Silberband 010 - Thora
dicke, federnde
Plastikhäute, wie die Druuf sie anstelle von Teppichen verwendeten, und das Mobiliar war, wenn
für irdische Verhältnisse auch ein wenig groß und klobig geraten, überaus reichlich und
vielfältig. Es war deutlich, daß die Druuf sich Mühe gegeben hatten, in der Tiefe ihres
Höhlensystems ein paar Räume zu schaffen, in denen sie selbst, obwohl weit von aller Zivilisation
entfernt, wochen- oder monatelang bequem leben konnten. Aus Gründen der Zweckmäßigkeit waren sie
offenbar bereit, diesen Überfluß an Bequemlichkeit an ihre Gefangenen abzutreten.
Einer der Druuf, mit einem Sprechgerät ausgerüstet, machte die Terraner darauf aufmerksam, daß
die Räume mit atembarer Luft gefüllt waren und daß sie ihre Schutzanzüge nun ablegen konnten. Im
übrigen hätten sie hier zu warten, bis jemand käme, um sich um sie zu kümmern. Er machte
keinerlei Andeutung darüber, wann damit zu rechnen war.
Die Flucht bestand aus insgesamt drei Räumen. Die Gefangenen sahen sich darin aufmerksam um,
nachdem sie sich ihrer Schutzanzüge entledigt hatten und die Druuf mitsamt den Anzügen wieder
gegangen waren. Das Mobiliar war für die Körpergröße der Druuf geschaffen. Die x-beinigen Sessel
waren so groß, daß zwei Männer nebeneinander bequem darin Platz hatten. Von den eigenartigen, mit
dünnen Stangen an der Decke befestigten Schwebegestellen, die den Druuf als Betten dienten,
reichte eines, um alle vier Gefangenen auf einmal unterzubringen. Die Serie von kreisrunden
Waschbecken, die die eine Wand des kleinsten der drei Räume einnahm, hätte ausgereicht, um die
sanitären Bedürfnisse einer ganzen Armee zu erfüllen. Jedes Becken war so groß, daß ein nicht
allzu stämmig gewachsener Terraner es zur Not hätte als Badewanne benutzen können.
Es gab manches Ding, dessen Bedeutung sie erst allmählich erkannten – so zum Beispiel
einen Tisch, von dem im Normalzustand nur die flach auf dem Boden liegende Platte zu sehen war.
Sie rätselten lange daran herum, welchen Zweck die Platte erfüllte, bis Reginald Bull an das
gerundete Kopfende trat und dabei anscheinend einen verborgenen Kontakt berührte. Die Platte
schnellte in die Höhe, von vier in den Boden versenkbaren Beinen getragen, und wurde zum Tisch.
Die Gefangenen würden ihn niemals benutzen können, denn die Tischplatte lag im gebrauchsfertigen
Zustand so hoch, daß sie gerade noch darüber hinwegschauen konnten. Aber das Rätsel war
wenigstens gelöst.
Nach einstündiger Inspektion waren sie sich über die Einrichtung ihres Gefängnisses im klaren.
Im klaren waren sie sich auch über das Wachsystem der Druuf. Es war primitiv, aber ungemein
wirksam: Sie hatten die Schutzanzüge mitgenommen. Deswegen hatten sie sich nicht einmal die Mühe
zu machen brauchen, die Schleusen zu verriegeln. Die Schleusen ließen sich widerstandslos öffnen.
Nur – jenseits des äußeren Schleusenschotts lag eine Ammoniak-Methan-Atmosphäre mit einem
Druck von 2.500 Torr, und ein Narr wäre der gewesen, der auf diesem Weg die Flucht versucht
hätte. Die Druuf brauchten nicht einmal einen Wachtposten.
Somit war alles klar – bis auf die Bedeutung des orgelähnlichen Instruments, das im
mittleren der drei Räume an der Wand heftete und jeglicher Erklärung spottete. Selbst in dem
Augenblick, in dem – das war etwa zwei Stunden nach ihrem Eintreten – die fast
unerträgliche Schwerkraft wich und bis auf den gewohnten Normalwert von 1,00 herabsank, kam ihnen
der Gedanke nicht, daß die Orgel, wie sie sie nannten, etwas damit zu tun haben könne.
Aber ihre Neugierde war geweckt, und mit der Gründlichkeit, die der Terraner aufwendet, um
seine Neugierde zu befriedigen, machten sie sich an die Arbeit, die Orgel auseinanderzunehmen und
zu untersuchen. Das war ihnen gelungen. Sie hatten die Bedeutung des Gerätes erkannt, und
plötzlich hatten sie eine Idee, wozu sie es verwenden könnten.
Natürlich gab es keine Möglichkeit, ein Schiff im Einsteinuniversum zu erreichen, aber sie
hatten die schwache Hoffnung, daß man, wenn ihr Plan gelang, sie auf Hades hören würde.
Das einzige Wesen, das sie in den drei Tagen ihrer Gefangenschaft zu sehen bekommen
hatten, war ein mechanisches gewesen: ein Druuf-Robot. Der Robot versorgte sie mit Proviant. Er
schien weder sprechen noch sich sonst verständlich machen zu können. Er kam unangemeldet, aber zu
stets denselben Zeiten, stellte ein mit Schüsseln beladenes Tablett auf den
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