Silberband 006 - Der Robotregent
damit ihrer Verbündeten,
Zarlt Demesor?«
»Sie kennen meinen Namen?«
»Hemor verriet ihn mir.«
»Ach ja – Hemor. Sie sind Rhodan?«
»Ja.«
»Und wie kommt ein Arkonide in Ihre Begleitung?«
Die Blicke des Zarlt lagen mißtrauisch auf Crest.
»Vielleicht«, sagte Rhodan, »gibt es auch Arkoniden, die so ähnlich wie der Zarlt von Zalit
denken.«
Langsam nickte der Zarlt. Für Bully und Marshall schien er kein Interesse zu haben.
»Gut, reden wir weiter. Sie sehen also, daß ich nicht viel für die Herrschaft der Maschine
übrig habe. Ich bin – nur dem Namen nach – der Vize-Imperator des Imperiums. Mein Ziel
ist es, Imperator zu werden.«
Das war deutlich genug. Rhodan spürte Mißtrauen. Er war für den Zarlt ein völlig Fremder, und
es war zumindest ungewöhnlich, daß dieser ihm seine geheimsten Pläne so offen darlegte.
»Warum verraten Sie mir das, Demesor? Könnte ich Ihnen nicht schaden …«
»Nein, das würden Sie nicht tun. Haben Sie nicht selbst auf Arkon erlebt, wie dekadent dieses
ehemals so stolze Volk der Arkoniden geworden ist? Haben Sie nicht selbst das Robotgehirn
überlistet und so erkennen müssen, daß es nicht vollkommen ist? Nein, ich glaube nicht, daß Sie
meine Pläne vereiteln werden. Außerdem benötigen Sie unsere Hilfe. Hier auf Zalit erhalten Sie
einen Schlupfwinkel, in dem Sie sich mit dem gestohlenen Schiff solange aufhalten können, wie Sie
es für richtig halten. Ich verlange nur eine lächerlich geringe Gegenleistung.«
»Und die wäre?« fragte Rhodan gespannt.
»Wie gelangten Sie gegen den Willen des Robotgehirns durch den äußeren Sperring der
Arkoniden?«
Aha, dachte Rhodan. Das also ist es. Natürlich konnte er dem Zaliter nicht verraten, daß das
nur mit Hilfe des Fiktiv-Transmitters möglich gewesen war. Erstens besaßen die Zaliter keinen
solchen Transmitter – den gab es nur an Bord der GANYMED – und zweitens bestand auch
nicht die Absicht, ihnen einen solchen zu überlassen.
»Das ist mein persönliches Geheimnis«, sagte er vorsichtig. »Vielleicht bin ich später bereit,
es Ihnen mitzuteilen, wenn wir uns besser kennen.«
Der Zarlt verbarg seinen Ärger.
»Ich habe Vertrauen zu Ihnen, Rhodan, aber Sie keins zu mir. Nun, das wird sich mit der Zeit
ändern. Jedenfalls ist es meine feste Absicht, das Robotgehirn auszuschalten.« Er sah Rhodan
forschend an. »Wollen Sie mir dabei, so gut es geht, helfen?«
Rhodan spürte auch die Blicke von Crest und Bully auf sich. Der Zarlt hatte eine direkte Frage
gestellt – was sollte er ihm darauf antworten?
Ein Kompromiß vielleicht …
»Erwarten Sie sofort eine Antwort, oder räumen Sie mir eine Bedenkzeit ein? Ich verspreche
Ihnen, in der Zwischenzeit nichts zu unternehmen.«
Der Zarlt zögerte. Schließlich nickte er. »Gut. Sehen Sie sich Tagnor an und überzeugen Sie
sich, daß das Volk der Zaliter fähig ist, die degenerierten Arkoniden abzulösen. Ich erwarte Ihre
Entscheidung in zwei Tagen.«
Er drückte auf einen unter der Schreibtischplatte befindlichen Knopf. Hinter Rhodan öffnete
sich die Tür. Jemand trat ein.
»Omor, Sie begleiten unsere Gäste zum Wagen, der sie zum Landefeld zurückbringen soll.« Und
wieder zu Rhodan gewandt, fügte er hinzu: »Der Wagen steht Ihnen ständig zur Verfügung.
Vielleicht komme ich morgen, wenn meine Zeit es erlaubt, zu Ihnen hinaus und statte Ihnen einen
Gegenbesuch ab.«
»Sie sind uns stets willkommen.« Rhodan nickte und erhob sich.
Als sie eine halbe Stunde später mit dem Lift zur Kommandozentrale der TITAN
hinauffuhren, erwartete sie Oberst Freyt. Er schien sehr aufgeregt zu sein. Thora und Gucky saßen
in der Ecke auf einer Couch. Die zarte Hand der Arkonidin kraulte liebevoll das Fell des
Mausbibers, der in regelmäßigen Abständen ein zufriedenes Grunzen von sich gab und alle Probleme
vergessen zu haben schien.
Als Rhodan mit seiner Begleitung eintrat, richtete er sich auf, streifte Marshall mit einem
kurzen Blick, sondierte dessen Gedanken und zwitscherte gleichmütig: »Berichte du zuerst, John.
Ich habe Zeit.« Er legte sich zurück und schloß die Augen. Thora blieb nichts anderes übrig, als
ihre nur für Sekunden unterbrochene Tätigkeit wieder aufzunehmen.
Rhodan begrüßte Freyt und winkte ab, als dieser etwas sagen wollte.
»Warten Sie, Oberst. Zuerst habe ich Marshall einige Fragen zu stellen. Während der Fahrt
wagten wir es nicht, weil wir ständig telepathisch überwacht wurden.
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