Silberband 009 - Das rote Universum
ließen das Gebirge erzittern. Besorgt schaute ich mich nach
den verkleideten Wandungen unseres Stollens um. Es zeigten sich aber noch nicht einmal feine
Belastungsrisse.
Als das Druufschiff in den Schatten der Hoffnungsberge eintauchte, war es nur noch umrißhaft
zu erkennen. Sie waren in der Zwielichtzone gelandet, genauso, wie wir es erwartet hatten. Keine
vernunftbegabte Kreatur würde ausgerechnet in der Sonnenglut niedergehen.
»Gut so«, sagte Rhodan leise. »Nun werden sie sich umsehen.«
Ich sah mich ebenfalls um, nur galt mein Blick dem Allzweckgerät an meinem linken Handgelenk.
Die Sonnenstrahlung hatte uns voll erreicht. Innerhalb von wenigen Minuten war die Temperatur auf
68 Grad Celsius angestiegen. Draußen mußte es schon viel heißer sein.
Unsere Schutzanzüge waren darauf eingerichtet, fünfhundert Hitzegrade durch reine Reflexion
und die Tätigkeit der Klimaanlage von uns abzuhalten. Wenn es jedoch härter kommen sollte, mußte
der Schutzschirmgenerator eingeschaltet werden, dessen Individualfeld aber fraglos zu einer
Energieortung führen würde. Ich hoffte, nicht gezwungen zu werden, das Gerät zu benutzen. Es
genügte, wenn der Mikroreaktor zur Sättigung des Strombedarfs tätig war.
Fellmer Lloyd krümmte sich unter einem neuen Anfall. Damit fiel er praktisch als Telepath aus.
Ich folgte Rhodans Blick, aber die grüne Lampe an der Außenseite des Materietransmitters
leuchtete noch immer nicht auf.
Wir sahen uns bezeichnend an. Was war mit der CALIFORNIA geschehen? War sie durchgekommen?
Wenn ja, warum war die DRUSUS noch nicht da?
Rhodan zog bedächtig seine Waffe aus dem Gürtelhalfter. Als die rote Lampe aufleuchtete, wußte
ich, daß er nicht gewillt war, kampflos in die Gefangenschaft der Druuf zu gehen. Dabei war es
noch gar nicht sicher, ob diese Wesen den Begriff Gefangenschaft überhaupt kannten.
Wir warteten ab. Von dem großen Schiff, das etwa dreihundert Meter hoch in den dunklen Himmel
über der Zwielichtzone ragte, war nur noch die halbkugelige Spitze zu sehen. Der Druufraumer
stand auf weitgespreizten Heckflossen, die vor der Landung ausgefahren worden waren.
»Ihr Hypertriebwerk würde mich interessieren«, sagte Rhodan gelassen.
Der Barbar hatte Nerven. Mir war das Aggregat in diesen Augenblicken verteufelt gleichgültig.
Hier ging es nur noch ums Überleben.
Auf der weiten Ebene rührte sich nichts. Je intensiver wir nach drüben blickten, um so mehr
schälten sich die Umrisse des fremden Schiffes aus den Schatten der Zwielichtzone heraus. Unsere
Augen gewöhnten sich allmählich an das seltsame Licht.
Fellmer Lloyd war halb besinnungslos.
»Wann kommen die Burschen endlich heraus?« fragte Rhodan angespannt.
Sie kamen eine Viertelstunde später, nachdem sie die Umgebung erst einmal mit ihren
Ortungsgeräten abgesucht hatten.
Wir sahen mehrere Fahrzeuge von flacher, elliptischer Form, die sich auf magnetischen
Abstoß-Prallfeldern über den Boden bewegten. Räder oder Raupenketten waren keine vorhanden.
Das überzeugte mich erneut davon, daß diese Wesen über eine großartige Technik verfügten.
Natürlich wußten sie genau, was sie in ihrem eigenen Sonnensystem erwartete. Sie setzten Geräte
ein, die für die jeweiligen Erfordernisse am besten geeignet waren.
Wir hielten den Atem an, als drei dieser Gleiter langsam an unserem Spalt vorüberfuhren. Ich
bemerkte kreisende Antennen und rötlich leuchtende Aufnahmelinsen, die wahrscheinlich zu einem
optisch wirksamen Bildsystem gehörten.
Drei Stunden später hob das fremde Raumschiff mit Donnergetöse ab. Als das letzte Geräusch
verhallt war, stieß ich seufzend die Luft aus. Rhodan steckte die Waffe in das Halfter
zurück.
»Die kommen nicht wieder. Ich wäre an ihrer Stelle wahrscheinlich auch nicht auf die Idee
gekommen, daß sich hier gewissermaßen unter ihren Nasen der Stützpunkt von Fremden befindet.«
Wir kümmerten uns um den Mutanten. Seine Luft wurde schon wieder schlecht. Wenn das so blieb,
war sein Sauerstoff sehr schnell verbraucht. Sehnsüchtig blickten wir zu dem Transmitter hinüber.
Die grüne Lampe leuchtete noch nicht auf, ein Zeichen dafür, daß niemand ein Empfängergerät
eingeschaltet hatte.
Ich ging zum Landeplatz der Druufschiffe hinüber. Dabei hoffte ich, vielleicht einige
vergessene Gegenstände zu finden.
Außer einer glasigen, nachglühenden Bodenfläche entdeckte ich aber nichts.
Dreimal vierundzwanzig Stunden lang hatten wir im Wachen
Weitere Kostenlose Bücher