Silberband 009 - Das rote Universum
unseren Stützpunkt erreicht. Die wenigen Schatten
verschwanden, und einige Minuten später sah ich geblendet auf die weite Wüstenlandschaft hinaus.
Wir mußten bei starken Librationen genau am Rand der Zwielichtzone liegen.
Rhodan verschwand weiter hinten im tiefen Schatten. Von hier aus betrachtet, wirkte die
Landschaft wie ein stockdunkler Abgrund, der keinen klaren Einblick mehr erlaubte.
»Alles in Ordnung«, teilte mir der Telepath mit. Er preßte seinen Helm noch dichter gegen den
meinen.
Ich nickte Lloyd schweigend zu. Vielleicht war es gut, wenn er sich geistig betätigte. Das
würde ihn von seinen Qualen ablenken.
Nach etwa drei Minuten sprach mein Empfänger an. Rhodan meldete sich über Sprechfunk.
»Bist du wahnsinnig geworden?« unterbrach ich ihn schon nach den ersten Worten. »Wir können
angepeilt werden.«
»Unsinn, ich sende mit 0,2 Watt. Außerdem ist weit und breit nichts zu sehen, was unser
Gespräch aufnehmen könnte. Ich befinde mich einen Kilometer entfernt im Schatten der
Zwielichtzone. Wie sieht es von drüben aus?«
»Wir können weder dich noch irgend etwas anderes sehen. Die Sonne blendet fürchterlich. Für
meine Begriffe herrscht da drüben finstere Nacht.«
»Ausgezeichnet. Dafür ist eure Felswand für mich ein schemenhaftes, verwaschenes Gebilde, weil
ich nicht einwandfrei in das helle Leuchten hineinschauen kann. Von der Stollenwand ist nichts zu
bemerken, und den Einschlupf erkenne ich nur noch an ganz bestimmten Merkmalen. Ich halte jede
Wette, daß sie uns nicht finden werden.«
»Du brauchst nur noch eine halbe Stunde länger zu funken, dann haben sie uns gleich.«
»Ich höre schon auf, alter Schwarzseher. Nein, nein, rege dich nicht auf. Wir hätten
tatsächlich einen Tag früher starten sollen. Dann wäre uns das alles erspart geblieben. Lloyd,
wie geht es Ihnen? Wollen Sie zu mir herauskommen? Das lenkt Sie vielleicht etwas ab.«
»Lieber nicht«, hörte ich Fellmer leise sagen. »Mir ist hundeelend. Könnten Sie mir vielleicht
etwas von Ihrem Sauerstoff abgeben?«
Ich fühlte, daß ich erblaßte. Sauerstoff? Warum verlangte er das? Es war strengste Vorschrift,
das Ultrahochdruck-Regeneratorgerät täglich neu füllen und kontrollieren zu lassen. Hatte er
diese primitivste und wichtigste Regel etwa auch vernachlässigt? Nein, er hatte es nicht
getan.
Rhodan schien ebenfalls verblüfft zu sein. »Sauerstoff? Lloyd, das geht nicht. Der Regenerator
sitzt unter dem Material der Kombination. Wir kommen nicht 'ran. Was ist los? Haben Sie
Atemschwierigkeiten?«
Ich drehte den Kopf, um den Kranken ansehen zu können. Als er meinen Blick spürte, wurde er
verlegen. Da ahnte ich etwas.
»Nnnn-nein«, stammelte Lloyd als Antwort. »Mein Gerät ist schon in Ordnung. Kann ich es
riskieren, die derzeitige Druckfüllung der Montur durch das Reglerventil abzublasen? Ich müßte
dann den Flaschen eine neue Ladung entnehmen.«
»Ja, um Gottes willen, warum denn?«
»Frage nicht wie ein Kleinkind«, fiel ich grob in das Funkgespräch ein. »Seine Atemluft ist
einfach verbraucht, verstehst du? Das soll bei einer Dysenterie und gleichzeitigem Ausfall der
sanitären Anlagen vorkommen. In Ordnung, Lloyd, blasen Sie die Füllung ab. Ihr Sauerstoffvorrat
reicht normalerweise für acht Tage Terrazeit. Machen Sie sich darauf gefaßt, nur noch vier Tage
damit auskommen zu können. Nun fangen Sie schon an. Raus mit der giftigen Luft.«
Ich half ihm, das Reglerventil an der Rückseite des Helmes zu öffnen. Der Druck sank rapide
ab. Bei der Gefahrenzone gab ich frischen Sauerstoff aus den Ultraflaschen in den
Regenerationskreislauf. Die Behälter aus Arkon-Leichtstahl waren auf zehntausend atü geeicht.
Rhodan schimpfte erbittert. Es galt aber nicht Lloyd, sondern der allgemeinen Situation.
Plötzlich sah ich ihn mit unerhörter Geschwindigkeit aus dem Schatten kommen. Am finsteren
Himmel war ein greller Lichtschein sichtbar geworden.
»Angst hat er nicht, aber rennen kann er«, murmelte ich spöttisch vor mich hin.
Lloyd lachte unterdrückt.
Rhodan kam keuchend und mit wankenden Beinen an. Ich zerrte ihn grob durch den Spalt. Sein
Gesicht war schweißüberströmt. Mit einem Fingerdruck schaltete ich seinen Sender aus.
Minuten später senkte sich ein tiefschwarzes, vom hellen Sonnenlicht angestrahltes Ungeheuer
auf lohenden Impulssäulen auf den Boden herab. Das tiefe Dröhnen des Antriebs war klar zu hören,
und die auftreffenden Schubstrahlen
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