Silberband 017 - Die Hundertsonnenwelt
des Kommandanten der UPPSALA. Semajin hätte mehrere Infrarotaufnahmen des Posbiplaneten Frago vorgewiesen, aus denen eindeutig hervorging, daß die Posbis in zwei Parteien aufgespalten waren, die sich mit allen Mitteln bekämpften. Zwei Besatzungsmitglieder der UPPSALA waren mit einer Space-Jet auf Frago gelandet. Nach ihren Aussagen zu schließen, schien eine Gruppe von Robotern auf Feindseligkeiten gegenüber Terranern zu verzichten.
Rhodan unterbrach seine Gedanken und blickte auf. Van Moders, der ihn die ganze Zeit über schweigend beobachtet hatte, pochte mit den Fingern auf die Blätter.
»Das ist der Beginn eines Chaos«, sagte er. »Früher oder später werden alle Posbis von diesem Vernichtungswahn überfallen werden.«
Rhodan stand auf. Er konnte Atlan für dessen selbständiges Handeln keinen Vorwurf machen – im Gegenteil, er konnte froh sein, daß er so rechtzeitig von der neuen Lage erfahren hatte. Gemessen an dieser Lage erschien das Drängen des Plasmas verständlicher. Offensichtlich geschahen auch auf der Hundertsonnenwelt Dinge, die niemand vorhergesehen hatte.
Auf dem Kontrollschirm der Raumortung war das Fragmentschiff als heller Fleck zu erkennen. Dort verharrte es in seiner Warteposition, eine ständige Aufforderung an die Terraner, an Bord zu kommen.
Wäre der Kommandant des riesigen Schiffes menschlich gewesen, er wäre bereits ungeduldig geworden. Das Plasma jedoch verharrte im System von Taphors Planet. Wie ein Hund, der nicht von der Seite seines Herrn weicht, blieb das Fragmentschiff in der Nähe. Unaufdringlich, aber stets so dicht an dem terranischen Verband, daß man seine Anwesenheit nicht vergessen konnte.
John Marshall, der Chef der Mutanten, trat neben Rhodan. Seine Augen folgten Rhodans Blick. Marshall war ein ruhiger Mann, der für seine sachlichen Entscheidungen bekannt war. In seiner Gegenwart hatte man stets das Gefühl, daß Marshall ein einsamer Mann war; seine Ruhe ließ ihn manchmal traurig wirken.
»Wie oft hast du dir das Schiff nun schon betrachtet?« piepste Gucky aus dem Hintergrund. Der Mausbiber hatte sich den bequemsten Platz ausgesucht, der innerhalb der Kommandozentrale für ihn aufzutreiben war: Claudrins Pilotensitz. Der Epsalgeborene hielt sich in diesem Augenblick in seiner kleinen Kabine auf.
Obwohl Gucky seine Frage an Marshall gestellt hatte, wußte jeder, der sie gehört hatte, daß sie eigentlich Rhodan galt. Der Ilt litt unter der Untätigkeit, zu der die Besatzung der THEODERICH in den letzten Tagen verurteilt war, mehr als jeder andere an Bord. Er ließ keine Gelegenheit ungenutzt, um seine Langeweile zu demonstrieren.
»Du hast recht, Kleiner«, sagte Rhodan. »Wir haben jetzt lange genug gewartet.«
Gucky richtete sich erwartungsvoll von seinem Platz auf. Seine kurzen Beinchen suchten vergeblich auf dem Boden nach Halt.
»Endlich geht es los!« rief Gucky mit seiner hellen Stimme. »Ich habe schon angefangen, Wurzeln zu schlagen.«
»Wollen Sie tatsächlich den Flug zur Hundertsonnenwelt wagen?« fragte Marshall. »Ich würde sagen, daß dies unter den gegenwärtigen Umständen gefährlich sein könnte.«
Rhodan schüttelte seinen Kopf.
»Ich werde nicht selbst fliegen, John«, erklärte er. »Meine Anwesenheit an Bord des Fragmentschiffs könnte zu leicht zu einer Erpressung ausgenutzt werden.«
»Das stimmt!« rief Van Moders dazwischen. »Wir werden ein Spezialkommando bilden, dem fähige Männer angehören. Ich melde mich freiwillig.« Er errötete, als er zu spät bemerkte, daß er sich selbst gelobt hatte. »Ich meine natürlich, daß es gut wäre, wenn ein oder zwei Sachverständige dabei wären«, fügte er hastig hinzu.
Mit einer Schnelligkeit, die ihm kaum jemand zugetraut hätte, sprang Gucky von Claudrins Sessel und watschelte auf Rhodan zu.
»Dem Spezialkommando muß selbstverständlich auch ein fähiger Mutant angehören«, gab er bekannt. Er ließ keinen Zweifel daran, daß er sich selbst damit meinte. Im Gegensatz zu Van Moders errötete Gucky nicht, aber Bescheidenheit war noch nie seine Stärke gewesen.
»Moment«, wehrte Rhodan ab. »So geht das nicht. Inzwischen sind schließlich Dinge geschehen, die unübersehbare Folgen für uns haben können. Wenn die Posbis nicht aufhören, sich gegenseitig zu zerstören, wird unser Versuch, sie als Verbündete zu gewinnen, bald sinnlos geworden sein.«
»Perry hat recht«, stimmte Marshall zu. »Wir dürfen jetzt keinen Fehler begehen. Es ist richtig, daß wir wissen
Weitere Kostenlose Bücher