Silberband 008 - Festung Atlantis
ich konnte ihm plausibel machen, daß ich nicht daran denke,
mir das Imperium zum Feind zu machen. Die Tatsache, daß ich mit einer Arkonidin verheiratet bin,
fiel schwer ins Gewicht. Die Maschine vertraut mir. Im übrigen kann sie sich des neuen Feindes
nicht ohne unsere Hilfe erwehren.«
»Immer noch nicht? Dabei hat sie alle Informationen bekommen.«
»Die nützen ihr nichts.«
»Wieso?«
Rhodan setzte sich.
»Mein erstes Gespräch mit dem Regenten ist auf Band aufgenommen«, antwortete er. »Hören wir
uns doch die entscheidende Stelle an.«
Er zog ein kleines Gerät aus der Tasche, legte es vor sich hin auf das Pult und schaltete es
ein. Nach kurzem Suchen fand er die Stelle, die er meinte. Sikermann hörte Rhodans Stimme sagen:
»… bedenke, daß du mein Volk nicht kennst und daß fast sechzig Jahre vergangen sind, seitdem
wir das letzte Mal voneinander hörten. In sechzig Jahren schafft mein Volk soviel wie andere
nicht in dreihundert.«
Und die Antwort des Regenten: »Was sind sechzig Jahre? Was bedeutet Zeit für ein Wesen wie
mich? Ich bin unsterblich, für mich ist eine Zeitspanne so lang wie die andere, ganz
gleichgültig, welch einen Namen ihr Sterblichen ihr gebt.«
Rhodan schaltete das Band aus. Sikermann sah ihn verständnislos an.
»Ich begreife es wirklich nicht«, murmelte er.
»Das sollten Sie aber. Der Kernpunkt der Information, die wir über den Unsichtbaren gesammelt
haben, ist offenbar das Wissen um die Verschiedenheiten der Eigenzeiten der beiden Universen. Die
Maschine ist zwar in der Lage, Sekunden, Minuten oder Stunden abzuzählen, oder irgendeine
Zeitspanne als soundsoviel Jahre zu registrieren. Sie kann also mit der Zeit rechnen – wie
mit beliebig anderen Zahlen. Aber wenn von zwei verschiedenen Zeiten die Rede ist, dann versagt
ihr Verständnis. Mit einem Wort: Sie kann mit unserer Information nichts anfangen. Man muß ihr
entweder einen neuen Sektor einbauen, der mit Eigenzeiten zu rechnen versteht – oder sie ist
ganz allein auf uns angewiesen, denn unter den arkonidischen Wissenschaftlern wird es nicht viele
geben, die bereit sind, sich wegen eines solchen Problems von ihren Fiktivschirmen zu
trennen.«
Sikermann holte tief Luft. »Dann sind wir jetzt also …«
»Außer Gefahr«, ergänzte Rhodan. »Der Regent muß sich durch den Unbekannten sehr bedroht
fühlen, sonst hätte er sich zu solchen Eingeständnissen nicht bereit gefunden.«
Die DRUSUS blieb einige Tage auf Arkon III. Die Unterstellung eines Teiles der
arkonidischen Flotte unter Rhodans Befehl brachte eine Menge administrativer Arbeiten mit sich,
die erledigt sein wollten.
Während dieser Zeit hatte Rhodan eine Reihe von Unterredungen mit dem Regenten, dessen Ton nun
wesentlich freundschaftlicher war als zuvor. Rhodan erhielt die Erlaubnis, die hunderttausend
evakuierten Mirsalesen auf Arkon I abzusetzen und sie dort zu lassen, bis der Weg in ihre Heimat
wieder frei war.
Was die arkonidische Flotte betraf, so hatte Rhodan zunächst Bedenken gehabt, daß sich die
Kommandeure seinem Befehl nur mit Widerwillen fügen würden. Es stellte sich jedoch heraus, daß er
die Arkoniden falsch eingeschätzt hatte. Erstens waren sie im allgemeinen viel zu träge, um
überhaupt eine Regung zu empfinden, und zweitens schien es ihnen lieber, von einem fremden
Menschen als von einer einheimischen Maschine befehligt zu werden.
Die Übergabe näherte sich ihrem Ende. Die im Raum stehenden Flottenteile waren
benachrichtigt und verharrten in Warteposition.
Der Regent versicherte Rhodan abermals, daß ihm alle Hilfsmittel der Dreier-Welt Arkon und
ihrer galaktischen Stützpunkte uneingeschränkt zur Verfügung stünden und zeigte sich seinerseits
beruhigt über Rhodans wiederholte Versicherung, daß er nicht daran denke, gegen Arkon selbst mit
Gewalt vorzugehen.
Rhodan täuschte sich über die Natur dieses Friedensschlusses nicht hinweg. Während er draußen
im Raum gegen die Unsichtbaren kämpfte, würde sich der Regent bemühen, einen Teil der früheren
Überlegenheit wiederzugewinnen – durch neue Schiffsbauten zum Beispiel, oder durch festere
Bindung der Springer an das Imperium.
Vorerst allerdings waren ihm die Hände gebunden. Die Erde befand sich in Sicherheit.
Rhodan gedachte, sein Wort zu halten. Er würde niemals mit Gewalt gegen das Robotgehirn
vorgehen – dazu reichten wohl auch fünfundsiebzig Prozent der arkonidischen Kriegsflotte
nicht aus. Aber so, wie sich
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