Silberband 004 - Der kosmische Lockvogel
Lauf der Waffe.
Im selben Augenblick leuchtete etwa anderthalb Meter vor Rhodan die Luft über den ganzen
Querschnitt des Zimmers auf und schuf eine künstliche Wand schmerzender Helligkeit. Knisternd sog
das Schirmfeld die Energie des Neutronenstrahlers in sich auf, aktivierte die Energiereserven der
Waffe und fraß sie ebenfalls.
Rhodan hörte den Japaner einen wilden Schrei ausstoßen – dann war Stille. Auch das
Knistern des Schutzschirms erlosch im selben Augenblick. Rhodan wartete, bis auch die
Leuchterscheinung verschwunden war, dann kümmerte er sich um Tako.
Tako war aus seinem Sessel gerutscht und lag auf dem Boden. Die Hand, die den
Neutronenstrahler gehalten hatte, trug zwei Brandflecken. Die Überbeanspruchung der Waffe hatte
im elektrischen Teil einen Überschlag vom hohen Potential des Neutronengenerators zu Takos Hand
verursacht. Der elektrische Schlag hatte den Japaner das Bewußtsein gekostet – hoffentlich
nicht mehr.
Rhodan gab Dr. Manoli Bescheid und ließ den Bewußtlosen durch zwei Sanitäter
abtransportieren.
»Ein hypnotischer Block ungeheurer Stärke«, erklärte Perry Rhodan, »und dazu noch
so geschickt angelegt, daß bei Manolis allerdings oberflächlicher Überprüfung der Gehirntätigkeit
nichts davon zu merken war.«
Crest starrte nachdenklich vor sich hin.
»Mit was für einem Monstrum muß er es zu tun gehabt haben«, murmelte er.
Rhodan nickte. »Wenn wir davon ausgehen, daß der Unbekannte die arkonidische Psychophysik
nicht beherrscht und demzufolge auch keine mechanischen Geräte zur Beeinflussung Fremder
besitzt – dann muß er allerdings ein Monstrum sein.«
»Kommt Manoli zurecht?« fragte Crest in plötzlicher Sorge.
Rhodan machte eine beruhigende Handbewegung.
»Keine Angst um Manoli«, antwortete er. »Er versteht sein Handwerk – auch das neu
gelernte. Wir werden Tako allerdings in den nächsten Wochen schonen müssen.«
»Erinnert er sich überhaupt noch an irgend etwas?«
»O ja! Er weiß alles – von dem Augenblick an, in dem er den Fremden stellte, bis zu der
Sekunde, in der er wieder in Terrania landete. Wer ihm allerdings sagt, er habe mich umbringen
wollen, den erklärt er für wahnsinnig. Mit dem Hypnoblock hat er auch die Erinnerung an seinen
Auftrag verloren.«
Eine Pause trat ein. Erst nach ein paar Minuten fragte Crest: »Und jetzt? Haben Sie weitere
Pläne?«
Rhodan nickte. »Vorerst sehen sie noch nicht so aus, als ließen sie sich besonders leicht
verwirklichen – aber es sind immerhin Pläne.«
Crest sah ihn neugierig an.
»Wir werden Takos Telesprungmuster in verständliche geographische Daten umdeuten müssen.«
Crest sog heftig den Atem ein. »Umdeuten! Wissen Sie überhaupt, ob das möglich ist?«
Rhodan lachte. »Nein, keine Ahnung.«
Er stand auf.
»Ich werde mich sofort darum kümmern«, fuhr er fort, »ob wir überhaupt eine Aussicht auf
Erfolg haben. Wenn nicht, dann müssen wir es auf anderem Weg versuchen.«
Und als die Tür sich vor ihm öffnete, sagte er noch lächelnd: »Über eines bin ich ganz
besonders froh: die ganze Geschichte mit Ihrer Entführung war nichts anderes als ein Bluff.
Vielleicht spürte der fremde Teleporter tatsächlich den Auftrag, sich Ihrer zu bemächtigen. Aber
in Wirklichkeit tauchte er hier nur auf, um einen von uns hinter sich herzulocken.«
Crest hatte Falten auf der Stirn. »Sie glauben, daß man es nicht auf mich abgesehen
hatte?«
»Ganz sicher nicht«, sagte Rhodan lachend. »Letzten Endes wäre es ein größenwahnsinniger Plan,
Sie mitten aus dem Staatsgebiet der Dritten Macht entführen zu wollen.«
Clifford Monterny hatte seine erste große Schlappe sozusagen in Direktübertragung
erlebt.
Er hatte mit dem Japaner Tako Kakuta in einseitiger, unbemerkter telepathischer Verbindung
gestanden, bis Takos Hypnoblock auf psychophysischem Weg entfernt wurde. Und bevor er die
unterbrochene Verbindung wieder aufnehmen konnte, war Tako ein Gegenblock eingegeben worden, den
selbst der Overhead nicht durchdringen konnte.
Was Monterny am meisten beunruhigte, war die Tatsache, daß er nicht einsehen konnte, wie
Rhodan den geplanten Anschlag hatte vorausahnen können. Tako Kakuta hatte sich mit keinem Wort,
keiner Geste verraten. Während der ärztlichen Behandlung hatte man sich in erster Linie um sein
körperliches Wohl gekümmert. Die mentale Untersuchung war so oberflächlich gewesen, daß selbst
ein wesentlich schlechter angelegter Hypnoblock
Weitere Kostenlose Bücher