet. Nach meinen Informationen sollte der dritte Planet dieses Sonnensystems eine
unterentwickelte Urwelt mit primitiven Geschöpfen sein. Seit unserem letzten Forschungsflug
scheint sich viel verändert zu haben. Wir sind aber nicht hergekommen, um mit Ihnen Verbindung
aufzunehmen.«
»Gehen Sie sofort«, mischte sich Thora ein. Ihr Gesicht glühte. »Es ist gegen das Gesetz, was
Sie tun. Es ist mir verboten, mit Kreaturen unterhalb der Entwicklungsstufe ›C‹ zu verkehren.
Gehen Sie sofort.«
In Rhodan brach eine Welt zusammen. ›Kreaturen‹ waren sie also. Hilfloser Zorn stieg in ihm
auf.
»Warum haben Sie uns denn in Ihr Schiff gelassen?« fragte er.
»Es geschah auf meine Veranlassung«, sagte Crest. »Sie können das nicht sofort verstehen. Sie
gehören einem sehr jungen Volk an. Infolge meiner Erkrankung ist es mir möglich, das Gesetz zu
umgehen. Es gibt eine Sonderbestimmung. Wir dürfen mit unterentwickelten Geschöpfen Kontakt
aufnehmen, sobald die Existenz …«
»Ich verstehe«, unterbrach ihn Rhodan. »Ich verstehe vollkommen. Sie benötigen Hilfe?«
Thora stieß einen hellen Laut der Verachtung aus. Dennoch war ihre Sorge um Crest nicht zu
übersehen.
»Sie sind jung und tatendurstig«, murmelte Crest. »Sind alle Angehörigen Ihres Volkes so?«
Rhodan nickte mit Nachdruck.
»Haben Sie keine Ärzte an Bord? Warum wird Ihnen nicht geholfen?«
»Es gibt kein Mittel dagegen«, erklärte Thora knapp. »Gehen Sie nun. Sie haben mich durch Ihre
Anwesenheit genügend gedemütigt. Crest hat Sie gesehen. Damit ist
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