Silberband 017 - Die Hundertsonnenwelt
umgehend.
Bald darauf war es soweit. Die Transition erfolgte wieder ohne Entzerrungsschmerz.
Dem gleißenden Sternenmeer nach zu urteilen, befanden wir uns wieder in der Randzone der Galaxis. Auf dem Bildschirm schimmerte ein Planet, den ich noch gut in Erinnerung hatte.
»Das ist Sumath«, sagte Perry erschöpft. »Sie bringen uns an den Ausgangsort des Abenteuers zurück. Hoffentlich eröffnet Claudrin nicht das Feuer.«
Perry wälzte sich herum und schaltete sein Minikom ein. Die Verbindung gelang auf Anhieb.
Claudrins Baßstimme kam aus dem Lautsprecher. »Jawohl, ich habe verstanden. Ich ziehe die Linie zurück. Sind Sie wohlauf?«
»Natürlich«, erwiderte Rhodan. »Wir lassen uns auf Sumath absetzen. Kümmern Sie sich nicht um den Fragmentraumer. Dies ist ein ganz besonderes Fahrzeug, und seine Besatzungsmitglieder sind unsere Freunde. Fast schon unsere Lebensretter, möchte ich sagen.«
Die Willys schrien vor Freude.
Claudrin fragte entsetzt zurück, was das für ein Gejammer sei und ob er nicht doch vorsichtshalber mit der THEODERICH auf Angriffsposition gehen solle.
»Hüten Sie sich!« rief Perry durch den Lärm. »Holen Sie uns mit einer Space-Jet ab. Ende.«
Er unterbrach die Verbindung, und wir wurden bei dem Landemanöver nochmals durchgerüttelt. Über der Insel wurden wir aus hundert Metern Höhe ausgeschleust. Wir flogen zu dem Plateau hinunter, landeten und sahen hinauf zu der gigantischen Stahlwand, die Maschinen und Wesen umschloß, die wir wohl niemals richtig verstehen würden.
Unser Willy winkte mit allen Armen, die er eilig aus seiner Körpermasse formte. Ich wußte, daß er nach uns rief, aber wir konnten ihn nicht mehr hören.
Augenblicke später ruckte der Fragmenter so vorsichtig an, daß wir kaum eine Hitzewelle verspürten. Er trieb im Schutz seiner Antischwerefelder auf das Meer hinaus, wo schließlich die Triebwerke erwachten.
Ein Blitz, ein Donnerschlag – aufgewühlte Wogen, verdampfendes Wasser – und verschwunden war das Ungetüm. Die aufgerissene Lufthülle strömte explosionsartig in den Vakuumschacht entlang der Startbahn hinein. Es war, als wollte diese Welt untergehen.
Wir erhoben uns aus den Deckungen und betasteten erst einmal unsere Glieder.
»Träume ich?« fragte Fellmer Lloyd.
Ich schüttelte den Kopf. Rhodan saß auf dem Boden und blickte einem heranhuschenden Objekt entgegen, das über das Meer herangeschossen kam.
Heulend glitt die diskusförmige Space-Jet über die Insel hinweg, flog ein Bremsmanöver und landete dann auf gespreizten Teleskopbeinen.
Reginald Bull, Rhodans Stellvertreter, sprang aus dem Luk. Sein breites Gesicht war heftig gerötet.
»Was war das für ein Unsinn?« brüllte er. »Wie kommt ihr dazu, ohne mein Wissen einen solchen Flug zu riskieren?«
Ich winkte ab. Als Bully unseren Zustand bemerkte, schloß er den Mund und rief nach einem Arzt.
»Also, was hat es gegeben?« wollte er dann wissen.
»Wie sieht es an der Front aus?« antwortete ich mit einer Gegenfrage. »Haben Sie in den letzten Stunden noch Fragmentraumer geortet?«
»Ja, mehrere, aber sie befanden sich im Abflug.«
Rhodan begann zu lächeln. Stöhnend, die Hüften mit beiden Händen massierend, schritt er auf die Space-Jet zu.
»Na also«, sagte ich zufrieden. »Erklärungen folgen später, Bully. Wir haben ein Bündnis geschlossen und eine Haßschaltung beseitigt.«
»Eine was?« erkundigte er sich. Als ich seinen verstohlenen Wink bemerkte und ein Arzt der THEODERICH näher kam, packte mich der Übermut.
Rhodan spielte mit, und Lloyd sang ein Piratenlied. Der Mediziner begann prompt mit hochwissenschaftlichen Erklärungen, von denen Bully keine einzige verstand.
»Napoleon persönlich drückte meine Hand«, behauptete Rhodan. Ich nickte bestätigend und fügte noch hinzu, der Wind im interkosmischen Raum sei für die Segel unseres Schiffes etwas zu schwach gewesen.
Es dauerte lange, bis Bull unser Spiel durchschaute. Schimpfend stapfte er auf das Boot zu. Mir tat nur der Mediziner leid, der reichlich verwirrt seine drei gefüllten Spritzen wieder zurücklegte.
In der THEODERICH angekommen, begann sofort der normale Dienstbetrieb. Rhodan gönnte sich keine Ruhe.
Sein Bericht wurde über Funk an die Solare Abwehr abgestrahlt. Mehr konnten wir augenblicklich nicht tun.
Erst nach zwei Stunden suchte er mich in meiner Kabine auf. Wir schwiegen lange, bis ich endlich jene Bedenken über die Lippen brachte, über die ich schon seit Stunden
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