Silberband 010 - Thora
belastet war wie kein zweiter. Er öffnete die Tür und trat ein.
»Hallo«, begrüßte ihn Perry Rhodan mit einem schwachen Lächeln.
Rhodan saß hinter seinem Schreibtisch. Für einen Augenblick trafen sich Rhodans und Mercants
Blicke in gegenseitigem Respekt und Freundschaft.
Mercant legte eine Mappe auf den Tisch.
»Nehmen Sie Platz«, sagte der Administrator.
Der Abwehrchef bedankte sich.
»Es handelt sich um Eppan«, sagte er, auf die Mappe deutend.
Rhodans hageres Gesicht verzog sich nachdenklich.
»Ich habe hier Auswertungsmaterial mitgebracht, das Sie interessieren wird«, fuhr der Chef der
Solaren Abwehr ruhig fort. »Meine Mitarbeiter in der positronischen Abteilung haben Dinge
herausgefunden, die ich für bedeutsam halte.«
Es war typisch für Mercant, daß er seine Untergebenen mit ins Gespräch brachte. Er wäre nie
auf den Gedanken gekommen, Erfolge als das Ergebnis allein seiner Fähigkeiten hinzustellen.
Rhodan zog die Mappe zu sich heran und klappte sie auf. Eine Weile las er schweigend. Mercant
störte ihn nicht. Plötzlich stieß Rhodan einen leisen Pfiff aus.
»Ihre Spezialisten haben also errechnen können, auf welchem Planeten das zweite Schiff der
Molekülverformer gelandet sein muß. Wenn es an dem Ziel angekommen ist, könnten sich vielleicht
ein paar Passagiere noch dort befinden.«
Mercants Gesichtsausdruck verriet Zufriedenheit.
»Das betreffende Sonnensystem liegt dicht am Zentrumssektor der Galaxis«, gab er bekannt. »Es
ist im Arkon-Stern-Katalog verzeichnet als Grüne Sonne MEG-1453-AS-34. Die Entfernung zur Erde
beträgt zwanzigtausend Lichtjahre. Die Sonne, wir wollen sie Greenol nennen, wird von sechs
Planeten umkreist. Der zweite Planet käme für uns in Frage. Einer der Kybernetiker hat bereits
einen Namen für ihn geprägt: Moluk.«
Er beugte seinen kleinen Körper nach vorn und zog ein grünes Blatt aus der Mappe, um es Rhodan
zu übergeben. »Das ist ein weiterer Bericht des Telepathen Samy Goldstein über die erstaunlichen
paranormalen Fähigkeiten jenes Molekülverformers, der an Bord von Eversons Kaulquappe war.«
Rhodan faltete das Papier zusammen und trommelte mit dem Zeigefinger auf die Tischplatte.
»Ich kenne Ihre Gedanken«, sagte er zu Mercant.
Das Gesicht seines Gegenübers drückte schlecht gespielte Überraschung aus. Bevor Mercant
jedoch etwas erwidern konnte, sprach Rhodan schon weiter.
»Unsere Lage ist, offen gesagt, kompliziert. Noch ist das Solare Imperium zu schwach, um einen
ernsthaften Angriff abwehren zu können. Jede einigermaßen starke Flotte könnte eine Invasion
riskieren, ohne daß wir uns erfolgreich zur Wehr setzen können. Das ist fatal. Zwar rollen die
Bandstraßen auf Terra und Luna Tag und Nacht, und die Serienfertigung von Raumschiffen aller Art
läuft auf Hochtouren, aber das potentielle Übergewicht eines jeden Gegners würde uns zu dem
gegenwärtigen Zeitpunkt erdrücken.« Er nickte sorgenvoll. »Wir müssen jedem Weg nachgehen, an
dessen Ende ein starker Verbündeter stehen kann. Unser Ziel muß es sein, mächtige Freunde zu
suchen.«
»Das ist auch meine Ansicht«, stimmte Mercant zu, der genau wußte, daß Rhodan vom
Robotregenten sprach, wenn er von einem potentiellen Gegner sprach. »Der Versuch, mit den
Molekülverformern Verbindung aufzunehmen, kann sich zwar als Bumerang entpuppen, aber wir sollten
es riskieren.«
»Lassen Sie mir bitte Ihre Unterlagen hier«, sagte Rhodan. »Ich werde sie genau durcharbeiten.
Es ist sicher besser, wenn ich mit verschiedenen Freunden darüber berate.«
»Darf ich noch einen Vorschlag machen?« fragte Mercant höflich.
»Natürlich«, sagte der große Mann hinter dem Schreibtisch.
»Schicken Sie Everson«, sagte Mercant. »Und Goldstein.«
26.
Wenn Poul Weiß sich über das Schutzgitter der Plattform hinausbeugte, konnte er
mühelos zu den anderen Startplätzen hinübersehen. Die Wolken eines erfrischenden Gewitters hatten
sich verzogen, und die Sonne spiegelte sich in den polierten Metallplatten der Raumschiffe.
Weiter unten sah Weiß die Monteure bei der Überprüfung der hydraulischen Teleskop-Landestützen
des Kugelraumers. Wie große Käfer krochen sie in ihren weißen Anzügen umher.
Der Montageaufzug kam neben Weiß zum Stehen. Werner Sternal trat ebenfalls auf die Plattform
vor der großen Luftschleuse. Seine Tasche war, wie üblich, weit über das zulässige Gewicht
gefüllt.
»Ist die Prominenz schon versammelt?« erkundigte er
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