Silberband 015 - Mechanica
schlief ich ein. Es war der beste Weg, um die Wartezeit zu überbrücken.
Ein Phänomen zeichnete sich ab. Es bestätigte Kalups Theorie, die er uns noch vor dem Aufbruch
auf Terra mitgeteilt hatte. Kalup stützte seine Theorie auf Informationen, die er von Mitgliedern
des Mutantenkorps erhalten hatte, als diese auf Sphinx unauffällig die vier akonischen
Wissenschaftler aushorchten. Ich ließ mir seine damaligen Ausführungen nochmals durch den Kopf
gehen.
Der geniale Wissenschaftler hatte aus der Tatsache, daß wir außerhalb des Wandelfeldes nicht
die Umgebung der Jetztzeit, sondern nur jene der relativistischen Vergangenheit sehen konnten,
Rückschlüsse gezogen.
Er behauptete, wir – die SOTALA und jedes Atom innerhalb des Umlenkfeldes – seien
nach wie vor Bestandteile der Jetztzeit. Darunter wurde der 11. Februar 2106 terranischer
Rechnung verstanden.
Die Existenz im Rahmen dieser Jetzt-Epoche sei aber relativ. Für Betrachter aus der
bezugsgebundenen Ebene der Ära Tutmors VI. wären wir stofflich stabile Körper aus deren
Eigenzeit. Daraus resultiere ein merkwürdiger Effekt.
Kalup hatte abschließend erklärt, wir wären für jedermann aus dem Jahre 6023 vor Jetztzeit ein
klar erkennbarer Gegenstand.
Der Zeitumformer, der damals Arkon III um 15.000 Jahre in die Vergangenheit versetzt hatte,
kam mir in den Sinn. Das damals aufgebaute Zeitfeld hatte sich ganz anders verhalten. Die Ursache
dafür war, daß alle Zeitumformer zwar nach demselben Prinzip arbeiteten, aber in den
Begleiterscheinungen völlig verschieden waren. Mir wurde klar, welch unverschämtes Glück wir
hatten, diesen Zeitumformer zu besitzen. Hätten die Akonen damals unser Gerät auf Arkon
III eingesetzt und das andere im Museum zurückgelassen, wäre unsere Aufgabe kaum realisierbar
gewesen. Zweifellos handelte es sich bei unserem Gerät um eine verbesserte Weiterentwicklung
seiner Vorläufer. Dies ging allein schon aus der Tatsache hervor, daß in diesem Gerät
einige Spezialschaltungen vorhanden waren, die es uns ermöglichten, Funksprüche nach außen derart
zu manipulieren, daß sie bei Verlassen des Feldes nicht in die Realzeit zurückfielen, sondern in
der Zeit verblieben, in der wir uns jetzt befanden. Die Spezialschaltungen ermöglichten es uns
auch, Funksprüche in umgekehrter Richtung, also von außen, zu empfangen.
Aus der Endauswertung wurde ersichtlich, wie verworren diese Zeitreise war. Wir konnten unsere
Epoche nicht wirklich verlassen, wurden aber für jeden Außenstehenden zum allgegenwärtigen
Bestandteil seiner Eigenzeit.
Als die Wartezeit abgelaufen war, waren wir mit der SOTALA in Transition gegangen, die uns auf
der Bahn des sechsten Arkonplaneten ins Einsteinuniversum zurückbrachte. Dabei war keine
Veränderung der künstlich beeinflußten Zeitlinien erfolgt, was eindeutig bewies, daß die
Energieaufwendung des Wandlers jenseits der fünfdimensionalen Gesetze lag.
Dann hatte Kalup Grund zu triumphieren. Wir waren von einigen Wachkreuzern des inneren
Abwehrringes geortet und angerufen worden, obwohl unser zweihundert Kilometer durchmessendes
Wandelfeld nicht bis zu diesen Schiffen reichte.
Also konnten sie uns sehen und sogar auf der Funkechobasis orten. Dies bewies Kalups Theorie.
Wir waren für die Toten existent und sie ebenfalls für uns.
Ich hatte das Kodesignal und die Rufnummer der SOTALA abstrahlen lassen. Die Antwort war
befriedigend gewesen. Das Flottenkommando hatte sofort die Landeerlaubnis erteilt.
Zur Zeit flogen wir mit mäßiger Fahrt auf Arkon III zu. Ein Leichter Kreuzer begleitete uns.
Ich erhielt zum ersten Mal Gelegenheit, mit einem längst Verstorbenen zu sprechen. Der
Kommandant, es war ein Kapitän vierter Klasse, behandelte mich, den falschen Tresta, sehr
respektvoll. Anscheinend wußte man schon von ›meinem‹ Erfolg im Nebelsektor.
Ich bat über Funk um die Zuweisung eines Landeplatzes nahe der Zentralwerften. Wir wußten, daß
der Robotregent zu jener Zeit in unmittelbarer Nähe erbaut worden war.
Mein Ersuchen wurde auf dem vorgeschriebenen Dienstweg weitergegeben und kurz darauf
genehmigt.
Wir überflogen die Titanenanlagen des Kriegsplaneten. Die Fernsteuerzentrale fing uns ein und
lenkte uns in den vorgeschriebenen Flugkorridor.
In den einzelnen Abteilungen der SOTALA erfolgten die letzten Testbefragungen. Die Besatzung
des echten Schweren Kreuzers war uns namentlich bekannt. Helden waren in der arkonidischen
Geschichte schon
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