Silberband 014 - Rhodans Sohn
und …«
»Hielt?« dehnte Rhodan verblüfft. »Was soll das heißen?«
»Ich beginne daran zu zweifeln. Aber du kannst mir ja alles erklären, und vielleicht bin ich
jetzt bereit, dir endlich zu glauben. Wir könnten viele Dinge der Vergangenheit vergessen.«
»Ehrlich gesagt, Thomas, der Umschwung kommt mir zu plötzlich. Außerdem hast du dich genau im
Augenblick größter Gefahr zu neuen und besseren Erkenntnissen durchgerungen. Du mußt zugeben, daß
ein solches Verhalten nicht gerade überzeugend wirkt.«
»Ich gebe es zu, aber vielleicht solltest du gewisse Umstände berücksichtigen. Ich wurde gegen
meinen Willen von den Priestern befreit. Ich erhielt von ihnen eine gewaltsam durchgeführte
Schockbehandlung, die mir mein Gedächtnis und meine alte Persönlichkeit zurückgab. Vielleicht
schürten sie sogar meinen Haß gegen dich und die Erde, ich weiß es nicht. Gerade die
aussichtslose Lage, in die ich nun geraten bin, hat mich zum Nachdenken angeregt – und ich
kam zu den für dich überraschenden Ergebnissen.«
Rhodan blieb argwöhnisch. Er konnte sich nicht vorstellen, daß in so kurzer Zeit eine so
gewaltige Wandlung erfolgen konnte, die zumal genau seinen eigenen, tief im Herzen verwurzelten
Wünschen entsprach.
»Ich glaube nicht an deine Sinneswandlung«, sagte er schließlich, aber die Worte fielen ihm
unendlich schwer. Wie gern hätte er doch an sie geglaubt. »Du willst mich in einen Hinterhalt
locken.« Er lächelte kalt. »Vielleicht willst du auch nur Zeit gewinnen und hoffst, daß
inzwischen Hilfe eintrifft. Aber sie hätte wenig Sinn, denn dieser Planet ist abgeriegelt.«
»Ich weiß das, deshalb wäre jede Falle sinnlos«, gab Cardif zu. In seiner Stimme war Bedauern.
»Endlich habe ich mich dazu durchgerungen, mit dir zu sprechen, da glaubst du mir nicht. Wenn
wirklich noch etwas Gutes in mir ist, so wird es von deinem Mißtrauen verschüttet. Wie soll es da
jemals durchbrechen?«
Rhodan ahnte, daß er vor der schwersten Entscheidung seines Lebens stand. Es war eine
Entscheidung, die ihm aufgezwungen wurde. Gleichzeitig war es eine Entscheidung, die er mit allen
Fasern seines enttäuschten Herzens herbeigesehnt, aber nicht mehr erhofft hatte.
»Ich bin dein Vater, Thomas«, sagte er weicher als bisher. »Aber du bist auch mein Todfeind.
Du hast unermeßliches Unglück über die Erde und andere Welten gebracht. Du hast Verbrechen
begangen, um einem Phantom nachzujagen. Es gibt viele, die dich zum Tode verurteilt haben. Ich
möchte dir so gern glauben, aber ich weiß nicht, ob ich es verantworten kann.«
»Jeder macht Fehler, und ich sehe meine ein. Ich will versuchen, sie wiedergutzumachen. Aber
wenn du jetzt meine Hand ausschlägst – was soll dann geschehen?«
Hilfesuchend wandte Rhodan sich an Bully. Bully zuckte mit den Schultern, um so auszudrücken,
daß er sich nicht sicher war.
Wie erwartet, stand Rhodan plötzlich allein da und mußte die Entscheidung fällen. Er fühlte,
daß es keine reine Verstandesentscheidung wurde, sondern eine gefühlsbedingte. Konnte er das
verantworten? Widersprachen gefühlsbedingte Entscheidungen nicht sehr oft dem gesunden
Menschenverstand? Auch jetzt sagte ihm sein Verstand, daß der unversöhnliche Haß seines Sohnes
niemals in so kurzer Zeit in Reue oder gar Zuneigung umschlagen konnte.
Seine Zweifel suchten nach einem Ausweg. Und er fand ihn. Er sprach ihn sogar offen aus.
»Es fällt mir schwer, dir zu glauben, mein Sohn. Wenn ich überhaupt einem Treffen zwischen uns
beiden zustimme, so nur deshalb, um deine Absichten kennenzulernen. Ich will die Motive deiner
angeblichen Sinneswandlung ergründen. Aber hüte dich, mir eine Falle zu stellen.«
»Ich komme allein, aber ich erwarte das auch von dir. Das Plateau ist nur klein, und kein
Schiff kann darauf landen. Im Augenblick bin ich so gut wie hilflos. Wenn auch du allein kommst,
stehen nur wir beide uns gegenüber – und du wirst mich doch nicht fürchten. Ich bin
waffenlos.«
Auch das konnte eine Falle und eine Lüge sein, überlegte Rhodan, der innerlich bereits fest
entschlossen war, den Versuch zu wagen. Sollte er nicht für Rückendeckung sorgen? Wenn er jetzt
auch nur einen einzigen falschen Schritt unternahm, war der bisher errungene Erfolg gefährdet.
Auf der anderen Seite durfte er keine Chance versäumen, den Sohn zurückzugewinnen.
»Also gut, ich werde kommen. Zu Fuß, wenn es geht.«
»Es geht leicht. Hundert Meter unterhalb des
Weitere Kostenlose Bücher