Silberband 014 - Rhodans Sohn
Plateaus erstreckt sich eine Ebene, auf der ein
Schiff landen kann. Von da an geh allein. Ich habe nichts dagegen, wenn dein Schiff bleibt und
wartet. Du mußt zugeben, daß es innerhalb weniger Sekunden über dem Plateau erscheinen könnte,
wenn etwas Verdächtiges geschieht. Niemand könnte sich dem Plateau nähern, ohne von deinen
Raumfahrern bemerkt zu werden.«
Das klang einleuchtend. Rhodans letzte Zweifel schwanden.
Es entstand eine kleine Pause, als die Ergebnisse der Peilungen eintrafen. Rhodan überprüfte
sie. Cardifs Sendung kam von einer kleinen Felseninsel mitten im Meer. Der nächste Kontinent war
fünfhundert Kilometer entfernt. Was Rhodan allerdings nicht wußte, war die Tatsache, daß kaum
hundert Kilometer von der Insel entfernt ein riesiges Unterwassergebirge seine Gipfel bis tausend
Meter unter die Meeresoberfläche emporhob.
»Ich werde in einer halben Stunde auf der Insel landen«, sagte Rhodan entschlossen. »Aber ich
warne dich, Thomas! Eine falsche Bewegung, und ich lasse jede Rücksicht fallen. Es ist mein
letzter Versuch, dir die Hand zu reichen. Vergiß das nicht.«
»Ich warte auf dich«, sagte Cardif nur, dann erlosch der Bildschirm.
»Wie kannst du so leichtgläubig sein, diesem Cardif auch nur eine Sekunde zu trauen«, rügte
Bully und machte seiner Empörung Luft. »Glaubst du denn vielleicht an diese wundersame Wandlung
seines Charakters? Wenn der Schock der Behandlung wirklich eine Änderung verursacht hat, dann
bemerkte es Cardif aber reichlich spät.«
»Ich behaupte nicht, ihm restlos zu vertrauen«, entgegnete Rhodan langsam und betrachtete die
Karte, die auf dem Kontrolltisch lag. Die Insel war bereits eingezeichnet worden. »Aber welchen
Hinterhalt könnte er mir schon stellen? Eine einsame Insel. Die IRONDUKE wird in der Nähe sein.
Niemand kann sich unbemerkt dem Plateau nähern. Ich muß es riskieren. Im Grunde genommen bleibt
mir keine andere Wahl – und Thomas Cardif weiß das genausogut wie ich. Ganz davon abgesehen,
daß er mein Sohn ist, wir brauchen so schnell wie möglich das Gegenmittel. Also – worauf
warten wir eigentlich noch?«
Während die IRONDUKE aus der Kreisbahn glitt, verlangsamte und in die Atmosphäre eintauchte,
bereitete sich Rhodan auf das Zusammentreffen mit seinem Sohn vor. Er überlegte sehr lange, aber
dann entschloß er sich, das Mißtrauen seiner Freunde zu teilen. Er schob einen kleinen
Nadelstrahler in die Tasche seiner Uniformhose. So ganz waffenlos wollte er sich nicht der
Willkür seines größten Gegners aussetzen.
Die Insel kam in Sicht. Langsam näherte sich ihr das riesige Schiff und überflog in geringer
Höhe den einzigen Berggipfel, der vorhanden war. In der Tat stellte der Gipfel ein Plateau dar.
Es war sehr klein und hatte kaum einen Durchmesser von dreißig Metern. Ein größeres Schiff konnte
hier unmöglich landen.
Mitten auf dem Plateau stand eine einsame Gestalt und blickte nach oben. Ihr Gesicht war
deutlich zu erkennen. Thomas Cardif war allein. Die kahle Felsenplatte bot nicht das geringste
Versteck. Niemand konnte sich auf ihr oder auch nur in ihrer Umgebung verbergen, ohne vom Schiff
aus gesehen zu werden.
»Wenn das eine Falle sein soll«, murmelte Claudrin, »dann bin ich sehr gespannt, wie sie
aussieht. Cardif allein dürfte wohl keine Gefahr für Sie bedeuten.«
Rhodan nickte langsam. »Ich bin Ihrer Meinung. Landen wir also. Dort, neben dem Plateau, wie
Cardif sagte. Die Ebene ist groß genug.«
Das riesige Schiff senkte sich langsam auf die Hochfläche hinab und setzte sanft auf. Bully
begleitete Rhodan bis zum Ausstieg.
»Ich werde das Gefühl nicht los, Perry, daß die Sache faul ist. Wie sollen wir wissen, was
passiert? Von hier unten ist die Rückseite des Plateaus nicht einzusehen.«
Rhodan stand an der Schwelle der Schleuse. Dicht vor seinen Füßen flimmerte das Antigravfeld,
das ihn sicher nach unten gleiten lassen würde.
Er sagte: »In meiner Tasche habe ich einen Sender. Er wird ständig meinen Aufenthaltsort
verraten. Außerdem kann ich euch jederzeit mit meinem Funkgerät anrufen.« Er deutete auf sein
winziges Armbandgerät. »Schließlich habe ich nichts dagegen, wenn die IRONDUKE in einer
Viertelstunde startet und in größerer Höhe meine weiteren Befehle abwartet. Genügt dir das?«
Bully nickte beruhigt. »Ja, ich denke schon. Wenigstens ist mir das lieber, als wenn wir hier
wie die Schneehühner sitzen.« Er reichte Rhodan die Hand. »In
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