Silberband 012 - Der Anti
zerschnitt das Eis des Plateaus. Rhodan besaß genug Geistesgegenwart, die Spur des Energiestrahls
zu verfolgen. Er veränderte seine Richtung nicht, und der Winkel zur Oberfläche blieb gleich,
aber er wanderte mit erstaunlicher Schnelligkeit über das Plateau, den Hang hinab – und
erlosch.
Gucky flüsterte: »Sie entfernen sich – aber jetzt kehren sie zurück.«
Damit stand fest, daß die Unsichtbaren in einer Maschine saßen, die ebenfalls unsichtbar war.
Sie flogen einen Bogen und setzten zum zweiten Angriff an. Vielleicht zielten sie diesmal
genauer.
»Weg!« rief Rhodan.
Gucky war längst darauf vorbereitet. Er sprang.
Diesmal materialisierten sie in einer Entfernung von fast tausend Kilometern mitten in einem
Gebirge. Das war reiner Zufall, aber Rhodan erkannte auf den ersten Blick, daß der Platz für ihre
Zwecke geeignet war. Wenn die Fremden auch Flugzeuge besaßen, in diesem zerklüfteten Tal konnten
sie nur schlecht damit operieren. Vielleicht waren sie für einige Zeit sicher.
»Sengu – an die Arbeit.« Rhodan wartete, bis der Japaner nickte, dann sagte er zu dem
Mausbiber: »Du achtest auf die Unsichtbaren.«
Die beiden Mutanten kannten ihre Aufgabe. Es bedrückte Rhodan ein wenig, daß er im Augenblick
so gut wie überflüssig war, da ihm die Fähigkeiten der Mutanten fehlten. Er konnte nichts anderes
tun, als das Ergebnis ihrer Bemühungen abwarten.
So etwas wie Hoffnungslosigkeit beschlich ihn. Was nützte das alles, wenn sie ständig auf der
Flucht vor den Unbekannten sein mußten, die ihnen zumindest zahlenmäßig überlegen waren? Wie
sollten sie den Barkoniden helfen, wenn sie selbst alle Hände voll zu tun hatten, am Leben zu
bleiben?
Der bisherige Aufenthalt auf Barkon war nichts als eine ständige Flucht gewesen,
rekapitulierte Rhodan, während er einige Schritte abseits ging und geistesabwesend die
Steinformationen betrachtete, die eine merkwürdige Regelmäßigkeit aufwiesen. Zuerst fiel ihm das
nicht auf, aber dann wurde er stutzig.
Die glatte, senkrechte Wand war schneefrei. Nur eine dünne, durchsichtige Eisschicht bedeckte
sie. Rhodans Hand strich langsam darüber hinweg. Die Wand war fugenlos und glatt.
Für einen Naturfelsen jedenfalls zu glatt.
Rhodan sah sich um. Soweit er erkennen konnte, war das Tal durchaus nicht unzugänglich. Es
konnte sehr gut sein, daß sich hier ein weiterer Zugang zur Unterwelt Barkons befand.
Seine Vermutung bestätigte sich, als Sengu sagte: »Wieder schwache Ausstrahlungsimpulse.
Außerdem ein Tunnel in die Tiefe. Ich verfolge ihn. Tausend Meter, zweitausend …«
»Achtung!«
Guckys Stimme war schrill und verriet höchste Gefahr.
Rhodan riß mit einer instinktiven Bewegung den Strahler aus der Tasche und entsicherte ihn. Er
hatte nicht die Absicht, dauernd zu fliehen. Sie mußten den Angreifern endlich zeigen, daß sie
sich auch wehren konnten.
Sengu begriff sofort. Er entsicherte ebenfalls seinen Strahler.
»Es ist nur einer, glaube ich«, sagte Gucky zögernd.
»Nimm deine Waffe!« forderte Rhodan ihn auf.
Guckys Gesichtsausdruck verriet nur wenig Zuversicht. Trotzdem befolgte er Rhodans Anweisung
und zog den Energiestrahler. Er deutete in Richtung des Talausgangs.
»Ja, es ist nur einer. Er muß schon vorher hier gewesen sein. Seine Gedanken sind in erster
Linie neugieriger Natur, mehr kann ich nicht feststellen.«
»Eine Art Wächter«, vermutete Rhodan und sah in die gleiche Richtung, in die auch Gucky
blickte. Er verspürte das fragende Bohren im Gehirn, das allmählich schmerzhaft wurde. Sehen
konnte er nichts, auch keine Spuren im Schnee. Und doch näherte sich ihm ein Wesen, das
intelligent war und dessen Volk Energiewaffen konstruiert hatte. »Wie weit noch?«
»Zwanzig oder dreißig Meter, so genau kann ich das auch nicht …«
Gucky sprach den Satz nie zu Ende.
In etwa fünfundzwanzig Metern Entfernung blitzte es auf.
Der blaue Strahl verfehlte Sengu um ganze zwei Meter. Noch während der Japaner sich in Deckung
warf, eröffnete Rhodan das Feuer. Er zielte genau auf den Entstehungspunkt des blauen Strahls,
der urplötzlich erlosch. Aber Rhodan stellte das Feuer nicht ein. Er bemerkte, daß der grelle
Energiefinger seiner eigenen Waffe von einem Hindernis abfloß, das in seinen Umrissen allmählich
sichtbar wurde.
»Los!« rief Rhodan Gucky zu.
Der Mausbiber las in Rhodans Gedanken und begriff.
Er begann ebenfalls auf das unsichtbare Ziel zu schießen. Sengu blieb am Boden
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