Silberband 012 - Der Anti
Oberfläche zu durchdringen. Er stand dicht
neben Rhodan, bereit, jeden Moment Guckys Hand zu ergreifen, sobald Rhodan das Zeichen gab. Aber
vorerst geschah das noch nicht.
Rhodan starrte immer noch in die von Gucky angegebene Richtung. Er sah nichts.
»Es muß jetzt ganz nahe sein«, flüsterte Gucky mit belegter Stimme. »Und es denkt …«
Jetzt spürte Rhodan es auch.
Vorsichtig drängte sich etwas in seine Gedanken und übte einen fühlbaren Druck aus. Der Druck
wurde allmählich zu Schmerz, erträglich zwar, aber unangenehm, weil man sich seiner nicht
erwehren konnte.
Jemand versuchte, von seinem Bewußtsein Besitz zu ergreifen.
Aber wer?
Makellos lag die Schneefläche vor ihm. Und dort, nur wenige Meter entfernt, mußte der
Unbekannte stehen. Ein Unsichtbarer.
Aber es waren keine Fußspuren vorhanden. Jeder Unsichtbare hätte in dem weichen Schnee Spuren
hinterlassen müssen.
»Versuche es telekinetisch!« rief er Gucky zu.
Der Mausbiber nickte. Er konzentrierte sich auf die nicht sichtbare Materie, die dicht vor ihm
sein mußte – und schlug zu.
Sein Schlag führte ins Leere. Der Schmerz blieb.
Rhodan tastete nach dem Energiestrahler, aber dann sah er das Sinnlose seiner Absicht ein. Er
konnte nicht auf etwas schießen, das er nicht sah.
»Es geht nicht«, sagte Gucky verzweifelt. »Aber ich glaube, ich kann ihn – oder es –
telepathisch erreichen. Meine Gedanken stoßen auf Widerstand. Die Entfernung beträgt vielleicht
zehn Meter, mehr nicht.«
Das war immerhin schon etwas. Die Richtung und Entfernung ließen sich bestimmen. Mehr leider
nicht. Vorerst wenigstens nicht.
»Kannst du die Größe feststellen?«
»Ich spüre nur in seinen Gedanken einen Widerstand, sonst nichts. Es ist, als wären die
Gedanken des Unbekannten das einzige Materielle an ihm. Sein Körper – er hat keinen Körper
in unserem Sinn.«
Plötzlich ließ der Schmerz im Gehirn nach.
Gucky blieb unbeweglich stehen. »Er hat seinen mentalen Angriff aufgegeben. Seine
Kraftreserven sind gering. Sein Versuch, uns unter seinen Willen zu zwingen, ist
fehlgeschlagen.«
»Ist es nur einer?«
»Nein, es sind jetzt mehrere. Sie nähern sich uns von allen Seiten.«
Immer noch war nichts zu sehen, keine schattenhaften Umrisse und vor allen Dingen keine
Fußspuren.
Rhodan nickte Sengu zu und nahm Guckys Hand. Der Japaner ergriff die andere. »Sobald ein neuer
Angriff erfolgt, springen wir.«
Sie warteten.
Nicht lange.
Aus dem Nichts zuckte plötzlich ein blaßblauer Energiestrahl und fuhr dicht vor ihren Füßen in
den Schnee, der sofort schmolz und zu verdampfen begann.
»Los!« rief Rhodan.
Gucky hatte den Sprung so berechnet, daß sie keine zwei Kilometer entfernt wieder
materialisierten. Sie standen ein wenig erhöht auf der sanft ansteigenden Flanke des Berges und
konnten die Stelle, an der sie eben noch gewesen waren, sehr gut einsehen.
Ein wahres Feuerwerk tobte dort. Aus den verschiedensten Richtungen kamen die tödlichen
Strahlen und verwandelten den Schnee in einen kleinen See, der brodelnd zu kochen begann. Der
Wasserdampf verflüchtigte sich schnell nach allen Seiten, sofern er sich nicht sofort wieder
niederschlug.
»Sie nehmen an, wir hätten uns ebenfalls unsichtbar gemacht«, vermutete Rhodan. Er war sich
seiner Sache durchaus nicht sicher. »Jetzt versuchen sie, uns zu vernichten.«
Im selben Augenblick hörten die Angriffe auf. Die Energiestrahlen erloschen und blieben aus.
Der See begann schnell zu erstarren. Er wirkte auf die große Entfernung wie ein gläsernes Auge,
das jemand in der Schneewüste verloren hatte.
Gucky lauschte.
»Sie kommen hierher«, flüsterte er. »Ich kann es nicht mit Bestimmtheit sagen, aber ich meine,
es wären nicht mehr als fünf oder sechs. Ich fürchte, sie haben unsere Gedanken aufgespürt.«
»Dann werden sie sich aber auch den Kopf zerbrechen, wie wir so schnell hierher gelangen
konnten«, bemerkte Rhodan mit einer Spur von Triumph. »Wie schnell sind sie?«
»Nicht sehr schnell«, gab Gucky zurück. »Ein Mann, der rennt, ist schneller hier.«
Sie starrten in Richtung des Eisbeckens. Von dort mußten sie kommen und in zwei oder drei
Minuten hier sein. Nichts bewegte sich aber in der abfallenden Ebene. Kein Schneewölkchen verriet
den Ansturm der unsichtbaren Verfolger.
Jetzt spürte auch Rhodan die schmerzenden Gedankenimpulse wieder.
»Was sind das nur für Wesen?« fragte er. »Sie sind unsichtbar und anscheinend
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