Silberband 011 - Der Fall Kolumbus
Einklemmen der Verkleidung als Zuggriff zu dienen.
Einmal hatte Rhodan ihn auf einen ähnlichen Griff aufmerksam gemacht und im scherzenden Ton
gesagt: »Ist das nicht der Ring der Nibelungen? Wenn die Verkleidung klemmt und es gäbe
ihn nicht, wie sollte man an die Speicherschätze der Positronik kommen?«
Rhodans Kurierboot war inzwischen wieder gestartet und hatte Kurs auf jenes unbedeutende
Sonnensystem genommen, wo die Druufflotte sich versteckt hielt.
Atlan nahm den Ring in die Hand. Es war eine Spezialanfertigung. Im Kurierboot hatte er ihn
spielend leicht aus der Öse lösen können, aber trotzdem einige Minuten gebraucht, bis er den
Öffnungsmechanismus gefunden hatte.
»Warum dieser Umstand?« fragte er gereizt und unzufrieden. Ihm gefiel Rhodans
Sicherheitskomplex nicht. Er drehte den Ring hin und her. Erstaunt über sich selbst, schüttelte
Atlan den Kopf. Plötzlich wußte er, warum der Ring aus einer Leichtmetallegierung bestand und
warum er zugleich auch der Ring der Nibelungen sein sollte. »Perry, ich muß dir Abbitte
leisten. Du bist doch kein großer Romantiker, sondern ein Realist mit romantischen
Ambitionen.«
Ein Schnellband trug ihn zur Laborabteilung der Mammutpositronik. Er betrat den für
metallurgisch-photographische Untersuchungen eingerichteten Raum. Der Ring wurde vor den
3D-Entwickler gespannt, der mit gesteuerten Magnetfeldern arbeitete und das Metallstück
schichtweise abtastete.
Atlan nahm im Sessel Platz und sah voller Erwartung auf den Bildschirm. Der Taster im
Entwickler hatte die Schicht mit Rhodans Botschaft gefunden.
Atlan, durch den Zellaktivator vor der Brust seit zehntausend Jahren jung geblieben, konnte
trotz all seiner Lebenserfahrung doch noch überrascht werden.
Rhodan teilte ihm mit, was das Unternehmen Fliegenpatsche zu bedeuten hatte.
Atlan saß kerzengerade im Sessel. Immer wieder überflog er die Botschaft.
»Wenn er das fertigbringt …«, sagte der Arkonide leise vor sich hin.
Er schaltete den 3D-Entwickler wieder ab, verließ den Raum, und das Schnellband brachte ihn
zurück. Die Nachrichten, die in der Zwischenzeit eingelaufen waren, konnten ihn nicht mehr
überraschen. Alles steuerte unaufhaltsam dem Zusammenbruch zu.
Atlan machte sich sofort an die Arbeit, denn er mußte für den Fall, daß Rhodans Plan
fehlschlug, vorbereitet sein.
Zwischen dem Druufkommandanten und Perry Rhodan fand die zweite Unterredung statt.
Wieder sorgte Harno dafür, daß Rhodan den Druuf beobachten konnte.
Das ins Druufuniversum ausgesandte Beiboot war durch das Tor, das vom
Linsenfeldprojektor geschaffen worden war, inzwischen wieder zurückgekehrt und hatte Bericht
erstattet.
»Rhodan«, sagte soeben der Druuf, »du lockst uns mit dem Versprechen, daß wir in unser
Universum zurückkehren können, wenn wir auf deinen Vorschlag eingehen. Tatsächlich wirst du
versuchen, uns zu vernichten.«
Rhodan fühlte, daß er mit Worten bei dem Druuf nicht weiterkam. Handfeste Beweise seiner
Ehrlichkeit mußten beigebracht werden; aber welche sollte er vorbringen?
Mehr aus einem Gefühl heraus entgegnete er lauter als bisher: »Druuf, du solltest nicht
vergessen, daß ich dich und deine Raumschiffflotte nicht zu suchen brauchte, sondern bereits auf
meinem Heimatstern wußte, wo du dich versteckt hieltest. Ich hätte ebensogut mit all meinen
Schiffen kommen können. Mehr habe ich nicht zu sagen. Ich schalte jetzt ab.«
In der mächtigen Zentrale des riesigen Kugelraumers kam das allgemeine Gespräch wieder auf,
aber kein Mann verließ seinen Platz. Immer noch war das Flaggschiff von Druufraumern umzingelt.
Das Warten zerrte an den Nerven.
»Rhodan!« Die Stimme des Druuf klang vielen Männern in der Zentrale wie ein Losungswort, das
sie von unerträglicher Spannung befreite. »Ich bin bereit, auf deinen Vorschlag einzugehen, aber
ich bin nicht bereit, zwei Raumer einzusetzen. Nur einer wird mit zwei von deinen Astronauten und
einigen Druuf an Bord den Zielstern anfliegen. Doch kommt das Schiff nicht zurück oder meldet es
sich auf Funkanrufe nicht mehr, dann kannst du dein Schiff gefechtsbereit machen, Rhodan.«
Rhodan überhörte die Drohung. »Ich schicke ein Beiboot, das meine fünf Männer auf dein Schiff
bringt, Druuf. Gib deiner Flotte Befehl, das Beiboot nicht anzugreifen.«
»Ist schon erfolgt. Schicke deine Männer herüber, Rhodan. Alles Weitere findet sich
später.«
Nur ein paar Befehle liefen durch den Kugelriesen.
Vier
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