Silberband 005 - Vorstoss nach Arkon
Hilfe der
vorhandenen Hilfsmittel hatten sie ihr Aussehen verändern können. Sie sahen jetzt aus wie ganz
normale Goszuls, nicht mehr wie Springer. Schließlich war es ja nicht mehr ihre Aufgabe, sich
unbemerkt unter die Galaktischen Händler zu mischen, sondern sie wollten vielmehr als Eingeborene
gelten – wenigstens den Springern gegenüber.
Gucky hielt sich ein wenig im Hintergrund. Er sollte erst später in Erscheinung treten.
Enzally und John maßen sich mit abtastenden Blicken und nahmen gedanklichen Kontakt auf. Dann
streckte Enzally beide Hände aus und ging auf John zu.
»Willkommen, Sohn einer fremden Welt«, sagte er im reinsten Interkosmo, der
Verständigungssprache der Springer und auch des arkonidischen Imperiums. »Du bist gekommen, uns
zu helfen. Ich sehe, daß du nicht lügst.«
»Wir sind glücklich, nicht mehr allein zu sein«, versicherte Marshall und begrüßte auch die
beiden Begleiter des Telepathen. Danach stellte er die drei Japaner vor. »Setzen wir uns, hier
sind wir ungestört und können zugleich den Hafen übersehen. Ich nehme an, Enzally, wir haben uns
einiges zu erzählen.«
Sie hockten auf Taurollen und Matten. Vom Himmel herab schien eine warme Sonne. Im Hafen war
nur wenig Betrieb. Das plötzliche Auftauchen der vielen Wachroboter war zwar nichts Ungewohntes,
aber daß auch Kampfroboter an allen wichtigen Punkten stationiert wurden, erregte doch
Mißtrauen.
»Ihr wollt einiges über unsere Organisation wissen«, stellte Enzally sachlich fest. »Ralv ist
der richtige Mann, das zu erläutern – er hat sie gegründet und ist ihr Leiter.«
Ralv nickte stolz und sagte: »Stellen Sie Fragen, ich werde antworten.«
John winkte ab. »Bleiben wir bei dem vertraulichen Ton, wie er unter Bundesgenossen üblich
ist, Ralv. Meine erste Frage an dich lautet: Wie groß ist deine Widerstandsgruppe? Wieviel
Mitglieder zählt sie?«
Ralv machte ein betroffenes Gesicht. »Hm – ehrlich gesagt, so genau weiß ich das nicht.
Aus Gründen der eigenen Sicherheit haben wir keine reguläre Organisation aufgezogen. Ich weiß
nur, daß wir überall Bundesgenossen haben, die lieber heute als morgen sähen, daß die Götter
verschwänden. Nicht jeder ist dazu bereit, für diesen Gedanken zu kämpfen und das relativ bequeme
und gesicherte Leben aufzugeben oder zu riskieren. Du verstehst, wie ich das meine?«
John nickte.
Ralv fuhr fort: »Wir haben unser Kennwort. Wollen wir sichergehen, so sagen wir es. Erhalten
wir eine entsprechende Antwort, so wissen wir, daß wir es mit einem Sympathisanten zu tun
haben.«
»Ist das nicht ein wenig leichtsinnig?«
»Keineswegs. Es gibt unter den Goszuls keine Verräter, höchstens Feiglinge.«
»Würdest du so freundlich sein, mir in diesem speziellen Fall den Unterschied zu
erläutern?«
Enzally mischte sich ein. »Darf ich das tun? Kein Goszul wird aus egoistischen Gründen zu den
Springern gehen und ihnen verraten, daß es eine Widerstandsgruppe gibt. Abgesehen davon würde ihn
die Rache seiner eigenen Landsleute treffen. Aber wir haben genug Leute, denen das
augenblickliche Leben gefällt. Sie werden sich niemals gegen die Springer empören, aber sie
verraten auch die Widerstandskämpfer nicht. Das sind jene, die wir Feiglinge nennen.«
»Und wenn man sie zwingt, ihre Landsleute zu verraten?«
Enzally lächelte kalt. »Wir sind es gewohnt, Schmerzen zu ertragen – und notfalls lieber
zu sterben, als den Mund aufzumachen.«
Nun lächelte auch John, aber es war ein anerkennendes Lächeln. »Dann würde ich sie aber auch
nicht als Feiglinge betrachten, Enzally. Sie sind tapfer – sie können sich nur nicht
entscheiden, das ist alles. Verurteilen wir sie also nicht.«
»Deine nächste Frage?« wollte Ralv wissen.
»Gibt es nur in dieser Stadt Rebellen, oder sind sie auch in anderen Städten vorhanden?«
»Ganz Götterland ist voller Rebellen, die nur auf ein Kommando warten, um über ihre Herren
herzufallen. Sie besitzen sogar schon Werkzeuge, mit denen sie die Roboter angreifen und außer
Gefecht setzen können.«
»Auch Kampfroboter?«
Ralv machte ein betrübtes Gesicht. »Noch nicht – leider. Aber wenn wir erst einmal die
Fabriken und Maschinen besitzen, werden wir …«
»Die Fabriken werden durch Kampfroboter bewacht«, unterbrach John ernst. »Du siehst, es ist
somit unmöglich, diesen Fall als realisierbar anzunehmen. Wir müssen anders vorgehen, wenn wir
die Springer und ihre Roboter erledigen
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