Silberband 006 - Der Robotregent
Sie halten sich für die Herren ihres Systems. Sie glauben, die Mooffs
seien eine Art Haustiere. Offiziell werden sie als Dolmetscher benutzt, falls man mit fremden
Völkern zusammentrifft, die Interkosmo nicht verstehen oder überhaupt nicht sprechen können. Dann
schalten sich die Mooffs ein.«
Rhodan bemerkte Crests Unruhe und lächelte. »Seien Sie unbesorgt, Crest, unser Entschluß kann
nur lauten: Wir stehen selbstverständlich in diesem speziellen Fall ganz auf der Seite des
Robotgehirns. Außerdem bietet sich uns hier die Gelegenheit, dem Regenten unseren Willen zur
Zusammenarbeit zur beweisen. Wir wissen jetzt, daß der Entschluß der Zaliter, gegen das Imperium
zu rebellieren, nicht von ihnen selbst kommt, sondern daß die Mooffs dahinterstecken. Deshalb
müssen wir diese Entwicklung verhindern, da sie den Zalitern statt der ersehnten Freiheit eine
noch ärgere Knechtschaft – unter Ausschaltung ihres Willens – bringen würde. Indem wir
jetzt den Robotregenten unterstützen, schaffen wir uns eine günstige Ausgangsposition, um später
von innen her seine Herrschaft abzubauen. Mit der Rückkehr zur Erde ist es vorerst nichts.« Er
zog die Augenbrauen in die Höhe. »Ich möchte nur wissen, wie die Mooffs auf den Gedanken gekommen
sind, sich das Imperium Untertan zu machen. Gucky, was sind die Mooffs?«
Der Mausbiber war in eine bequemere Lage übergewechselt. Er flegelte sich in einen der Sessel.
Seiner Wichtigkeit bewußt, nutzte er die Gelegenheit.
»Die Mooffs sind halbintelligente Wesen«, eröffnete er den gespannt Lauschenden. »Da sie nicht
sprechen können, sind sie von Geburt aus Telepathen. Später entwickelten sie dann die Gabe der
Suggestion, aber – wie ich schon betonte – sehr mangelhaft. Die Zaliter sind leicht zu
beeinflussen und waren daher für den Umsturzversuch wie geschaffen. Mit normalen Menschen –
von Mutanten ganz abgesehen – haben sie Schwierigkeiten. Das verwirrt sie nicht wenig. Die
Mooffs haben keine Ahnung von Technik und wissen wenig über die Raumfahrt, aber sie sind auf
allen Schiffen der Zaliter zu finden. Die eigentlichen Herren des Voga-Systems sind die Mooffs,
nicht aber die Zaliter.«
»Ich verstehe nicht, was in den vergangenen dreizehn Jahren geschehen ist«, mischte sich Thora
in die Debatte. »Natürlich sind mir die Mooffs vom Hörensagen her bekannt. Sie lebten auf einem
Planeten innerhalb des Imperiums. Wir ließen sie in Frieden, denn sie waren zu nichts zu
gebrauchen. Und nun …«
»Anscheinend«, sagte Rhodan, »sind sie doch zu etwas zu gebrauchen.«
Guckys Ohren spitzten sich plötzlich. Er richtete sich steil in seinem Sessel hoch und sah
Rhodan aus seinen klugen Augen an. Dann kam der Zahn wieder zum Vorschein. Gucky grinste.
»Zu gebrauchen …«, dehnte er und stieß ein schrilles Pfeifen aus, das so unmelodisch
klang, daß Bully sich entsetzt die Ohren zuhielt. »Ich glaube, Rhodan, da hast du das rechte Wort
für des Rätsels Lösung gefunden.«
Niemand wunderte sich mehr als Rhodan über diese Bemerkung, aber er fragte nicht weiter.
3.
Der Zarlt war sehr erfreut, als Rhodan ihn bereits am folgenden Tag aufsuchte und
ihm einen Vorschlag unterbreitete.
»Ich kenne das Geheimnis des arkonidischen Sperrgürtels«, spielte er seinen stärksten Trumpf
aus. »Außerdem gelang es mir ja auch, bei der Flucht das angeblich unfehlbare Gehirn zu täuschen.
Damit ist der Beweis geliefert, daß der Mensch stärker und klüger als das positronische Gehirn
ist, das das Imperium beherrscht. Um jedoch zu einem entscheidenden Schlag gegen das Robotgehirn
auszuholen, bedarf es sorgfältiger Vorbereitungen. Vielleicht hatte ich nur Glück, und darauf
darf man es nicht ein zweites Mal ankommen lassen. Ich möchte also mein neues Schiff, das ich
TITAN nenne, genau kennenlernen. Geben Sie mir einige Wochen Zeit, meine Mannschaft auszubilden.
Dann können wir gemeinsam den Angriff durchführen.«
Der Zarlt wiegte den Kopf hin und her. »Warum helfen Sie mir mehr, als ich Sie gebeten habe?
Welches Interesse haben Sie am Imperium? Wo liegt Ihr Heimatplanet?«
»Er gehört nicht zum Bereich des Imperiums«, beantwortete Rhodan die letzte Frage zuerst.
»Aber wenn ich später wieder mit dem Imperium in Berührung geraten sollte, möchte ich, daß es von
Menschen, nicht aber von Robotern geleitet wird. Genügt Ihnen das als Begründung?«
Diesmal nickte der Zarlt. »Ja, das klingt logisch. Sie werden mir also
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