Silberband 008 - Festung Atlantis
enttäuscht.
Die Stadt war nicht nur von allen Lebewesen verlassen, sondern anscheinend auch von den
Unsichtbaren.
In der nächsten Stadt unternahmen sie einen kleinen Rundgang, jederzeit bereit, in das kleine
Schiff zurückzulaufen und sofort zu starten. Vielleicht hätte ihnen das auch nicht mehr geholfen,
aber die unmittelbare Nähe des Bootes verschaffte ihnen eine gewisse Beruhigung. Ihre Suche blieb
erneut erfolglos, und sie setzten den Flug fort.
Sie tauchten ins Licht der aufgehenden Sonne und begannen ihre Suche auf der Tagseite. Hier
ging es schneller. Seltsam waren die brennenden Straßenlaternen in den verlassenen Gassen und
Wegen anzusehen, ebenso seltsam wie die Lichter in den leeren Wohnungen. Es war niemand da, der
sie ausgeschaltet hätte.
Aber es waren auch keine Unsichtbaren mehr da.
Marcel Rous ließ nicht locker. Er landete in jeder Stadt, bei jeder Ansiedlung und sogar vor
einzelnen Häusern draußen auf dem Land. Was er fand, war immer wieder das gleiche: verlassene
Wohnungen, leere Ställe und endloses Schweigen.
Da glaubte er auch daran: Die Unsichtbaren hatten den Planeten Mirsal III ebenfalls verlassen,
nachdem es kein lebendes Wesen mehr dort gab.
Die Invasion war beendet, aber niemand ergriff von der eroberten Welt Besitz.
Warum also hatte man sie erobert?
Tama Yokida sah hinter der DRUSUS her, aber die riesige Kugel wurde innerhalb von
Sekunden zu einem winzigen Punkt im Blau des Himmels und verschwand. Sein linker Arm hing nach
unten, und mit den Händen hielt er Gucky.
Gucky betrachtete aufmerksam die Umgebung.
»Sie haben uns einfach in einem Gebirge abgesetzt, nicht in der Stadt«, sagte der Ilt. »Aber
warum sollen wir nicht gerade hier mit den Nachforschungen beginnen? Vielleicht haben die
Unsichtbaren einen Einsiedler vergessen, der hier in einer Höhle wohnt. Dann erfahren wir
endlich, was geschehen ist.«
Um langes Gehen zu vermeiden, unternahm Gucky mit Tama vereinzelte Teleportationen. Es
dunkelte bereits, als die den Rand des Gebirges erreichten und hinab auf die weite Ebene sahen,
in deren Mitte eine große Stadt lag. Deutlich war zu erkennen, daß alle Lichter brannten. Nichts
bewegte sich.
»Sehen wir uns die Stadt an?« fragte Tama, denn inzwischen hatte er jede Furcht vor den
Unbekannten verloren. »Vielleicht finden wir einen Hinweis.«
»Ich möchte wissen, wo dieser verrückte Leutnant geblieben ist.« Gucky seufzte, ohne auf die
Frage des Japaners zu antworten. »Er kann sich doch nicht einfach in Luft aufgelöst haben.«
»Doch, Gucky, das kann er«, befürchtete Tama. »Wir haben die Beweise, daß die Unsichtbaren
Materie zu sich holen können – zu sich in ihr unsichtbares Reich.«
»Ein ganzes Schiff?« fragte Gucky zweifelnd.
Tama zuckte mit den Schultern. »Wir müssen auch damit rechnen.«
Er ahnte noch nicht, wie nahe er der furchtbaren Wahrheit kam.
Rhodan erreichte inzwischen mit der DRUSUS die von Talamon angegebene Position. Die
ARC-KOOR stand gut zwei Lichtstunden von Mirsal III entfernt, hatte sich jedoch der gelben Sonne
erheblich genähert. Das war eine Tatsache, die Rhodan wortlos registrierte, aber keineswegs zu
ignorieren gedachte.
Die zweite Absonderlichkeit konnte er bemerken, als er der rätselhaften Rakete ansichtig
wurde, die mit einer Geschwindigkeit von knapp fünfhundert Kilometer in der Sekunde aus dem
Sonnensystem herausflog.
Aus ihm heraus. Und sie kam aus Richtung der Sonne.
Talamon ließ nicht lange auf sich warten. Kaum hatte Rhodan die Verbindung hergestellt,
erschien der Überschwere schon auf dem Bildschirm.
»Es ist gut, Rhodan, daß Sie da sind. Ich hatte inzwischen eine Unterredung mit dem Regenten.
Als ich von der primitiven Rakete berichtete und die Vermutung äußerte, es könne sich vielleicht
um ein Schiff der Unsichtbaren handeln, erhielt ich die Erlaubnis, mit der ARC-KOOR zu
bleiben.«
»Soll das heißen«, Rhodan wunderte sich, »daß der Regent sich Ihrer Meinung angeschlossen hat?
Das halte ich für ausgeschlossen.«
»Warum?«
»Das Robotgehirn denkt zu logisch, um annehmen zu können, die Unsichtbaren würden mit
Flüssigkeitsraketen von Stern zu Stern eilen.«
Talamon grinste breit. »Was immer der Regent auch annimmt, er hat mir den Befehl gegeben, die
Rakete zu untersuchen, aber sehr vorsichtig zu Werke zu gehen. Ihre Unterstützung kommt mir dabei
gerade recht.«
Rhodan warf einen Blick auf den anderen Bildschirm. Unbeirrbar und mit gleichem Kurs
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