Silberband 013 - Der Zielstern
tot oder zumindest verloren.
Der Versuch, die Humanoiden zu kolonisieren, mußte als gescheitert angesehen werden. Die
Vernichtungsmaschine gegen die militärischen Anlagen Terras lief an.
Schon wurden die ersten Torpedos abgefeuert und rasten mit Tausenden von Kilometern in der
Stunde auf die Raumforts zu.
Hinter den Torpedos folgten die Schiffe.
Bully zerrte Gagolk hinter sich her und stieß ihn in die Kommandozentrale des Bunkers. Ein
Offizier wandte sich um und erkannte ihn.
»Haben Sie Verbindung mit der Zentrale? Fragen Sie an, ob …«
Bully kam nicht weiter.
Aus dem Lautsprecher brüllte eine Stimme: »Alarm! Die Erde wird angegriffen! Unsere Schiffe
entgingen nur knapp der Vernichtung und sammeln sich im Mars-Sektor! Die Feindflotte rast zur
Erde. Alarm!«
Bully wurde totenblaß. Er drehte sich wieder um und kam auf Gagolk zu, seine Hände
vorgestreckt und mit einem vor Wut verzerrten Gesicht. Ohne ein Wort zu sagen, stürzte er sich
dann auf den Arkoniden, als könne er der drohenden Katastrophe Herr werden, wenn er den
Oberbefehlshaber erwürgte.
Bullys Hände griffen ins Leere.
Der Arkonide war verschwunden. Nicht etwa in der Art eines Teleporters, der beim Sprung einen
flimmernden Luftwirbel zurückließ und zuerst durchscheinend wurde, ehe er verschwand, sondern
völlig anders. Er war in der einen Tausendstelsekunde noch da, in der nächsten jedoch
verschwunden. So, als sei er niemals vorhanden gewesen.
Bully stolperte, als seine Hände den erwarteten Halt nicht fanden, machte einige Schritte und
hielt sich dann an einem Schrank fest. Immer noch blaß drehte er sich um und sah die beiden
Offiziere an. »Was – was ist? Er kann doch nicht …«
Im Lautsprecher war die Stimme Marschall Freyts: »Bull! Melden Sie sich! Wo stecken Sie
denn!«
Bully gab dem Leutnant an den Geräten einen Wink. Die Verbindung war in wenigen Sekunden
hergestellt. »Was ist?«
»Hören Sie, Mr. Bull! Die feindliche Flotte …«
»Ich weiß. Sie greift an. Ich habe alles versucht …«
»Aber …«
»Ich habe den Kommandanten erwischt, und als ich ihn erwürgen wollte, verschwand er einfach.
Ich …«
»Wenn Sie jetzt nicht zuhören wollen, dann sind Sie selbst schuld!« rief Freyt wütend. »Wissen
Sie denn immer noch nicht, was ich Ihnen sagen wollte? Die Flotte ist auch verschwunden. Kaum
hatte ich Alarm gegeben, da verschwand sie. Die vorausgeschickten Torpedos waren plötzlich nicht
mehr da. In derselben Sekunde verschwanden auch die Schiffe. Der Spuk ist beendet, ohne daß es
auch nur einen Verletzten gegeben hätte.«
Bully hatte wortlos zugehört und sich dabei auf einen Stuhl sinken lassen. Sein blasses
Gesicht bekam wieder Farbe, denn es wurde tiefrot. Aber die Ursache war Erleichterung und Freude.
Die erwartete Aktion Rhodans hatte ihre Schuldigkeit getan. Die Geisterflotte war in die
Vergangenheit zurückgekehrt. Das Unternehmen der Akonen, die Erde mit Hilfe längst Verstorbener
zu erobern, war fehlgeschlagen.
»Gott sei Dank!« Bully atmete erleichtert auf und sah wieder auf die Stelle, an der Gagolk
gestanden hatte. »Dann hat Rhodan es geschafft, den Zeitumformer zu zerstören.«
»Genau in der richtigen Sekunde«, stimmte Freyt zu, und seine Stimme klang ebenfalls
erleichtert.
Die RALPH TORSTEN hielt auf die DRUSUS zu und stoppte. Magnetklammern verankerten
sie an der mächtigen Raumkugel. Schleuse lag auf Schleuse, und Rhodan konnte umsteigen. Gucky
grinste zwar, als er an seiner Hand in die Kommandozentrale der DRUSUS watschelte, aber es war
ein schwaches und kraftloses Grinsen. Man sah ihm die Erschöpfung an, die der pausenlosen
Anstrengung gefolgt war. Allein aus diesem Grund hatte Rhodan auf den bequemeren Weg der
Teleportation verzichtet.
»Verbindung zur Erde herstellen«, sagte er zu Deringhouse.
Hoffentlich war es nicht zu spät gewesen.
Doch zu seiner Erleichterung erfuhr er, daß im Solsystem alles in bester Ordnung war –
die Arkonflotte existierte nicht mehr.
Atlan kam auf ihn zu. Er breitete die Arme aus und ergriff Rhodan bei der Schulter.
»Geschafft«, sagte er schlicht. »Die Meldungen überschlagen sich. Die Robotflotten haben
schlagartig zu funktionieren begonnen. Das Robotgehirn arbeitet wieder. Arkon ist gerettet. Die
Akonen wurden bereits gefangengenommen. Ich danke dir, mein Freund.«
»Es geschah nicht ohne ein wenig Egoismus«, erinnerte ihn Rhodan lächelnd. »Die Akonen –
wir müssen uns noch darüber
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