Silberband 014 - Rhodans Sohn
zu spät erfolgte oder ob beabsichtigt war, daß
man Rhodan vorher in Sicherheit brachte. Natürlich konnte er nicht ahnen, daß der falsche Rhodan
den Zeitzünder erst dann eingeschaltet hatte, als man ihn fand.
Zum Glück wurde weder ein Schiff noch ein U-Boot beschädigt.
Bully befahl, die U-Boote einzusammeln und an Bord zu nehmen. Für ihn war das Unternehmen Okul
erledigt.
18.
Cardif-Rhodan erwachte. In der Nähe hörte er Menschen, die sich leise unterhielten.
Er hielt die Augen geschlossen und entspannte sich. Willig ließ er es geschehen, daß sie Herztöne
und Gehirnschwingungen maßen, eine Blutprobe entnahmen und jedes einzelne Organ auf seine
Funktion hin untersuchten. Das größte Interesse jedoch erweckte bei den Spezialisten sein
Geisteszustand.
Sie unterhielten sich leise, aber Cardif konnte jedes Wort verstehen. Sie hatten Verdacht
geschöpft, soviel stand fest. Ein ungeheurer Schreck durchzuckte Cardif. Sollte sein Plan in
letzter Sekunde scheitern? Und das nur, weil diese Pedanten zu sorgfältig ans Werk gingen?
Er blieb ruhig und lauschte dem Gespräch.
»… ohne Zweifel Folge einer seelischen Belastung«, dozierte jemand, den er nicht kannte. »Man
muß ihn mit Hypnoseverstärkern verhört haben. Das kann nicht ohne schädigenden Einfluß auf das
Gehirn geblieben sein.«
»Wollen Sie damit sagen«, warf eine andere Stimme ein, »daß Rhodan geistesgestört ist?«
»Nein, das natürlich nicht. Nur ein schwerer Schock. Wir haben hier an Bord weder die
Instrumente noch die Fachärzte, um einen Heilungsprozeß einzuleiten. Wir müssen veranlassen, daß
Rhodan sofort in eine Spezialklinik gebracht wird.«
»Schock? Durch Hypnoseverhör?«
»Genau. Sie haben ihn offenbar nach seinem Gespräch mit Bully noch einem Hypnoseverhör
unterzogen.«
Jemand betrat den Raum. Cardif blinzelte vorsichtig durch die Augenlider und erkannte Bully.
Er begegnete direkt dessen Blick und wußte, daß es zu spät war, weiter den Bewußtlosen zu
spielen. Also stöhnte er leise auf, als wäre er gerade dabei, aus einem tiefen Schlaf zu
erwachen.
»Er kommt zu Bewußtsein!« rief einer der Ärzte.
Bully trat näher. »Perry, hörst du mich? Erkennst du mich? Nicke mit dem Kopf, wenn du
kannst …«
Cardif nickte, und es sah ganz so aus, als benötige er dazu alle noch in seinem Körper
vorhandenen Kräfte.
»Er hat mich erkannt«, triumphierte Bully glücklich. »Mein Gott, er hat mich erkannt. Dann hat
er also nicht sein Gedächtnis verloren.« Er beugte sich dicht über Cardifs Gesicht und studierte
es. Das waren die entscheidenden Sekunden. Wenn überhaupt eine Entdeckung möglich war, dann mußte
sie jetzt erfolgen. Niemand kannte Rhodan besser als Bully, sein ältester Freund. Bully kannte
jede Falte des vertrauten Gesichts. »Fühlst du irgendwelche Schmerzen, Perry? Sage doch
etwas.«
Cardif lächelte mühselig, und es sah so aus, als wolle er jeden Moment das Zeitliche segnen.
Er spielte seine Rolle vorzüglich.
»Danke, Bully.«
»Na endlich«, freute sich der Dicke. »Endlich spricht er. Wer hat dir denn das Ding auf der
Stirn verpaßt? War das Cardif, dieser Halunke? Ja? Na, der ist uns entkommen, aber verlaß dich
darauf, einmal erwischen wir ihn. Und dann soll er büßen.«
»Ja.« Rhodan-Cardif nickte schwach.
Die Ärzte drängten Bully beiseite.
»Der Patient benötigt Ruhe«, erklärte einer von ihnen. »Es ist nicht gut, wenn Sie ihn zu sehr
anstrengen, Sir.«
»Gut, wenn Sie meinen, daß es besser ist.« Er wandte sich wieder Cardif zu. »Bis später. Das
Beste, was du tun kannst, ist schlafen.«
»Noch nicht, Dicker. In meiner rechten Uniformtasche befindet sich die Formel für das
Gegenmittel.«
Bully starrte ihn entgeistert an. »Das hatte ich vor Aufregung fast vergessen.«
»Veranlasse sofort alles Notwendige!« befahl Rhodan-Cardif.
Bully nahm die Unterlagen an sich, verabschiedete sich überschwenglich und verließ die
Medo-Station.
Cardif atmete erleichtert auf. Er wußte, daß Bully die größte Bewährungsprobe bedeutet hatte.
Und Bully hatte ihn für Rhodan gehalten, ohne auch nur eine Sekunde zu zögern.
Bis die IRONDUKE auf der Erde landete, war er vor jeder Entdeckung sicher. Während des Fluges
würde nicht viel geschehen. Sie würden ihn in einen gesunden Schlaf versenken, vielleicht die
Arbeit seines Gehirns überwachen und die Tätigkeit seiner Organe kontrollieren. Aber richtig
behandelt würde er erst in Terrania
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