Silberband 016 - Die Posbis
trotz der schlechten Erfahrungen, die Atlan mit den 500 Posbischiffen gemacht hatte,
alle mit Individualabsorbern ausgerüstet. Diese waren jedoch nicht aktiviert, da man sonst keinen
Kontakt mit dem Plasma oder Lloyd herstellen konnte. Zusätzlich besaß jeder von ihnen ein kleines
Symbolfunkgerät, mit dem man mit der Positronik des Fragmentraumers Kontakt aufnehmen konnte.
Über die an Bord eines Posbischiffs herrschenden Verhältnisse war man von Gucky, Kakuta und
Tschubai unterrichtet worden. Diese drei waren bisher die einzigen, die sich an Bord eines
Fragmentschiffs aufgehalten hatten – wenn man davon absah, daß man auch auf Mechanica
Gelegenheit gehabt hatte, ein abgestürztes Posbischiff zu studieren.
In ihren Ohren dröhnte noch das Krachen, mit dem der Kugelbehälter gegen den Metallboden
gestoßen war. Die Außenmikrophone ihrer Raumhelme hatten das Geräusch übertragen. Die Männer und
Gucky befanden sich in einer nicht zu beschreibenden Umgebung. So verrückt diese Fragmentraumer
von außen aussahen, so unsinnig schien auch das Innere der Schiffe gestaltet zu sein.
Sie sahen überall zerstörte Posbis. Die Stahlkapseln mit dem Plasma lagen neben ihnen am Boden
und warteten darauf, von den Bergungsmaschinen abgeholt zu werden. Mit Hilfe ihrer
Symbolfunkgeräte registrierten sie die Notrufe der Positronik: »Liebt das Innere, rettet das
Innere.«
Man wußte, daß die Gefahr eines Angriffs nur von diesen Bergungsmaschinen oder von eventuell
vorhandenen plasmalosen Kampfrobotern ausgehen konnte. Kurze Erkundungssprünge der Teleporter in
andere Bereiche des Schiffes zeigten überall das gleiche Bild. Alle Posbis waren der
Selbstzerstörung zum Opfer gefallen. Überall waren Bergungsmaschinen damit beschäftigt, die
Plasmakapseln einzusammeln. Man konnte nur hoffen, daß die Zentrale von den Bergungseinheiten
noch nicht heimgesucht worden war, denn dann würde sich das Schiff vermutlich auch selbst
zerstören wie die Posbis.
Die Ereignisse auf Everblack hatten gezeigt, daß die Posbis von zwei Kommandoeinheiten
gesteuert wurden. Der Schluß, daß dies auch auf allen Fragmentraumern so war, lag auf der Hand,
und die empfangenen Notrufe der Positronik bestätigten dies. Man war davon überzeugt, in der
Zentrale neben einer Positronik auch größere Mengen Plasma vorzufinden, das narkotisiert war.
Sie befanden sich in einer Maschinenhalle mit unbekannten Apparaten. Mehr als vierzig Meter
über ihnen war die Decke; keine glatte Fläche, sondern mit beulenartigen Vertiefungen und
spitzauslaufenden Vorsprüngen versehen.
Häßliche Aggregate umgaben sie. Stellenweise reichten die Geräte bis zur Decke. Aber kein
einziges schien zu arbeiten. Um die Mutanten herrschte eine bedrohliche Stille.
»Wo mag die Zentrale liegen?« fragte Marshall die Teleporter.
»Ich schaue nach«, piepste Gucky und war verschwunden. Höchste Eile war erforderlich. Die
Wirkung der Narkose ließ in wenigen Minuten nach, dann würde das Plasma wieder erwachen. Bis
dahin mußte jedoch das von ihnen präparierte Plasma an das Zentralplasma des Schiffes
angeschlossen sein, um dieses sofort nach dem Erwachen zu bearbeiten. Kurz darauf kam Gucky
zurück.
»Ich habe die Zentrale gefunden. Das Schiffsplasma befindet sich in sechs großen,
kuppelförmigen Behältern. Es muß sich um eine riesige Menge Plasma handeln. Auch dort befinden
sich einige zerstörte Posbis, darunter ein besonders großes Exemplar, vermutlich der
Posbi-Kommandant.«
»Rede nicht so viel, Gucky«, drängte Marshall. »Gib das Ziel an.«
Sie sprangen erneut. Kakuta nahm diesmal Marshall mit. Olf Stagge wurde in dem Moment zum
aktiven Teleporter, wenn in seiner Nähe sich ein Mutant auf einen Sprung konzentrierte.
Sie kamen in der Zentrale an. Wieder setzte der Behälter krachend auf. Vor ihnen wölbte sich
eine der sechs Kuppeln, von denen jede Tonnen von Biostoff enthielt. Von Bergungsrobotern war
hier noch nichts zu sehen.
Über Helmfunk war Marshalls ruhiges Atmen zu hören. Am Kugelbehälter hatte er die
elektromagnetische Beheizung eingeschaltet.
»Gucky, drücke den Stoff gegen die Wandung.«
Wie von Geisterhand angehoben, schwebte der Behälter auf die gewaltige Kuppel zu, berührte
sie, um in diesem Augenblick die Form zu verlieren und sich auf einer Fläche von mehr als einem
Quadratmeter an die Kuppelwandung anzuschmiegen.
Marshall nahm mit Lloyd telepathischen Kontakt auf.
Zentrale erreicht.
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