Silberband 003 - Der Unsterbliche
Perry Rhodan saß allein in der Zentrale der großen Rechenanlage und lauschte auf das
niemals verstummende Summen hinter den Arkonitwänden. Seine Gedanken beschäftigten sich mit den
verschiedensten Dingen. Der Handelsvertrag mit den Ferronen war endlich abgeschlossen worden, und
die ferronische Industrie lief auf Hochtouren, um die von Rhodan gewünschten Austauschgüter
herzustellen. Die Menschen würden all diese Waren mit der STARDUST II zur Erde transportieren und
dafür irdische Produkte an die Bewohner des Wegasystems liefern.
Rhodans Gedanken wurden unterbrochen, als die beiden Mutanten Ras Tschubai und Ralf Marten
eintraten.
»Wir wollten Ihnen ein wenig die Zeit vertreiben«, bemerkte der dunkelhäutige Afrikaner
lächelnd. »Schlafen Sie eigentlich nie?«
Rhodan deutete auf eine Liege, die er in einer Ecke aufgestellt hatte.
»Ich bleibe lieber in der Nähe der Positronik«, meinte er. »Mein Gefühl sagt mir, daß wir bald
eine wichtige Information bekommen.«
Als wären seine Worte ein verabredetes geheimes Signal, blitzten auf der Außenfläche weitere
Kontrollämpchen auf. Das Summen der Maschinerie wurde lauter. Rhodan warf den beiden Mutanten
einen bezeichnenden Blick zu. Ras Tschubai, der gerade zu einer Antwort ansetzen wollte,
verstummte jäh.
Im Lautsprecher der Übertragungsanlage knackte es vernehmlich. Dann erklang die ausdruckslose
Stimme des Robotgehirns: »Entschlüsselung beendet. Ich gebe den Klartext schriftlich. Ende der
Durchsage.«
Schon längst hatte Rhodan mit Hilfe des Interkoms Crest und Thora alarmiert. Ebenso befahl er
Bully, sofort in die Zentrale zu kommen.
Während die Arkoniden und Bully herbeieilten und in die Zentrale stürzten, schob sich der
längliche Zettel mit dem Klartext aus dem Auswurf schlitz. Die Schrift lag nach oben. Rhodan
konnte die Worte so lesen, wie sie aus dem Positronengehirn quollen.
» Wenn du etwas von unserem Licht weißt, so sieh nach, von wem du es weißt. Nur einer
wunderte sich über die Maschinen des Wissens – er kam in jüngster Zeit, für mich nur
Sekunden. Finde ihn und frage ihn! Wenn du zu ihm willst, so komme hinab in die Gruft des
Lichtes, aber komme nicht ohne das Wissen über seine Person. Man wird dich nach seinem Namen
fragen.«
Rhodan nahm den Zettel und starrte auf die klaren und deutlichen Buchstaben, die sich zu
verständlichen Worten formten. Ihr Sinn jedoch blieb dunkel und geheimnisvoll. Perry studierte
den Text dreimal, ehe er die Botschaft Crest reichte, der sie schnell und hastig las. Etwas wie
Enttäuschung huschte über seine Züge, als er den Zettel Thora gab. Er sah Rhodan fragend an.
Auch die Arkonidin schien mit der Botschaft nicht viel anfangen zu können. Bully ließ ihr auch
keine Zeit dazu. Ohne sie zu fragen, riß er ihr den Zettel förmlich aus der Hand und verschlang
die wenigen Zeilen, als hinge sein Leben davon ab. Um so größer war seine Enttäuschung. Mit einem
verwunderten Blick reichte er Rhodan das Papier zurück.
»Was soll das? Wen sollst du finden?«
»Kannst du nicht lesen?« gab Rhodan ein wenig ärgerlich zurück. »Ich weiß im Augenblick nicht
mehr als du. Ich denke jedoch, wir werden sehr bald wissen, was die Unsterblichen meinen. Es
gehört logisches Überlegen dazu, den Sinn zu erfassen. Vielleicht kann uns das Positronengehirn
helfen, aber ich glaube, wir sollten uns selbst anstrengen. Wir sollen den Namen von jemand
finden, der sich in jüngster Zeit über die Maschinen des Wissens wunderte. Frage: Was sind
Maschinen des Wissens? Was verstehen die Unsterblichen unter ›in jüngster Zeit, für mich
Sekunden‹? Diese beiden Fragen müssen wir klären, wollen wir erfahren, wessen Namen sie hören
wollen.«
»Die Maschinen des Wissens«, sagte Crest ruhig, »können die Materietransmitter der Ferronen
sein.«
Rhodan ahnte, daß Crest den ersten Teil der Frage beantwortet hatte. Die Transmitter waren das
Geschenk einer Intelligenz.
Wer aber hatte sich über diese Geräte gewundert?
Besser: wer hatte sich wann über sie gewundert?
»Wir müssen ganz logisch und folgerichtig überlegen«, sagte Rhodan und warf Bully einen
warnenden Blick zu, diese Überlegungen nicht durch mehr oder weniger intelligente
Zwischenbemerkungen zu stören. »Ein Hinweis ist vorhanden: Ich soll nachsehen, von wem ich etwas
über das Licht – und mit dem Licht ist, wie immer, die Unsterblichkeit gemeint –
erfuhr. Crest, ich erfuhr es zweifellos von
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