Silberband 012 - Der Anti
körperlos. Sie
sind Telepathen und können unsere Gedanken doch nicht erraten – sonst hätten sie ja vorher
von unserem Teleportersprung gewußt. Wir können mit ihren Gedanken ebenfalls nichts anfangen. Sie
nehmen keinen Kontakt auf, sondern greifen sofort rücksichtslos an. Sie versuchen, uns zu
töten.«
»Wer immer sie auch sind«, murmelte Gucky empört, »sie sind mir höchst unsympathisch. Sollte
ich jemals einen von ihnen erwischen – aber wie soll man jemanden erwischen, der nicht
existiert?«
»Sie existieren«, betonte Rhodan. »Aber anders, als wir es uns vorzustellen vermögen. Wie weit
noch?«
Statt einer Antwort erfolgte der Angriff.
Der erste Energiestrahl verfehlte sie, und bevor der zweite kam, teleportierte Gucky. Diesmal
gleich zehn Kilometer und hinauf zum Gipfel des Berges.
Sie standen auf einem kleinen, vereisten Plateau, gut viertausend Meter über der Ebene.
Das Plateau maß etwa zwanzig Meter im Quadrat und war eben. Wenn die unsichtbaren Angreifer
ihnen hier zu Fuß folgen wollten, lag eine anstrengende Aufgabe vor ihnen. Oder besaßen sie
Fluggeräte und Fernwaffen?
»Kannst du ihre Gedanken noch auffangen, Gucky?«
Rhodan erhielt nicht sofort Antwort. Der Mausbiber bemühte sich, die fremden Impulse zu orten.
Dann schüttelte er den Kopf. »Sie haben nur eine geringe Reichweite – wie ist das
möglich?«
Dafür allerdings, so mußte sich Rhodan eingestehen, gab es keine Erklärung.
Am Rand des Plateaus lagen einige größere Felsbrocken, die mit einer dicken Eisschicht
überzogen waren. Sie bildeten den eigentlichen Gipfel. Einer der Steine sah aus wie eine breite
Bank.
Gucky konnte nicht widerstehen. Er ließ die Hände der Männer los und setzte sich vorsichtig
auf die Bank.
»Ich hoffe, die Heizung im Anzug funktioniert auch hinten gut genug«, sagte er und seufzte
zufrieden. »Da sitzen wir nun auf einem Berg und sehen uns die Welt von oben an.«
Rhodan ließ in seiner Wachsamkeit nicht nach. Das Auftauchen der Unsichtbaren hatte alle seine
Vermutungen über den Haufen geworfen. Zuerst hatte er heimlich mit einer technischen Katastrophe
gerechnet, denen die Barkoniden zum Opfer gefallen waren. Die Maschinen konnten versagt haben.
Aber nun sah die Sache völlig anders aus. Irgend jemand – irgend etwas – war aus dem
All gekommen und hatte von dieser Welt Besitz ergriffen.
Aus dem All? Von wo?
Konnte es Wesen geben, denen es gelungen war, die gewaltige Entfernung von mehr als
hunderttausend Lichtjahren zu überwinden? Theoretisch war das möglich. Es gab Hypersprünge bis zu
dreißigtausend Lichtjahren, aber bisher hatte Rhodans Wissen nach noch niemand gewagt, in den
interkosmischen Raum zwischen den Milchstraßen vorzustoßen.
»Sengu, versuchen Sie weiter, etwas zu finden«, bat Rhodan.
Der Japaner sah hinab in die Ebene. Wortlos nickte er.
Der Blick war nach allen Seiten frei, ausgenommen dort, wo sich die Felsbrocken zum Gipfel
auftürmten. Der weit entfernte Horizont war eine undeutlich schimmernde Linie, weil der nur
schwach angeleuchtete Schnee mit dem Schwarz des Weltraums verschwamm. Dazwischen aber war
nichts. Und doch lauerte irgendwo die unheimliche, unsichtbare Gefahr.
Sengu sagte leise: »Die breiten Korridore führen schräg in die Tiefe. Sie sind leer und
verlassen. Kein Lebewesen ist zu sehen. Jetzt sehe ich eine Halle mit gewölbter Decke. Nach allen
Richtungen führen die Gänge weiter hinab. Welchem soll ich folgen?«
»Dem mit den Schienen«, erwiderte Rhodan aus einer Erinnerung heraus. »Es ist doch einer mit
Schienen da?«
»Ja, das stimmt.« Im Tonfall des Japaners lag Verwunderung.
Wieder trat Schweigen ein. So lange, bis Rhodan wieder den bohrenden Schmerz im Kopf
verspürte. Das erste Warnzeichen. Die Unsichtbaren waren wieder auf dem Vormarsch.
Gucky sprang mit einem Satz hoch. Er zeigte in östliche Richtung, aber nicht hinab in die
Ebene, sondern schräg hinauf in den schwarzen Himmel. »Sie kommen – sehr schnell!«
Sengu gab seine Spähertätigkeit auf und ergriff die Hand des Mausbibers. Rhodan folgte seinem
Beispiel.
»Wo?«
»Von ober her«, erwiderte Gucky erregt. »Können sie fliegen?«
Sie erfuhren nicht, ob die Unsichtbaren von Natur aus fliegen konnten oder ob sie dazu
Apparate benutzten. Eines aber erfuhren sie mit Sicherheit: Die Unsichtbaren sahen sie und
griffen an.
Über ihnen blitzte im Nichts ein blendender Schein auf. Ein blaßblauer Strahl fuhr herab und
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