Silberband 005 - Vorstoss nach Arkon
Teil der gesamten Galaxis. Nahe dem
äußeren Rand der galaktischen Linse leuchteten kleine neblige Wölkchen, die zahlreichen
kugelförmigen Sternhaufen. Einer davon barg das Imperium der Arkoniden.
Rhodan kam plötzlich zum Bewußtsein, wie winzig das Imperium der Arkoniden im Vergleich zur
Milchstraße war. Was aber war die Erde im Vergleich zu diesem Imperium? Ein Staubkorn.
Hatte der Unsterbliche ihn etwa mit auf die Reise genommen, um ihm vor Augen zu führen, wie
mikroskopisch klein er selbst, Rhodan, im Vergleich zur Schöpfung war?
Fast zusehends wurde das Gebilde des Spiralnebels kleiner und schrumpfte zusammen. Mit
milliardenfacher Lichtgeschwindigkeit fiel es hinein in das Unendliche. So wenigstens sah es
aus.
Rhodan sah wieder nach vorn. Aber dort war nun kein Stern mehr. Der Raum vor dem Bug des
Schiffes war so schwarz, wie Rhodan es noch nie zuvor gesehen hatte. Es war die absolute
Finsternis, in der Licht ein unbekannter Faktor sein mußte. Nur etwas seitlich, links, schimmerte
ein winziger, verwaschener Fleck. Man mußte fast zehn Sekunden lang hinsehen, um ihn überhaupt
erkennen zu können. Eine andere Galaxis, viele Lichtjahrmillionen entfernt.
Weiter rechts noch eine. Verhalten schimmerte sie durch die Dunkelheit – ein kleiner
Fleck, der die Glut vieler Milliarden von Sonnen verkörperte, jetzt nur wie das schwache Leuchten
einer erlöschenden Kerze. Auch das Licht der Sterne verliert den Kampf gegen Raum und Zeit,
dachte Rhodan erschüttert und schloß die Augen.
Als er wieder erwachte, waren acht Stunden vergangen.
Das Bild des Universums hatte sich nicht verändert. Zwölf oder fünfzehn Milchstraßen
schimmerten aus allen Richtungen. Sie waren nicht näher gekommen, wenn Rhodan ihnen auch mit zehn
Billionen Kilometer pro Stunde entgegeneilte. Und das seit acht Stunden.
»Höre, alter Freund«, flüsterte er ergriffen. »Dein Scherz geht zu weit. Du hättest mir den
Anblick der Unendlichkeit ersparen sollen.«
»Warum?« In der Stimme des unsichtbaren Unsterblichen klang ein wenig Verwunderung. »Warum
sollst du nicht sehen, was vor dir liegt? Wir alle existieren in dieser Unendlichkeit und sind
ein Teil von ihr. Warum sollen wir nicht wissen, was wir sind?«
»Es ist zuviel. Mein Verstand weigert sich …«
»Wenn er das tut, dann hat er auch begriffen«, unterbrach die Stimme. Dann wechselten sie das
Thema, ohne den Gesprächsgegenstand fallenzulassen. »Verstehst du nun, warum diese Barkoniden
ihren Planeten von der Heimatsonne lösen wollen? Begreifst du, daß die grenzenlose Einsamkeit
ihrer Welt im Universum sie wahnsinnig machen mußte? Wenn sie in den nächtlichen Himmel schauen,
sehen sie nichts als ferne Galaxien, die in ihren Augen das Symbol freundschaftlichen
Zusammenlebens sein müssen – und es auch sind. Dort, so glauben sie, sind die bewohnten
Welten sich so nah, daß ständige Verbindung zwischen ihnen besteht. Sie aber, die Barkoniden,
sind allein, grenzenlos und unendlich allein.«
Rhodan war plötzlich, als schlüge eine Welle heißen Wassers über ihm zusammen.
Die Barkoniden … Wenn man das B fortließ …
»Keine Spekulationen!« warnte der Unsterbliche, und es schien Rhodan, als lächelte er dabei
verständnisvoll. »Zufälle sind ein guter Nährboden für Gedankenspielereien, aber sie bleiben
trotzdem nur Zufälle. Nur in den seltensten Fällen bestehen wirkliche Zusammenhänge.«
»Diesmal nicht?«
»Erwartest du wirklich eine Antwort? Frage doch die Barkoniden selbst – du wirst genügend
Gelegenheit dazu erhalten.«
Rhodan stellte keine weiteren Fragen mehr.
Es fehlten noch fünfzehn Minuten am vollen zweiten Tag. Seit einer Stunde versuchte
Rhodan angestrengt, in der totalen Finsternis und zwischen den verwaschenen Flecken der
Milchstraßen einen Stern zu entdecken.
»In sechzig Sekunden erscheint Barkon auf dem Bildschirm, alter Freund. Sein Licht ist nur gut
achthundert Lichtjahre weit zu sehen.«
Schweigend wartete Rhodan. Und dann, nach genau sechzig Sekunden, entstand exakt im
Fluchtpunkt ein winziger Stern, der schnell größer und heller wurde.
»Das ist Barkon, die einsame Sonne. Du wirst verstehen, alter Freund, daß die Bewohner eines
so einsamen Systems keine galaktischen Umgangsformen kennen. Sie wissen zwar aus der
Überlieferung, daß sie nicht die einzigen Intelligenzen des Universums sind, aber sie kommen sich
zweifellos so vor. Ihre Technik ist hervorragend, aber sie haben die
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