Silberband 012 - Der Anti
alten Mannes, den man den ›Meister‹ nennt.«
»Über eine Bild-Anlage.« Gucky nickte. »Das muß ich mir ansehen.«
Zusammen mit Ps-5 und A-3 betrat er Sekunden später den Raum, in dem der Kommandant und O-1
vor dem großen Schirm standen, von dem herab das Gesicht des ›Meisters‹ blickte.
Gucky lauschte einige Minuten der Unterhaltung, die sich im Kreise bewegte und zu keinem
positiven Ergebnis führte. Der ›Meister‹ lehnte jede Erklärung hartnäckig ab und verlangte nur
immer wieder Gehorsam und die Wiederherstellung des alten Zustands.
Der Mausbiber kniff die Augen zusammen und lauschte. Sein Nagezahn war verschwunden. Still und
unbewegt hockte er schräg unter dem Schirm und betrachtete das Bild. Aber so sehr er sich auch
bemühte, unter den vielen Gedankenimpulsen, die auf ihn eindrangen, auch die des ›Meisters‹ zu
finden, seine Anstrengungen blieben erfolglos.
Es war nicht einfach, die Gedanken eines Mannes zu finden, der auf einem Bildschirm zu sehen
war. Er weilte körperlich an einem anderen Ort, den man erst anpeilen mußte. Aber Gucky hatte
noch niemals länger als zwei Minuten benötigt, um den Sprecher zu finden.
Bis auf heute.
Fast zehn Minuten lauschte er konzentriert, dann schüttelte er den Kopf und watschelte
gemütlich bis dicht unter das Bild. Der Kommandant und O-1 wurden mit zwei, drei Sätzen von Ps-5
aufgeklärt und verhielten sich abwartend.
Der ›Meister‹ unterbrach seinen Vortrag, den er herunterrasselte, als habe er ihn auswendig
gelernt. Nach einer winzigen Pause fragte er: »Wer bist du?«
»Gerade wollte ich die gleiche Frage an dich stellen«, piepste der Mausbiber. »Wo steckst du?
Bist du hier im Schiff?«
Während der ›Meister‹ antwortete, versuchte Gucky erneut vergeblich, die ›Gedankenquelle‹
anzupeilen und zu orten. Dafür gab es nur eine einzige Erklärung.
»Ich bin der ›Meister‹, der Beauftragte der Vorfahren, die dieses Schiff erbauten und
starteten. Die Geheimnisse werden sich klären, wenn das Schiff sein Ziel erreicht. Bis dahin
verlange ich Gehorsam. Aber du gehörst nicht zu uns! Wer bist du?«
Gucky war sich jetzt sicher, aber er wollte den letzten Beweis. »Deine Ziele mögen gut sein,
aber hältst du es für richtig, wenn Menschen durch Maschinen beherrscht werden? Warum weiß
niemand hier etwas über den Ursprung des Volkes? Warum weiß niemand, daß ihr Arkoniden seid?«
Das Gesicht des ›Meisters‹ zeigte Erstaunen, aber die Stimme blieb gelassen und ausdruckslos
wie immer: »Die Maschinen sind zuverlässiger und unfehlbarer als der Mensch. Gegenfrage: Was
weißt du von den Arkoniden?«
Gucky nickte vor sich hin. Er hatte es erwartet. Ohne sich weiter um das Bild des ›Meisters‹
zu kümmern, dessen Augen ihn starr anblickten, wandte er sich an die gespannt wartenden Männer,
die Führer der Revolution gegen die Roboter.
»Ich glaube, wir können das Betreten dieses Raumes künftig unterlassen. Wir dürfen den
›Meister‹ ignorieren, der sich als Beauftragter der Vorfahren ausgibt. Weiter nehme ich an, daß
irgend etwas damals schiefgegangen ist, als das Schiff gestartet wurde. Dies hier war nicht
vorgesehen. Nun, wir werden es bald wissen.«
Ps-5 trat vor und blieb vor Gucky stehen. »Worte allein schaffen den ›Meister‹ nicht aus der
Welt. Er ist dort auf dem Bildschirm und kann alles sehen und hören, was hier geschieht.«
»Wie recht du hast«, gab Gucky spöttisch zu. »Darum werden wir ja diesen Raum auch nicht mehr
betreten. Und dann, Freunde, ist der ›Meister‹ blind und taub. Im übrigen – er ist sogar
auch stumm.«
Das begriff niemand, aber Gucky wußte genau, was er behauptete.
Sie verschlossen den Raum und kehrten in die Zentrale zurück. Hier fragte der Kommandant:
»Und – was nun?«
Der Psychologe deutete auf A-3. »Es wäre vielleicht jetzt der rechte Augenblick, an die
unheimliche Entdeckung zurückzudenken, die wir im Mittelpunkt des Schiffes machten. Sie muß in
irgendeinem Zusammenhang mit dem ›Meister‹ stehen. Unsere Vorfahren schlafen dort …«
Gucky ließ den Psychologen erzählen und stellte fest, daß sich das Bild abrundete. Aber immer
noch blieb die Frage offen, welchen Sinn das Unternehmen hatte – wenn es überhaupt einen
hatte.
»Ich glaube«, sagte der Mausbiber, als Ps-5 endete, »das sehe ich mir an. Bei der Gelegenheit
werden wir dem ›Meister‹ gleich den Strom sperren.«
»Den Strom sperren?« warf M-7 erstaunt
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