Silberband 014 - Rhodans Sohn
Springerkontore so zu überwachen, wie es unsere
Sicherheit erfordert. Wir öffnen unsere Tore für ›trojanische Pferde‹.«
»Das lassen Sie meine Sorge sein, Mercant. Ich habe den Antrag genehmigt. Genügt das
nicht?«
Innerlich fieberte Thomas Cardif. Er konnte den Chef der Solaren Abwehr verstehen. Er erkannte
auch, was hinter diesem Antrag der Springer steckte: schleichende Übernahme des Solaren Imperiums
durch die Galaktischen Händler, hinter denen jedoch die Priester des Baalol standen.
Mercants Gesicht wurde zur Maske. Seine Lippen preßten sich hart zusammen. Sein Atem ging
stoßweise. Langsam, fast widerwillig legte er das Expertengutachten wieder zusammen und steckte
es in die Mappe.
Wortlos nickte er Rhodan zu. Wortlos erhob er sich und ging.
Cardifs Blick folgte ihm bis zur Tür. Als sie hinter Mercant zufiel, tat Thomas Cardif einen
tiefen Atemzug. In ohnmächtiger Wut ballte er die Hände. »Ihr Antis!« knirschte er und fuhr
zusammen, als neben ihm der Bildschirm des Visiphons aufflackerte.
Reginald Bull rief ihn an. Er konnte noch nicht wissen, daß Mercants Besuch erfolglos
geblieben war.
»Perry«, sagte er, »die Anmeldung teilt mir soeben mit, daß du bereit bist, einen Arkoniden
namens Banavol zu empfangen. Darf ich einmal wissen, was dieser Mann von uns will?«
Immer wieder ärgerte sich Cardif darüber, daß Reginald Bull sich mit seiner Neugier in die
privatesten Dinge einmischte. Mehrfach hatte er versucht, dem einen Riegel vorzuschieben, aber
jeder Versuch war an Bullys Dickfelligkeit gescheitert.
»Banavols Besuch hat mit Cardif zu tun, Dicker. Zufrieden?«
»Ja«, log Bull und schaltete ab. Er lehnte sich zurück, um nachzudenken. Da betrat Mercant
sein Zimmer.
Bully konnte auf jede Frage verzichten. Das Gesicht des Solarmarschalls schien erstarrt. Er
warf die Mappe mit dem Expertenbericht auf den Schreibtisch des Dicken. »Die Invasion kommt!«
»Welche Gründe hat der Chef angeführt, Mercant?«
»Führt er neuerdings überhaupt noch Gründe an?« stellte Allan seine Gegenfrage. »Und was
passiert nun, Bull?«
»Wieviel Vorbereitungszeit benötigen Sie, um den Personalbestand der Abwehr erhöhen zu
können?«
Mit beiden Armen machte Mercant eine verzweifelte Geste. »Wie stellen Sie sich das vor:
Erhöhung des Personalbestands? Bull, der Dienst in der Abwehr muß gelernt sein. Ich sage Ihnen
jetzt, damit es zwischen uns beiden keine Mißverständnisse gibt: Die Solare Abwehr ist ihrer
Aufgabe nicht mehr gewachsen, wenn zusätzlich zu den schon vorhandenen Springerkontoren weitere
dreihundert Niederlassungen kommen. Und bevor es soweit ist, gehe ich in Pension.«
Bully beherrschte sich dieses Mal. »Mercant, ich riskiere jetzt sehr viel. Das, was ich
vorhabe, erzähle ich Ihnen nur privat. Ich werde den Antrag der Springer abändern, und zwar in
dem Sinn, daß pro Jahr nur hundert neue Springerkontore innerhalb des Solaren Systems eröffnet
werden können.«
»Wenn Sie das schaffen, Bull …« Mercants Augen leuchteten auf, doch der Glanz darin hatte
nicht lange Bestand. »Wenn der Chef dahinterkommt, stößt er alles wieder um.«
»Darauf lasse ich es ankommen, Mercant. Wissen Sie übrigens, wer im Augenblick beim Chef ist?
Ein Arkonide, in Sachen Thomas Cardif.«
»Wissen Sie, wie er heißt?« fragte Mercant knapp. Er zeigte keine Überraschung.
»Banavol.«
»Bekannt. Sehr lebhaft, äußerst intelligent, sehr geschäftstüchtig. Wir arbeiten mit seinem
Büro zusammen.«
»Wer? Die Abwehr?«
»Ja. Er hat ein Beratungsinstitut für wirtschaftliche Probleme aufgebaut; eins der wenigen
Spionagebüros im Arkon-Imperium, mit denen wir etwas anfangen können. So, Banavol ist beim Chef,
wegen Cardif. Das ist übrigens auch ein Punkt, in dem der Chef sich merklich verändert hat: Mit
einer früher nie gezeigten Hartnäckigkeit versucht er, seinen Sohn finden zu lassen. Nur weiß ich
nicht, ob ich diese Veränderungen bei Rhodan begrüßen soll oder nicht. Aber zur Stunde haben wir
ja andere Sorgen.«
Beide ahnten nicht, welche Sorgen der Mann hatte, den sie für Perry Rhodan hielten.
Banavol, im Aussehen typischer Arkonide, saß Cardif-Rhodan gegenüber. Der etwa dreißigjährige
Mann zeigte offen seine arkonidische Arroganz. Für ihn war der Erste Administrator des Solaren
Imperiums ein unter ihm stehender Primitivling.
Kaum hatte er Platz genommen, als er das Gespräch eröffnete.
»Kann ich hier ungestört sprechen? Ich
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