Silberband 012 - Der Anti
will uns
daran hindern?«
K-1 sah einen Ausweg. »Wenn keine Hypersprunganlage an Bord ist, bleibt auch keine
Entscheidung zu fällen. Wir müssen weiterfliegen, bis wir das angekündigte Planetensystem
erreichen.«
O-1 setzte ein triumphierendes Gesicht auf. »Gestatte, K-1, daß ich einen Fachmann zu Wort
kommen lasse. M-7 hat sich inzwischen an Bord des Schiffes umgesehen und einiges entdeckt.«
»Bitte.« Der Kommandant nickte, obwohl er steigendes Unbehagen fühlte.
Der Mechaniker, wegen seiner führenden Rolle bei der Revolte gegen die Roboter praktisch zum
Offizier emporgestiegen, trat vor.
»Das Innere des Schiffes birgt die Anlagen für den Tiefkühlschlaf«, begann er. »Aber nicht nur
das. Auch der Antrieb ist dort. Und zwar ein hervorragender Antrieb, mit dem sich dieses Schiff
durch die ganze Galaxis steuern läßt – soweit wir von den Karten wissen, was die Galaxis ist
und wie groß sie ist. Ich habe mehrere Wochen benötigt, die Anlage zu studieren. Ich glaube, daß
ich sie nun kenne und sie bedienen kann. Mit anderen Worten: Wenn dieses Schiff einen Hypersprung
machen soll, kann ich diesen Sprung genau berechnen und ausführen.«
»Ich weiß nicht, ob die Ahnen etwas Derartiges billigen«, begann der Kommandant, wurde aber
sofort von dem Ersten Offizier unterbrochen.
»Die Schläfer werden nicht gefragt, K-Eins. Wir sind im Besitz des Schiffes. Wir bestimmen den
Kurs. Lange genug waren wir durch die Machenschaften der Ahnen in ein Netz von Angst und Lüge
verstrickt. Es wird Zeit, daß wir die Initiative ergreifen. Wir werden das nächste Sonnensystem
ansteuern und auf einem geeigneten Planeten landen. Dann, meinetwegen, können die Schläfer
geweckt werden. Wir sind dann genug Männer und Frauen, um eine neue Zivilisation zu gründen.«
»Ist das der Sinn dieses Schiffes?« fragte der Kommandant.
Er erhielt keine Antwort.
Der Arzt A-3 hob beide Hände und beruhigte: »Wie sollen wir Sinn, Ziel oder Zweck unserer
Reise kennen, wenn man uns Jahrtausende betrog? Ich glaube, wir haben ein Recht darauf, unser
Schicksal von nun an selbst in die Hand zu nehmen. Wenn es M-7 gelungen ist, den Hyperantrieb zu
entdecken, so sollten wir ihn auch dazu verwenden, möglichst bald ein Ziel zu erreichen. Und
unser Ziel kann nur ein bewohnbarer Planet sein.«
»Ich stimme zu«, warf O-1 ein. Die beiden Techniker nickten.
K-1 sah sich überstimmt.
»Ich füge mich der Mehrheit«, sagte er. »Aber ich gebe zu bedenken, daß ich aus verschiedenen
Gründen meine Zusage nur unter Zwang erteile. Der Hauptgrund ist: Wir kennen den sogenannten
Hyperantrieb zu wenig und haben keinerlei Erfahrung mit ihm. Wenn irgend etwas schiefgeht, sind
wir verloren, oder kann M-Sieben den Antrieb vielleicht reparieren, wenn er mitten in der Arbeit
versagt? Zweitens gebe ich zu bedenken, daß wir keine Ahnung vom eigentlichen Sinn der Expedition
des Generationenschiffs haben. Vielleicht sollen wir mit der Geschwindigkeit, die wir
jetzt innehaben, unser Ziel erreichen.«
»Wozu hätten wir dann aber die Hypersprunganlage?« fragte der Arzt mit einem Seitenblick auf
O-1. »Sie ist doch nicht durch Zufall vorhanden.«
Der Kommandant sah starr auf seine Hände. »Alle Argumente, die heute hier vorgebracht werden,
klingen logisch und überzeugend, ganz gleich, von welcher Seite sie auch kommen mögen. Mir bleibt
keine andere Wahl, als mich der Mehrheit zu fügen.«
»Die Erlaubnis, einen Hypersprung zu berechnen und durchzuführen, ist somit also gegeben?«
erkundigte O-1 sich vorsichtshalber.
Der Kommandant nickte ihm zu. »So könnte man es ruhig auffassen, O-Eins. Wenn auch A-Drei
zustimmt …«
»Ich bin für das Experiment«, warf der Arzt schnell ein, als befürchte er einen
Stimmungsumschwung des Kommandanten. »Je eher wir auf einem Planeten landen, desto besser. Kann
sich jemand von uns überhaupt vorstellen, wie ein Planet aussieht?«
Sie waren auf dem Schiff geboren worden und hatten niemals eine andere Welt als ihr Schiff
gekannt. Es gab Bücher an Bord, in denen von gigantischen Kugeln die Rede war, die um flammende
Sonnen kreisten. Es waren natürliche Körper, keine künstlichen, und die Bewohner lebten auf statt in der Kugel. Die Sonne ermöglichte das. Sie gab Wärme und Energie.
»Das Leben auf einer solchen Welt muß schöner als das im Schiff sein«, sagte O-1 überzeugt.
»In einem der Bücher las ich sogar, daß Schiffe wie das unsrige nur dem Transport dienten, so
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