Silberband 005 - Vorstoss nach Arkon
Fremde, die
ebenfalls die Götter bekämpfen und ihnen Schaden zufügen.«
»Fremde?« machte Geragk und sah plötzlich sehr nachdenklich aus. »Wie kommt es, daß ich bei
diesem Wort etwas spüre? Hatte ich nicht heute mit Fremden zu tun?«
Er schüttelte den Kopf und ballte die Hände zu Fäusten.
»Nun?« erkundigte sich Ralv neugierig. »Immer noch nichts?«
»Ich muß schlafen, Ralv. Vielleicht fällt es mir morgen wieder ein. Ich habe das Gefühl, es
ist wichtig, sehr wichtig sogar. Was ist übrigens aus dem Roboter geworden, den ihr
auseinandergenommen habt?«
»Was soll aus ihm geworden sein? Wir haben sein Inneres untersucht und festgestellt, daß er
rein mechanischer Natur ist. Notfalls könnten wir solche Gebilde sogar nachbauen, wenn wir die
notwendigen Maschinen besitzen – und das wird ja nicht mehr lange dauern. Wenn wir die
Götter vertrieben haben, werden wir auch ihre Fabriken übernehmen und selbst solche Schiffe
bauen, mit denen man die Sterne erreichen kann.«
»Besitzen wir genaue Unterlagen über sämtliche Anlagen?«
»Alles ist vorbereitet. Wir könnten schon diese Nacht losschlagen, wenn Enzally uns nicht
gewarnt hätte.«
»Enzally? Was will der Seher?«
»Eigentlich sollten wir ihn ›den Lauscher‹ nennen, denn er vermag die Gedanken anderer
Menschen zu lesen, aber nicht nur die Gedanken der Menschen, sondern auch die der sogenannten
Götter. Und die der Fremden.«
»Die der Fremden? Er hat Verbindung mit den Fremden?«
»Nur ganz kurz und für wenige Augenblicke. Soviel jedenfalls konnte er erfahren: Die Fremden
sind die Feinde der Götter und damit unsere potentiellen Verbündeten.«
»Bundesgenossen«, sann Geragk vor sich hin. »Niemals hätten wir mit Freunden rechnen dürfen,
und nun haben wir plötzlich welche. Aber warum melden sie sich nicht? Warum bleiben sie verborgen
und zeigen sich uns nicht?«
»Sie werden ihre Gründe haben. Enzally versucht, Verbindung mit ihnen aufzunehmen, bisher ohne
Erfolg. Er gibt mir sofort Nachricht, wenn er etwas erfährt. Du siehst, unsere Lage ist nicht
hoffnungslos, aber es ist im Augenblick klüger, wenn wir abwarten.«
»Wenn die Götter nur nicht vorzeitig durch das Verschwinden eines ihrer Roboter gewarnt
werden.«
»Damit müssen wir rechnen«, sagte Ralv und erhob sich. »Versuche, dich an das zu erinnern, was
heute auf dem Segler geschehen ist. Es ist doch merkwürdig, daß alle, die unter deinem Kommando
standen, an Gedächtnisschwund leiden. Da steckt doch etwas dahinter.«
Geragk öffnete ihm die Tür.
»Aber was?« fragte er, ohne eine Antwort zu finden.
Die Kunde von dem merkwürdigen Gefecht zwischen einem kleinen Tier und sieben
Kampfrobotern drang auch bis an die Ohren der heimlichen Rebellen. Überall in den
Verwaltungszentren saßen Goszuls, die die Arbeit der positronischen Gehirne und der
weitverzweigten Automatik dank ihrer erhaltenen Hypnoschulung unterstützten. Einige von ihnen
hatten den plötzlichen Angriffsbefehl am Vormittag zur Kenntnis genommen und später von der
Vernichtung der sieben Kampfroboter erfahren.
Und noch ein wenig später löste eine weitere Nachricht erhebliches Befremden aus – aber
nicht nur bei den Goszuls, sondern auch bei den Gouverneuren, den Springern. Die zum Fluß
beorderte Kompanie der Goszuls hatte sich nicht weiter um ihre Aufgabe gekümmert, sondern war
nach der Vernichtung der Roboter aufgebrochen und befand sich zur Stunde auf dem Marsch zur
Seehafenstadt Vintina. Was sie dort wollte und wer ihnen den Befehl erteilt hatte, war nicht
herauszubekommen.
Jedenfalls suchte Ralv, als er von der erstaunlichen Neuigkeit hörte, sofort seinen Gefährten
Geragk auf, der heute kein Kommando erhalten hatte und in seiner Wohnung weilte.
»Ich weiß nicht, was geschehen ist, aber ich halte es für unbedingt notwendig, daß wir uns um
die Leute kümmern. Ich will nicht hoffen, daß einige unserer Unterführer den Entschluß gefaßt
haben, selbständig zu handeln. Gegen die Kampfroboter haben sie keine Chance.«
Geragk, der dem Bericht schweigend gelauscht hatte, sagte sinnend: »Wie sah dieses Wesen aus,
das gegen die Roboter kämpfte und sie besiegte? War es kein Mensch?«
»Kein Goszul, kein Springer – nichts. Es war ein Tier.«
»Ein Tier kann niemals Roboter vernichten«, meinte Geragk verständnislos. »Ob es einer dieser
Fremden ist, von denen Enzally sprach?«
»Möglich«, gab Ralv zu. »Begleitest du mich?«
Die beiden Männer
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