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Silberband 007 - Atlan

Titel: Silberband 007 - Atlan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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Schaft des mit unheimlicher Wucht geschleuderten Wurfgeschosses bemerkte.
    Mitten auf der Brust der Puppe hatte sich das Eisen eingegraben. Die Plastik begann zu wanken,
bis sie bedächtig nach hinten abkippte. Der Speer brach heraus und fiel polternd zu Boden.
    Ich stand wie erstarrt. Dumpfe Trommelwirbel dröhnten in meinen Ohren. Es dauerte eine Weile,
bis ich darin den Schlag meines Herzens erkannte.
    Als ich vorsichtig den Kopf wendete und dabei bemüht war, nicht die Füße vom Boden zu lösen,
konnte ich niemanden sehen. Der gut überschaubare Saal war so leer wie all die Stunden zuvor.
    Jemand war anwesend, aber ich konnte keinen Menschen bemerken. Wer hatte mich da mit meinen
eigenen Waffen geschlagen?
    Ich vertraute noch immer meinem Deflektorschirm, weshalb ich mich auch nicht von der Stelle
rührte. Wenn sich ein Mutant eingeschlichen hatte, dann konnte es sich wohl kaum um den Seher
handeln. Er besaß nicht die Gabe der Teleportation. Wer also war hier, und wie war es zu dem
Speerwurf gekommen?
    »Ich hätte an deiner Stelle längst die Position gewechselt, Arkonide«, sagte eine Stimme
spöttisch.
    Ich preßte beide Hände vor den Mund, um mein Stöhnen zu verbergen. Für eine Sekunde schienen
meine Füße gelähmt zu sein.
    Die Stimme war unverkennbar.
    »Ich errate deine Gedanken, Arkonide«, ertönte Rhodans Stimme erneut. Es hallte in dem weiten
Raum.
    Die ironische Färbung dieser Worte brachte mein Blut in Wallung. Sehr schnell klang meine
grenzenlose Überraschung ab. Ich wurde sofort wieder Herr meiner selbst, aber noch wagte ich es
nicht, meinen Standort durch irgendwelche Geräuschentwicklung zu verraten. Das Wurfgeschoß konnte
rein zufällig so nahe bei mir in die Puppe gefahren sein.
    Ich antwortete nicht. Es wurde einen Augenblick still, bis ich Rhodans leises Lachen hörte.
Zorn wallte in mir auf.
    »Ich hätte dich töten sollen, Unsterblicher«, sagte mein unsichtbarer Gegner. »Das klingt
seltsam, wie? Unsterblich und doch so leicht zu verletzen. Ich weiß nun, welche Bedeutung jenes
Gerät hat, das du immer auf deiner Brust trägst. Mir liegen Berichte aus dem siebzehnten
Jahrhundert vor. Ein Medicus des Schwedenkönigs Gustav Adolf hat eine Handschrift hinterlassen,
in der er eine äußerst seltsame Operation schildert. Ein blonder Hüne aus dem Norden hätte ihm
genaue Anweisungen gegeben, wie man einen solchen Eingriff vorzunehmen hätte. Der Medicus spricht
von einem blitzenden Hohlbehälter mit einer spitzen Nadel an einem Ende. Damit hätte sich der
blonde Offizier gestochen, und anschließend hätte er jede Schmerzempfindung verloren. Der Medicus
hatte einen eiförmigen, rötlich leuchtenden Körper aus dem Magen zu holen gehabt. Das warst du,
Arkonide. Willst du leugnen?«
    Ich gab keine Antwort. Schön, so hatten sie also mein Geheimnis entdeckt.
    »Du kannst ruhig sprechen«, klang die Stimme wieder auf. »Ich habe dich genau auf dem
Bildschirm meines Individualorters. Bekanntlich besitzen wir Daten über deine Körperfrequenzen,
nicht wahr? Was lag näher, als ein Spezialgerät konstruieren zu lassen? Deine Zellschwingungen
sind teils fünfdimensional. Sie werden von deinem Deflektorschirm demnach nicht absorbiert. Sind
wir nicht klug?«
    Zu klug! teilte mir mein Extrahirn mit.
    Ja, Rhodan hatte einen Fehler begangen. Ich kannte meine Ausstrahlungen. Sie waren geringfügig
und nur dann auszumachen, wenn man den Empfänger genau ausjustierte. Schon wenige Schritte
konnten mich aus dem Bereich des Orters bringen. Dann konnte er suchen, der Barbar.
    Ich rannte unvermittelt los. Es waren die weiten Sätze der Verzweiflung, die mich über das
Boot hinwegspringen und dahinter in Deckung gehen ließen. Flach auf dem Boden liegend, suchte ich
für meine Waffe ein Ziel.
    Angespannt lauschte ich auf Rhodans Atemzüge. Ich mußte ihn finden, auch wenn er nun ebenfalls
einen Lichtwellenumlenker trug. Wahrscheinlich hatte er das Gerät aus einem arkonidischen
Einsatzanzug ausbauen lassen. Warum hatte ich nicht schon früher daran gedacht?
    »Sinnlos!« rief er mir zu. Die Laute schienen aus der Türgegend zu kommen, aber ich konnte
mich täuschen. Die Schallwellen wurden hier vielfältig gebrochen.
    »Wirklich sinnlos«, betonte Rhodan. »Dieser Saal hat nur eine Tür, und dahinter stehen meine
Leute. Ich bin allein gekommen, um dir zu beweisen, daß die Macht, die du zu verkörpern glaubst,
längst nicht mehr so großartig ist wie vor tausend Jahren.

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