Silberband 014 - Rhodans Sohn
Sie es selbst feststellen«, schlug der Anti ironisch vor.
»Warten Sie aber nicht zu lange, denn inzwischen könnte Saos von Fusionsbomben vernichtet werden.
Rhodan hat immerhin viertausend Schiffe aufgeboten.«
»Viertausend«, wiederholte Atlan dumpf. »Er fliegt einen Angriff auf einen Planeten des Großen
Imperiums mit einem ganzen Flottenverband. Das ist eine offene Kampfhandlung.«
»Werden Sie eingreifen?« erkundigte sich Kutlos gespannt.
Atlan musterte ihn unfreundlich. Er konnte sich in die Gedankengänge des Priesters versetzen.
Trotzdem war Rhodans Vorgehen eine ungeheuerliche Maßnahme, die de facto einer
Kriegserklärung gleichkam.
»Denken Sie einmal darüber nach«, empfahl er Kutlos und schaltete ab.
Toseff öffnete zögernd seinen Mund. Die innerliche Erregung des Imperators war unverkennbar.
Der General verkniff sich eine Bemerkung. Instinktiv fühlte er, daß er dem einsamen Mann bei
seiner Entscheidung nicht helfen konnte. In diesem Moment wurde die Treue des Generals noch
fester verankert. Er spürte die Verbundenheit mit dem Unsterblichen und eine unzerstörbare
Loyalität zum Großen Imperium.
»Wie konnte der Barbar nur so etwas tun?« sagte Atlan niedergeschlagen. »Will er mit aller
Gewalt einen galaktischen Krieg entfesseln?«
»Vielleicht hat der Priester gelogen«, wandte der General ohne Überzeugung ein. »Die Baalols
könnten daran interessiert sein, zwei Mächte aufeinanderprallen zu lassen.«
»Das sind sie zweifellos«, stimmte Gonozal VIII. zu. »Trotzdem hat der Anti die Wahrheit
gesprochen. Er weiß nur zu gut, daß ich Möglichkeiten besitze, um seine Information schnell
überprüfen zu lassen. Mit einer Lüge riskiert er die Sperrung des Stützpunkts von Saos.«
Mit einer gewissen Bestürzung erkannte der General, daß Atlan zögerte, auf die aggressive
Herausforderung der Solaren Flotte in entsprechender Weise zu antworten. Seine Freundschaft mit
Perry Rhodan hielt ihn wie eine unsichtbare Fessel umklammert. Er wollte einfach nicht begreifen,
daß der Erste Administrator der Erde alle abgeschlossenen Verträge brach.
»Euer Erhabenheit, weitere Zurückhaltung von unserer Seite würde uns bei allen Verbündeten als
schwach erscheinen lassen«, mahnte Toseff. »Außerdem würde es weitere Aktionen der Terraner nach
sich ziehen. Einmal muß es eine Grenze geben. Entschuldigen Sie meine harten Einwände.«
Atlan fuhr mit dem Handrücken über sein Gesicht. Die Stille des großen Raumes wirkte auf
Toseff niederdrückend.
»Ich danke Ihnen für Ihre offene Sprache, General«, antwortete Atlan ernst. »Ich schätze es,
wenn jemand seine Meinung unverblümt ausspricht. Das ist bei den Würdenträgern des Imperiums
selten der Fall.«
»Sie werden nur schwer zu einer Entscheidung gelangen, Imperator«, vermutete der arkonidische
Statthalter von Saratan.
Atlan lächelte humorlos. »Ein altes arkonidisches Sprichwort sagt, daß man mit Freunden Geduld
haben muß, wenn die Freundschaft zu zerbrechen droht. Wieviel Geduld, General?«
Atlans Frage stellte das ganze Ausmaß seiner schwierigen Situation dar. Während er bemüht war,
es nicht zu einem offenen Bruch mit Rhodan kommen zu lassen, mußte er gleichzeitig mit allen
Mitteln das Große Imperium vor weiteren Übergriffen schützen.
Als Toseff zu einer Antwort ansetzte, stellte das Robotgehirn wieder die Verbindung mit Atlan
her. Der General unterbrach sich und wartete, bis der Imperator die entsprechenden Schaltungen
vorgenommen hatte.
»Ein neuer Übergriff der Solaren Flotte im Hoheitsgebiet des Großen Imperiums wurde bekannt«,
berichtete die gleichförmige Stimme aus den Lautsprechern. »Der Hyperfunkspruch eines
Springerschiffs traf soeben ein. Ein terranisches Kriegsschiff hat den Handelsraumer beschossen
und gestoppt. Ein Prisenkommando untersuchte das Schiff der Händler. Sonzomon, der Kommandant der
Springer, verlangt eine sofortige Wiedergutmachung und öffentliche Entschuldigung durch den
terranischen Offizier.«
Mit einem Schlag der flachen Hand unterbrach Atlan die Verbindung zu seinem positronischen
Helfer. Seine Lippen waren zu dünnen Strichen geworden.
»Das genügt«, sagte er kalt. »Auch das Höchstmaß an Geduld geht einmal zur Neige.«
»Euer Erhabenheit?« Toseff sah ihn aufmerksam an.
»Die Zeiten, daß wir uns von den Barbaren der Erde alles bieten lassen, sind jetzt endgültig
vorüber, General. Arkon schlägt zurück. Es wird keine weiteren Übergriffe
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