Silberband 013 - Der Zielstern
noch Proteinverbindungen. Es
ist einwandfrei der Erreger der Infektion, die auf Erde und Mond grassiert, und es bestehen nicht
die geringsten Aussichten, daß wir ihr Einhalt gebieten können, denn in jeder Sekunde vermehrt
sich das Plasma um das Milliardenfache. Wir haben ausgerechnet, daß die Erde in spätestens
sechzehn Monaten von einer ein Meter dicken Plasmaschicht bedeckt ist und kein Mensch mehr
lebt.«
Perry Rhodan, wie alle anderen auch von der Krankheit gezeichnet, sah in das von Blutschwämmen
verunstaltete Gesicht Koatus und wußte, daß er selbst nicht besser aussah.
Hände, Arme und Körper, alle Gliedmaßen waren von diesen tückischen Blutschwämmen übersät, es
waren Niststätten des Plasmas, und in jeder Sekunde fraß es sich tiefer in die Haut.
Noch keine vierundzwanzig Stunden grassierte die Krankheit auf der Erde, aber sie hatte in
dieser Zeit schon ein Fünftel der Terraner befallen.
Die Akonen hatten den Terranern ein echtes Danaergeschenk gemacht. Rhodan dachte an die Welt,
auf der er nach dem Ende der FANTASY notgelandet war. Würde die Erde bald auch so aussehen –
umgeben von einem Mantel aus Plasma? Vielleicht bestand das Rätsel des Plasmaplaneten darin, daß
Akonen ihm in der Vergangenheit einen Besuch abgestattet hatten. Womöglich war der ›Irrflug‹ der
FANTASY von den Akonen herbeigeführt worden.
»Hilfe kann nur von Arkon kommen«, sagte Rhodan. »Jetzt, da wir über die ersten Unterlagen
verfügen, kann ich Atlan anrufen. Er muß das Robotgehirn befragen. Wenn es uns keine Hilfe
bringen kann, ist für uns in spätestens drei Monaten alles vorüber, denn eine längere
Lebenserwartung haben wir bei dieser Erkrankung nicht. Ich rufe jetzt Atlan an.«
Terranias große Hyperfunkstation stellte über die Frequenz, die ausschließlich
Blitzverbindungen zwischen Rhodan und Atlan vorbehalten war, zur Kristallwelt Kontakt her.
»Hallo, Barbar«, begrüßte Atlan den Freund, und starrte entsetzt in das entstellte Gesicht
Rhodans. »Perry, was ist mir dir geschehen? Wie siehst du aus?«
»Deswegen rufe ich an, Arkonide«, erwiderte Rhodan. »Alle Terraner benötigen jetzt deine
Hilfe. Wir sind von einem unersättlichen Plasmawesen überfallen worden. Ich bin mit meinem
Gesicht ein Musterbeispiel dafür, wie Erkrankte nach vierundzwanzig Stunden aussehen.«
»Wie viele sind erkrankt?« fragte Atlan.
»Ein Fünftel der Erdbevölkerung, Freund. Auf dem Mond herrschen die gleichen Zustände. Einen
Schutz gegen die Krankheit gibt es nur dann, wenn der Mensch sich im geschlossenen Raumanzug
aufhält.«
Die Bildscheibe zeigte, wie Atlans rötliche Arkonidenaugen durch innerliche Erregung immer
stärker zu funkeln begannen. »Was wißt ihr über diese Krankheit? Wißt ihr, woher sie kommt?«
»Es ist Plasma, das sich wie ein ausgehungertes Raubtier auf jede Eiweißverbindung und
organische Verbindung stürzt, dabei in der Lage ist, Proteinziele zu orten und sich zu bewegen.
Ich muß mit der DRUSUS diese grauenhafte Krankheit aus dem Orionsystem mit zur Erde gebracht
haben. Durch einen glücklichen Umstand und dank der Arbeit eines Arztes wissen wir seit einer
Stunde wenigstens, worum es sich handelt, aber damit ist unser Wissen auch erschöpft.«
Auch jetzt noch verschwieg Perry Rhodan dem Imperator des Arkon-Imperiums, wer den Terranern
dieses gefährliche Geschenk zugedacht hatte und auf welchem Weg das Plasmawesen aus dem Blauen
System gekommen war.
»Perry, du siehst schlimm aus. Diese Symptome zeigen sich bereits nach vierundzwanzigstündiger
Ansteckung?«
»Ja. Es beginnt mit stecknadelgroßen, rötlichen Punkten auf der Haut, die in den ersten zwei
Stunden sehr stark jucken und sich langsam ausbreiten. Aber bevor ich dir noch weitere laienhafte
Erklärungen gebe, ist es doch besser, dir die ersten Untersuchungsergebnisse in einem
Rafferspruch zu übermitteln.«
»Sende das Material sofort an die Robotpositronik nach Arkon III, Perry. Ich werde sie
beauftragen, festzustellen, ob ein ähnlich gelagerter Fall bei uns bekannt geworden ist.«
»Atlan, wer von diesem Plasma überfallen wird, hat höchstens noch drei Monate zu leben.«
Der Arkonide, der im Lauf der letzten zehntausend Jahre alle Menschen der Erde überlebt und so
viele Schicksale von ihrem Anfang bis zum Ende verfolgt hatte, zeigte jetzt seine tiefe seelische
Erschütterung. »Drei Monate, Perry? Freund, verlasse dich auf mich. Was ich tun kann, wird getan.
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