Silberband 016 - Die Posbis
kennengelernt haben, heraushebt, ist die Tatsache, daß sie auch über
einen organischen Bestandteil verfügen. Wenn wir uns im Augenblick einmal nicht über die Frage
den Kopf zerbrechen, wie die Roboter an das Plasma herangekommen sind, sondern uns nur darauf
beschränken, was das Plasma auslöst, so muß man den Atem anhalten. Roboter mit Gefühlen hat es
bisher noch nicht gegeben, besser gesagt, sind uns noch nie begegnet. Eine Verbindung zwischen
Positronik und organischen Stoffen in dieser engen Form könnte bei den Posbis Fähigkeiten
hervorrufen, die sie für uns äußerst gefährlich machen. Ob Gefühle jener Art, die das künstliche
Plasma auslösen, enthemmend oder aktivierend auf die Positronik einwirken, bedarf noch
intensiverer Untersuchungen. Ich halte die Posbis im Augenblick für gefährlicher als die
Laurins.«
»Verdammt«, knurrte Bully, »können die Laurins und die Posbis nicht hübsch der Reihe nach
kommen?«
»Manchmal überstürzen sich die Ereignisse, mein lieber Bully«, erwiderte Perry Rhodan mit
feinem Spott, »damit wir weder einrosten noch Speck ansetzen. Übrigens sind unsere Techniker
dabei, die Narkosewaffe, die in ihrer derzeitigen Wirkungsweise keinen Einfluß auf das Plasma
hat, zu modifizieren und auf die Zellstrahlung des Plasmas abzustimmen. Sobald die
Umrüstungsarbeiten abgeschlossen sind, wird uns – so hoffe ich – eine wirkungsvolle
Waffe gegen die Posbis zur Verfügung stehen. Da diese Arbeiten jedoch noch einige Monate in
Anspruch nehmen werden, wir aber solange nicht warten können, werden wir vorerst noch ohne diese
Waffen auskommen müssen. Auch an den Symbolfunkgeräten wurden einige Verbesserungen vorgenommen.
Sie sind nun leistungsfähiger als jene, die auf Mechanica verwendet wurden. Und sie sind nicht
mehr in die Individualabsorber integriert, sondern bilden eine separate Einheit, die völlig
autark ist.«
In Bullys Augen blitzte es kurz auf.
»Wann geht es los?« fragte er knapp. Für ihn stand fest, daß Perry Rhodan unter allen
Umständen jene Welt entdecken wollte, von der aus die Posbis ihre Fragmentraumer starteten.
»Die Aktion gegen die Posbis kann beginnen, wenn die technischen Vorbereitungen abgeschlossen
sind.«
Rhodan ging zum Fenster und ließ sich in einem Gliedersessel nieder. Für Sekunden schweifte
sein Blick nach draußen.
Dort breitete sich die gewaltige Flottenbasis 4-II aus. Sie war eine von rund zwei Dutzend
dieser gigantischen Anlagen auf dem Mond. Auf 4-II allein konnten fünfhundert
Superschlachtschiffe mit dem dazugehörigen Begleitschutz landen.
4-II bot einen imponierenden Anblick innerhalb der großen Ebene, umgeben von einem kreisrunden
Gebirgswall, dessen höchste Gipfel zweitausend Meter hoch in den kalt glitzernden Himmel ragten.
Nur ein Zwölftel aller Anlagen der Mondbasis lag auf der Oberfläche. Noch anderthalb Kilometer
unter dem Niveau der spiegelglatten Landefläche aus temperaturbeständigem Glasfaserbeton
erstreckten sich in künstlich geschaffenen Höhlen gewaltige Ersatzteillager, Kraftstationen und
die Notbunker, vorgesehen als Schutz gegen einen Überfall aus dem Raum.
Unvorstellbare Summen waren in den Mond – die Raumschiffswerft der Erde –
hineingebaut worden.
Aber das war noch nicht das Ende der Entwicklung einer gigantischen Raumschiffswerft; es war
trotz allem bereits Geschaffenen erst der Anfang.
Die Lage in der Galaxis machte es notwendig – und seit dem Auftauchen der Laurins am Rand
der Milchstraße mehr denn je.
»Ob ich will oder nicht, ich muß ein Kommando in diesen Einsatz schicken«, sagte Rhodan
plötzlich laut, ohne sich dessen bewußt zu sein.
»Wen mußt du in den Einsatz schicken, Perry?« fragte Bully, der nicht ahnen konnte, was hinter
der Stirn seines Freundes vorgegangen war. »Von welchem Kommando sprichst du?«
Rhodan drehte sich nach dem untersetzten Mann um. »Ich habe vom bevorstehenden Einsatz am Rand
der Milchstraße gesprochen, draußen, im sternenarmen Raum, Dicker. Eine Gleichung, die fast nur
aus lauter Unbekannten besteht, und wenn ich dabei bedenke, daß jedes Menschenleben unbezahlbar
ist, dann fällt es mir schwer, für diesen Einsatz den Befehl zu geben.«
Vor zehn Jahren war Brazo Alkher jüngster Offizier der FANTASY gewesen, jenem
zweihundert Meter großen Kugelraumer mit dem ersten Lineartriebwerk.
Heute sah Brazo Alkher immer noch wie ein schlaksiger junger Mann aus. Auch seine
Bescheidenheit und
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